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Ein Kantor zwischen Bach-Choral und Jam-Session

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Nicht nur bei der Arbeit mit Kindern in seinem Element: Dekanatskantor Simon Graeber, der vor allem in der Maria-Magdalena-Gemeinde in Sachsenhausen tätig ist. FOTO: michael faust
Nicht nur bei der Arbeit mit Kindern in seinem Element: Dekanatskantor Simon Graeber, der vor allem in der Maria-Magdalena-Gemeinde in Sachsenhausen tätig ist. © Michael Faust

Seit eineinhalb Jahren wirkt Simon Graeber als Dekanatskantor und hat fürs 25-jährige Bestehen der Maria-Magdalena-Gemeinde schon viele Pläne.

Frankfurt -Das Leben ist manchmal wie eine Straße mit Wegweisern. So ging es offenbar auch bei Simon Graeber: Erst begegnete ihm am Kloster Maulbronn ein Schild „Frankfurter Straße“, dann kam im September 2021 seine kleine Tochter Magda zur Welt - und zeitnah trat er seine neue Stelle als Dekanatskantor in Frankfurt und der Maria-Magdalena-Gemeinde in Sachsenhausen an.

Vorsehung oder doch nur Zufall? „Der Name meiner Tochter stand schon vorher fest und der Zusammenhang mit der Frankfurter Straße in Maulbronn wurde mir auch erst im Nachhinein klar“, räumt Graeber schmunzelnd ein.

Seinen Platz hat er gefunden

Doch wer den Kantor bei der besinnlichen Arbeit mit Bach-Chorälen und Taizé-Gesängen erlebt, beim spielerischen Ausprobieren eines Musicals mit Vorschulkindern oder auch beim freien Improvisieren mit Jazzmusikern wie bei der Jam-Session am Freitag, 21. April, um 19 Uhr in der Lukaskirche, merkt alsbald: Er hat seinen Platz in der flexiblen Gemeinde und der vielfältigen Mainmetropole gefunden.

„Das Frankfurter Stellenangebot hat sich als Glücksfall erwiesen, und ich habe auch hier in der Gemeinde noch viel vor“, bestätigt Graeber. Immerhin wird in diesem Jahr das 25-jährige Bestehen der Maria-Magdalena-Gemeinde gefeiert, die 1998 aus der Lukas- und Ostergemeinde fusionierte. „So wird der Erwachsenenchor das Gloria von John Rutter am 5. November um 17 Uhr zusammen mit der Frankfurter Bläserschule und der Vielharmonie Sachsenhausen aufführen“, erklärt der Kantor. Geplant sind außerdem eine Konzertreihe ab 9. September, samstags ab 17 Uhr abwechselnd in der Lukas- und Osterkirche, sowie ein Konzert mit dem Studio Vocale Karlsruhe am 21. Oktober in der Lukaskirche.

Es darf auch mal getanzt werden

Doch da sich schon früh übt, wer später einmal singen will, betreut Graeber in der Gemeinde bereits fünf Kindergruppen: jeweils zwei für Vorschulkinder (dienstags um 14 Uhr in der Lukaskirche und um 16 Uhr in der Osterkirche) sowie zwei für Schulkinder (ebenfalls dienstags um 14:45 in der Lukaskirche und um 16.30 Uhr in der Osterkirche), außerdem den Jugendchor Süd (dienstags 17 bis 18 Uhr in der Osterkirche), in dem Kinder ab der fünften Klasse oder zehn Jahren willkommen sind. Wenn der Kantor mit den Mädchen und Jungen arbeitet, setzt er vor allem auf spielerische Rituale: „So gibt es bei uns immer ein Begrüßungs- und ein Abschiedslied, außerdem bewegen wir uns, indem wir zu den Liedern auch mal tanzen“, erläutert er. Und beim Kindermusical „Das Geheimnis der Kathedrale“, das Simon Graeber zusammen mit anderen Frankfurter Kinderchören aufführen möchte, dürfen die Mädchen und Jungen auch ihre Kostüme und Kulissen selbst gestalten.

Für den 20-köpfigen Erwachsenenchor der Gemeinde sucht der Dekanatskantor derzeit vor allem Bässe: Die Proben beginnen donnerstags um 19.30 Uhr in der Lukaskirche. Das Repertoire reicht hierbei von klassischer und moderner Chormusik über Taizé bis zu Gospels, die in einem Workshop mit Stimmbildungseinheiten Ende April einstudiert werden. „Wir laden auch Dozentinnen ein, die die Sängerinnen und Sänger mit Stimmbildungseinheiten in kleinen Gruppen coachen“, erklärt Graeber.

Tatsächlich liegt die Musik ein Stück weit in seiner Familie: „Mein Vater spielt Gitarre, meine Großmutter war Musiklehrerin, meine Mutter erbte ein Klavier, als ich fünf Jahre alt war“, erklärt er. Bald entdeckte er seine Begeisterung für die Welt der Töne und nahm Klavierstunden, ließ sich als 14-Jähriger an der Orgel ausbilden, lernte Akkordeon und spielte in der Jazzband seiner Schule in Kaiserslautern.

Zunächst studierte Graeber Musik und Germanistik auf Lehramt an der Universität Saarbrücken, wechselte dann zum Fach Kirchenmusik und absolvierte nach Ende seines Studiums sein Praktikum in der seit der Reformation evangelischen Klosteranlage in Maulbronn. Ein Praktikum auf Abstand, viele Angebote nur online, da habe man sich reinfinden müssen, so Graeber.

Start unter strengen Corona-Regeln

Auch sein Start als Dekanatskantor im Herbst 2021 war alles andere als einfach, denn das Gemeindeleben spielte sich kurze Zeit nach dem Abschied seiner Vorgängerin Michaela Kögel zunächst noch unter strengen Corona-Regeln ab. Daher mussten viele Gruppen und Angebote neu aufgebaut und organisiert werden. Doch es hat sich gelohnt: Und so freut sich die Gemeinde nun am Donnerstag, 18. Mai, um 11 Uhr auf einen Open-Air-Musikgottesdienst mit Band und Chor im Park an der Villa Metzler und am Samstag, 20. Mai, um 18 Uhr auf ein Konzert mit Orgel und Schlagzeug unter dem Titel „Tintannbulum et organum“.

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