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Ein Klick für das dringende Bedürfnis

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Von: Brigitte Degelmann

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Helmut Fortunato hat mit einem Partner die „Toiletten finde APP“ entwickelt. FOTO: michael Faust
Helmut Fortunato hat mit einem Partner die „Toiletten finde APP“ entwickelt. © Michael Faust

App soll helfen wenn’s pressiert

Frankfurt -Rund 200 000 Euro hat die neue Toilettenanlage im Bethmannpark gekostet, die kürzlich eröffnet worden ist. Schön sei sie ja, sagt der Frankfurter Unternehmensberater Helmut Fortunato (55) - aber auch kostspielig. Dabei gebe es durchaus günstigere Lösungen, um den oft beklagten Mangel an stillen Örtchen im Stadtgebiet zu beheben.

Wie das funktionieren kann, zeigt Fortunato mit dem Start-up „tuluu“, das er zusammen mit seinem Partner Joachim Merten vor zwei Jahren gegründet hat. Sein Kernstück: eine kostenlose Smartphone-App, die den Nutzern blitzschnell auf einem Stadtplan anzeigt, welche WC-Anlagen sie in ihrer Nähe finden können. Und zwar nicht nur öffentliche Toiletten wie diejenige im Bethmannpark, sondern auch solche in Cafés und Restaurants, die bei „tuluu“ als Partner registriert sind. Sie bieten den Nutzern der App die Möglichkeit, sich in ihren Sanitäranlagen zu erleichtern, gegen einen Obolus von einem Euro. Der Clou dabei: Wer diesen Service nutzt, erhält im Gegenzug einen Gutschein im Wert von einem Euro, der in dem betreffenden Lokal eingelöst werden kann - etwa um eine Kleinigkeit zu essen oder gemütlich einen Kaffee zu trinken.

Die Vorteile liegen auf der Hand, sagt der Unternehmensberater: „Der ,tuluu‘-Partner gewinnt Neukunden, die Nutzer erhalten Zugang zu sauberen Toiletten.“ So lasse sich auch das leidige WC-Problem lösen, an dessen Lösung die Stadt Frankfurt schon seit Jahren herumdoktert. Ihr schon seit Jahren versprochenes Toilettenkonzept lässt schließlich immer noch auf sich warten. Darüber hinaus nutze seine Lösung die schon existierende Infrastruktur und sei somit „ressourcenschonend, kooperativ, nachhaltig und auch kurzfristig realisierbar“, stellt Fortunato heraus.

Gut ein Dutzend Partner gefunden

Gut ein Dutzend Restaurants, Cafés und Bars hat er bereits als Partner gewonnen. Und es sollen noch viel mehr werden: „Unser Ziel ist es, dass man alle naselang eine Toilette findet.“ Wie notwendig das ist, kann vermutlich jeder nachfühlen, den bei einem Stadtbummel schon einmal ein dringendes Bedürfnis quälte. Inzwischen, erzählt der Unternehmensberater, seien die „tuluu“-Toiletten auch bei „Google Maps“ zu finden. Von der Plattform wurde er kürzlich informiert, dass diese schon von einer Million Nutzer angeklickt wurden. „Das zeigt, dass wir einen enormen Bedarf haben.“ Auch der Stadt Frankfurt habe er seine Idee bereits vorgestellt, eine Rückmeldung lasse allerdings noch auf sich warten.

Auf die Idee für ihre App kamen Fortunato und Merten, als sie vor drei Jahren ein Unternehmen berieten, das Lösungen für Toilettenanlagen im öffentlichen Raum anbietet. Zu ihrer Überraschung erfuhren sie dabei, dass sich viele ältere oder kranke Menschen kaum noch in die Innenstadt wagen - aus Angst, dort auf die Schnelle kein WC zu finden. Das sei nicht nur beklagenswert, sondern auch entwürdigend, findet Fortunato. Das Thema ließ beide nicht mehr los. Sie begannen zu tüfteln und entwickelten nach und nach das Konzept für „tuluu“ - „loo“ ist übrigens das englische Wort für Klo. Mit Hilfe von Programmierern entstand innerhalb eines Jahres die App.

Deren Nutzung sei denkbar einfach, sagt Fortunato bei einem Treffen am Eschenheimer Turm und zückt sein Handy. Ein Klick auf die App - schon erscheint ein Stadtplan, das sämtliche stille Örtchen in der Umgebung anzeigt. Blaue Punkte markieren die öffentlichen Toiletten, grüne diejenigen der „tuluu“-Partner. Ein weiterer Klick auf den grünen Punkt in unmittelbarer Nähe - dann ploppt auf dem Handybildschirm ein kleines Fenster auf: Gerade einmal zehn Meter sind es bis zum WC im Eiscafé am Turm. „Geöffnet“, steht in grünen Buchstaben darunter. Einige blaue Symbole verraten, dass das WC behindertengerecht ist, über einen Wickeltisch und eine Handwaschstation verfügt und sogar eine Schminkgelegenheit vorweisen kann. Der Kauf des Toiletten-Tickets funktioniert online. Das muss der Nutzer im Lokal nur noch vorweisen, und schon ist der Weg zum stillen Örtchen frei. Auch die Einlösung des Gutscheins funktioniert per Smartphone, sodass für die „tuluu“-Partner keine Kosten anfallen. Und, ergänzt Fortunato, wenn jemand ein Ticket löse, dann werde das WC in der App als „besetzt“ gekennzeichnet. Das soll verhindern, dass gleich mehrere Nutzer auf einmal zu der Toilette drängen.

Lebensqualität für alle erhöhen

Ali Arslangiray, Inhaber des Eiscafés am Turm, hat das Konzept schnell überzeugt. „Ich finde die Idee sehr interessant“, sagt er. „Und mir kann das vielleicht auch helfen.“ Allzu viele Toilettengänger habe er allerdings noch nicht registriert, räumt er ein. Was auch daran liege, dass sein Start-up erst kürzlich begonnen habe, für die App zu werben, sagt Helmut Fortunato: „Wir wollten erst einige Partner haben, bevor wir damit loslegen.“ Dabei setzt er nicht nur auf Internet und soziale Medien, sondern auch auf unkonventionelle Ideen: Mittlerweile prangt auf seinem grauen Rucksack ein Schild, das auf „tuluu“ hinweist. Denn, betont der Unternehmensberater: „Ein dichtes Toiletten-Netz erhöht die Lebensqualität für alle.“

Die App „tuluu“ kann im App-Store oder im Google-Play-Store kostenlos heruntergeladen werden. Weitere Informationen unter www.tuluu.app. Brigitte Degelmann

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