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Ein lauschiges Picknick bei Trommelklängen

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Eine entspannte Angelegenheit war das Musikfest am Fluss - zumindest für die Zuhörer. Die Trommler hingegen mussten ordentlich Körpereinsatz zeigen.
Eine entspannte Angelegenheit war das Musikfest am Fluss - zumindest für die Zuhörer. Die Trommler hingegen mussten ordentlich Körpereinsatz zeigen. © Rüffer

Am Samstag verwnadlete sich das Niddaufer in Rödelheim in eine große Open-Air-Bühne. An 14 Orten traten verschiedene Bands und Gruppen auf.

Es beginnt mit Trommelschlägen. Von zwei Seiten aus dringen die dumpfen Klänge am Samstagnachmittag ins Rödelheimer Wohngebiet vor. Am Blauen Steg hat sich bereits eine kleine Gruppe an Spaziergängern und Radfahrern um den mit einem auffallend bunten Oberteil bekleideten Ismael Seck und seine Kollegen versammelt, die mit ihren becherförmigen Djembés in einen rhythmischen Dialog mit ihren Zuhörern treten. Es wird geklatscht und gelacht bei diesem afrikanisch geprägten Spaß.

Nur wenige hundert Meter weiter wird es asiatisch. Manfred Ludanov wird erzählen, wie sehr ihn Taiko faszinierte, als er die aus Japan stammenden Röhrentrommeln erstmals hörte. Jetzt tritt der Sozialarbeiter mit einer Gruppe an Jungen und Mädchen vor dem Kiosk am Solmspark auf, die in einer Arbeitsgemeinschaft der IGS Süd die Schlagkunst an den Tonnen lernen.

Zum ersten Mal vor Publikum

„Es klingt so schön“, erklärt die zwölfjährige Rosa ihr Engagement. Man könne sich zudem „auspowern“. Zum ersten Mal präsentiert sich die Gruppe vor Publikum, die Resonanz sei „akzeptabel“, sagt die Schülerin. Dabei haben sich schon recht viele lauschende Menschen vor den jungen Musikern versammelt.

Nach einer halben Stunde löst sich das Ensemble bereits wieder auf, stülpen die Mitglieder Hüllen über ihre fassähnlichen Instrumente. Bei „Musik am Fluss“ wurde ihnen nur dieser kurze Slot eingeräumt. Drumherum sollen auch noch ganz andere Stimmen erklingen bei dem Festival, das sich bis in die Abendstunden hinein erstreckt. Wir sind zu laut, sagt Ludanov, könnten diese übertönen. Deshalb sei ihnen dieser Platz ganz am Anfang des Programms eingeräumt worden.

Pünktlich zu Beginn des Festivals, das 2022 die Nachfolge der Rödelheimer Musiknächte antrat, indem die Konzerte, die die Künstlerinnen und Künstler mit Bezug zum Stadtteil alle ohne Gage geben, pandemiebedingt größtenteils ins Freie verlagert wurden, war die Sonne hervor gekrochen. Das einladende Wetter lockte viele auf die Wege entlang der Nidda, wo sich an insgesamt 14 Stationen Vertreter unterschiedlichster Genres vorstellten. Faltblätter, die an allen temporären Bühnen herumlagen, dienten als Führer.

„Wir haben ein Ziel, aber wir sind auch für Unterbrechungen offen“, erklärte Christina aus Oberursel den Plan, den sie zusammen mit zwei Freundinnen verfolgte. „Wir lassen uns von der Musik treiben“, ergänzte die Frankfurterin Angelika Rauleder, die sich einst selbst an der Veranstaltung beteiligte. Damals sei es schön gewesen, Ecken im Stadtteil zu besuchen, in die man sonst nicht kam; aber auch im Grünen gefällt es den Frauen.

Newcomer und alte Hasen

Von der Spontaneität der Besucher profitieren Newcomer wie Kitchen Sound. „Uns gibt’s erst seit zwei Monaten“, erzählt die Sängerin. „Seid gnädig mit uns“, bittet sie ihr Publikum. Dessen hätte es kaum bedurft: Die Sounds, die, deshalb der Name, in einer Küche entstehen, erinnern an Sommerurlaub und machen manchem Lust, sich hier zum Träumen niederzulassen.

Gunda wartet vor der Cyriakus-Gemeinde. Darauf, ihre Kollegin zu hören. Die soll gleich mit ihrem A-Capella-voc’n’semble hier auftreten. Ein Blick in den Flyer offenbart der Frau aus Oberrad bei ihrer Premiere zudem, dass es auch anderes Schöne gebe. „Vielleicht bleibe ich länger.“

Noch räumt in der Kirche das Trio Azul seine Sachen zusammen. Mit der bekannten, pfiffigen Melodie aus der „Sendung mit der Maus“ hatten sich Annette Becker und ihre beiden Kollegen verabschiedet. Zuvor gab es Klassisches wie ein Stück von Joseph Haydn zu hören. Diejenigen, die dazu auf den Holzstühlen Platz genommen hatten, die in mehreren Reihen vor dem Altar standen, lauschten schweigend. Eine ganz andere, konzentriertere Atmosphäre als draußen breitete sich aus, wo nebenbei geplaudert, gegessen und getrunken wurde. Trommeln, deren Klänge durch die offene Tür hineingeweht worden wären, hätten hier vielleicht gestört. Aber genau diese Vielfalt macht das Festival aus.

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