Ein Polizist, der helfen will

Ivan Saric ist der neue Schutzmann vor Ort im 5. Revier
Ivan Saric ist eine imposante Erscheinung. Wenn der knapp zwei Meter große und 110 Kilogramm schwere Polizeioberkommissar, dessen muskulösem Körper man noch immer die frühere Karriere als Leistungsruderer ansieht, in Uniform durch den Hafenpark schlendert, fällt er auf. In der neuen Rolle, die der 36-Jährige im fünften, für das Ostend zuständigen Polizeirevier spielt, kann ihm das nur recht sein: Als Schutzmann vor Ort will der Familienvater für die Menschen im Viertel der Freund und Helfer sein, als den er selbst sich und seine Kollegen sieht. Ein Polizist, der nahbar ist, mit dem die Leute ihre Sorgen teilen und der sie unterstützt.
Offiziell hat Saric die Aufgabe bereits im vergangenen Sommer übernommen. Bis vor Kurzem allerdings nur in Teilzeit, denn er war noch Mitglied einer Ermittlungsgruppe. Seit Anfang März jedoch kann sich der „Frankfurter Bub‘“ mit kroatischen Wurzeln voll und ganz darauf konzentrieren, für die Bürger im Viertel da zu sein. Seine Einführung ist zwar erst für den 8. Juli beim Sommerfest im August-Stunz-Zentrum vorgesehen. Doch schon jetzt bietet Saric in geraden Kalenderwochen montags dort und in ungeraden donnerstags im Rhöncafé des Frankfurter Verbands jeweils zwischen 15 und 17 Uhr Sprechstunden an.
Negatives Bild verändern
Saric will damit die Hemmschwelle senken. In ein Revier zu gehen, um mit einem Polizisten zu reden, damit täten sich viele Menschen schwer. Deshalb will er ihnen entgegengehen. „Ich möchte dafür sorgen, dass Barrikaden fallen“, sagt er. Viele Zugewanderte hätten in ihren Heimatländern schlechte Erfahrungen mit Polizisten gemacht. Dieses negative Bild seines Berufsstandes will er ändern, die Hand ausstrecken, damit diese sie ergreifen.
Saric plant ein Netzwerk aufzubauen, um sich und seine Arbeit bekannter zu machen und denen, die sich an ihn wenden, bei Bedarf den besten Weg zu weiteren Beratungsstellen oder Hilfseinrichtungen zu weisen. Bei präventiven Angeboten will er nicht zuletzt Senioren beraten, damit sie sich vor Verbrechern schützen können und Betrügern nicht auf den Leim gehen. Auch an Schulen hofft er gefragt zu sein. „Man kann viel verhindern“, sagt Saric. Diejenigen, die dennoch Opfer werden, empfänden oft unnötig Scheu vor der Polizei. Auch da will der Beamte Hürden abbauen, möchte Bindeglied zum Revier sein: „Das kann jedem passieren.“
Um stets „am Puls der Zeit zu sein“, hat er sich vorgenommen, täglich eine Weile durch sein Quartier zu laufen, um auch jene zu treffen, die seine Offerten nicht wahrnehmen, mit den Passanten auf der Hanauer Landstraße oder Sporttreibenden am Main ins Gespräch zu kommen, um von ihren Problemen zu erfahren oder Konfliktherde zu erkennen. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit“, sagt er.
Es sei genau die Art von Engagement, die ihn schon reizte, als er sich für einen Werdegang bei der Polizei entschied. Als Mitglied des zweiten Jahrgangs der als Vorreiter geltenden hessischen Sportfördergruppe genoss der Athlet der RG Germania, der im Juniorenbereich mehrere Weltmeisterschaftsmedaillen gewann und zum erweiterten Kreis des Deutschlandachters gehörte, den Vorteil, seine Leidenschaft optimal mit einer Berufsausbildung koordinieren zu können. Doch das allein sei nicht der Grund für seine Bewerbung gewesen: Polizist nach seinem positiven Verständnis zu sein, erschien Saric schon damals erstrebenswert.
Mit seinem eigenen Migrationshintergrund und entsprechenden Sprachkenntnissen hat er erlebt, dass sich bestimmte Gruppen ihm eher öffnen. Doch er will Ansprechpartner für alle sein. Wer eine Frage hat, soll sie ihm stellen. Zu übersehen ist er nicht. Katja Sturm