Ein sehr spezielles Verleihgeschäft

Reiche investieren in Instrumente, die von jungen Musikerinnen und Musikern gespielt werden
Frankfurt -Die Griechin Emilya Gasparyan (21) spielt seit 16 Jahren Geige. Sie ist hoch talentiert, und das begehrte Streichinstrument ist zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden. Doch leider ist es für Studenten und aufstrebende Künstler oft schwer, ein geeignetes Instrument zu finanzieren. Für Emilya ist es aber wichtig, ein hochwertiges Instrument spielen zu können. Denn: „Ich nehme an Wettbewerben teil, in denen ich mit einer einfachen Geige gar nicht mithalten könnte.“
Seit knapp zwei Monaten hat sie nun die Möglichkeit, eine Panormo zu spielen, ein sehr wertvolles Instrument. Diese wird ihr quasi von dem Besitzer zur Verfügung gestellt, der in das Instrument investiert und es an die talentierte Musikerin verleiht. Die Vermittlung übernimmt das Unternehmen Violin Assets, das im Januar 2014 von Christian Reister und einem Partner gegründet wurde. Das Unternehmen befasst sich mit Streichinstrumenten als Wertanlage und deren Verleihung an begabte Musiker. Die Grundidee für dieses Konzept sei den beiden Männern gekommen, als Reisters Frau, ebenfalls eine begabte Musikerin, ihm von einem Engpass bei hochwertigen Streichinstrumenten erzählte.
Reister selbst ist nicht besonders musikalisch. Er hat zuvor im Bereich des Private Banking und Asset Management gearbeitet. „Vor zehn Jahren habe ich dann Violin Assets mit gegründet“, sagt er. Sein Partner sei Streichinstrument-Experte und daher intern immer als „Mr. Violin“ bezeichnet worden, während Reister selbst „Mr. Assets“ gewesen sei.
Der Name Violin Assets (Assets steht für Kapitalanlage) arbeite ausschließlich mit Geigen, Celli und Bratschen, da nur diese werthaltig genug seien und mit einer konstanten Wertentwicklung von rund fünf bis acht Prozent pro Jahr zu rechnen sei, so Reister.
„Ich persönlich kenne sonst nichts, was von Menschenhand produziert wurde und im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte aus sich heraus besser wird“, sagt er. Streichinstrumente würden durch das Ausreifen des Holzes über die Jahre ihre ganz eigene besondere und „brillante“ Klangfarbe erlangen. Daher sei die erwähnte Wertentwicklung sicher, die Instrumente seien ein solides Investment für Privatanleger. Gleichzeitig würden die Instrumente, je älter und ausgereifter sie sind, desto unerreichbarer für aufstrebende Musiker aus der Mittelschicht.
Zu Reisters Aufgabe gehört das Finden der Käufer von erwünschten Instrumenten ebenso wie die Suche nach qualifizierten Musikern, die sich mit dem Investor verstehen. Qualifizierte Musiker müssten mindestens zwei Empfehlungen von Professoren haben und sich durch eine gewisse Offenheit auszeichnen, die als Grundlage für ein Vertrauensverhältnis zwischen Investor und Musiker diene.
Auf die Frage, inwiefern sich es für den Anleger lohne, die Instrumente letztlich kostenfrei zu verleihen, lächelt Reister. Er sagt, dass die Käufer oft musikinteressiert seien und ein Anreiz darin bestehe, in die Förderung talentierter Musiker zu investieren. Es sei also nicht nur ein solides, sondern auch ein emotionales Investment. Die Musiker gingen die Verpflichtung ein, das Instrument zu keinem Zeitpunkt aus den Augen zu lassen und übernähmen oftmals die Zahlung der sogenannten „Allgefahrenversicherung“ von rund 0,2 bis 0,5 Prozent des Wertes des Instruments.
„Zwischen Investor und Musiker soll eine Verbindung aufgebaut werden, die schließlich auch die Grundlage für eine langfristige Leihgabe sein soll“, so Reister.
Für die Anleger sei es auch schön, später so etwas wie eine Historie des Instruments zu erhalten, also eine Zusammenfassung aller Verwendungen für beispielsweise Konzerte, Aufnahmen oder Workshops. „Das schafft ein ganz spezielles Glück, das für Außenstehende kaum zu begreifen ist“, erklärt Reister. Dementsprechend sei dieses spezielle Verleihgeschäft eine „Win-win-win-Situation“: Für Investor, Musiker - und für die Firma, die mit relativ wenigen Transaktionen immerhin pro Jahr Umsätze im siebenstelligen Bereich macht.