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Ein starkes Kleeblatt für die Dreikönigkirche

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Kümmern sich um die Sanierung der Sachsenhausener Dreikönigskirche (von links): Jule Försch, Christine Hammel und Lidja Esch. FOTOs: enrico sauda
Kümmern sich um die Sanierung der Sachsenhausener Dreikönigskirche (von links): Jule Försch, Christine Hammel und Lidja Esch. FOTOs: enrico sauda © sauda

Bei der Sanierung des Kirchturms sind einige Herausforderungen zu bewältigen

Warum fängt man bei der Sanierung einer Fassade oben an und hört unten auf? Man braucht kein Bauingenieur zu sein, um die Antworten auf diese Frage zu verstehen. Erstens kann man bei Arbeiten an der Fassade nie ausschließen, dass etwas nach unten fällt - und dann möchte man wenigstens vermeiden, dass etwas verschmutzt oder beschädigt wird, was schon saniert wurde. Und zweitens kann man dann auch das Gerüst Stück für Stück von oben nach unten abbauen, dem Arbeitsfortschritt folgend.

Überhaupt, das Gerüst war und ist die große Herausforderung bei der Turmsanierung an der Sachsenhausener Dreikönigskirche. Ein Schieferdach neu zu decken, das ist für eine erfahrene Dachdeckerfirma Routine, erst recht ist das Verputzen der Wände keine außergewöhnliche Herausforderung. Für die Sanierung der sichtbaren Sandsteinelemente - die verputzten Kirchenmauern sind aus dem gleichen Material - wurde eine Fachfirma gefunden. Die musste die entsprechende Ausbildung ihrer Mitarbeiter nachweisen und Referenzen vorlegen - das war kein Problem.

Statiker kümmerte sich um das Gerüst

Aber das Gerüst. Da ist alleine die schiere Höhe des Turms: 81 Meter sind es. Da baut man nicht einfach ein Gerüst auf, sondern da muss ein Statiker her und am Ende alles genehmigen. Schließlich wurde entschieden, dass der obere Teil des Gerüstes auf Stahlträger gestellt wurde, die durch eigens hergestellte Löcher in den Mauern quer durch den Turm geschoben wurden. Schon eine spektakuläre Konstruktion. Diese Löcher sind inzwischen wieder verschlossen, der obere Teil des Gerüstes ist abgebaut. Noch vorhanden ist die Brückenkonstruktion über das Kirchenschiff hinweg, auf dem man kein Gerüst abstützen kann. Stabile Drähte sind gespannt, die den Übergang halten - man fühlt sich sicher auf der Konstruktion. „Hier wankt und wackelt gar nichts“, sagt Projektleiterin Christine Hammel vom städtischen Amt für Bau und Immobilien (ABI).

Sie schildert, warum immer wieder umgebaut werden muss am Gerüst. Manchmal versperrt es den Zugang zu Abschnitten, an denen gearbeitet werden soll, andere Flächen erreichen die Bauhandwerker von dort nicht. Deshalb müssen gelegentlich auch kleine Zusatzkonstruktionen aufgestellt werden. Insgesamt wird das Gerüst rund 700 000 Euro kosten. „Das haben wir etwas unterschätzt“, sagt Hammel.

Ansonsten aber könne der Kostenplan eingehalten werden - 3,2 Millionen Euro sind veranschlagt. Ein paar kleinere Verzögerungen haben sich summiert. Im Spätherbst könnte dieser Abschnitt fertig sein, sagt Lidija Esch, die das Kirchendezernat als Bauherrn des Projektes vertritt. In den vorhergehenden Bauabschnitten hatte sich die Stadt bereits um das Kirchenschiff gekümmert, nach dem Turm folgt die Umgestaltung des Außengeländes.

Bis zum Spätherbst brauchen die Sachsenhäuser aber nicht zu warten, damit sie die Kirchenglocken wieder hören können. Die sind noch eingepackt, um sie während der Bauarbeiten zu schützen, werden aber demnächst wieder freigelegt und in Betrieb genommen. Einen genauen Termin dafür gibt es noch nicht, aber die Sachsenhäuser werden es zu hören bekommen. Allerdings in einem etwas veränderten Klangbild, denn die Schalllamellen in den Öffnungen rund um die Glocken wurden so verändert, dass der Schall sich weiter verbreitet, statt zu sehr die Nachbarn zu treffen. „Das passt dann auch besser zum Frankfurter Stadtgeläut“, sagt Lidija Esch.

Die Glocken haben während der Turmsanierung eine neue Aufhängung erhalten; erneuert wurden auch die Beleuchtung und die Elektronik. Ansonsten wurden im Innern noch einige Risse in den Wänden verschlossen. Keine gravierende Sache sei das gewesen, so Jule Försch von der Planungsgruppe Darmstadt. Aber einfach ignorieren solle man Risse eben auch nicht. Wieder montiert werden noch die Metallgitter, die verhindern sollen, dass Tauben in den Öffnungen nisten. Andererseits würde man es ganz gerne sehen, wenn der Turmfalke den Nistkasten nutzt, der auf Anregung der Naturschützer eingebaut wurde. Bislang hat das Tier dort oben lediglich seine Beute verzehrt. Gesehen worden ist der Falke in jüngster Zeit wieder - ob er sich auch zum Einzug entschließt, wird sich erst noch herausstellen.

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