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Ein Verein, aus der Not der Ukraine geboren

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Von: Thomas Remlein

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Der Grund warum viele Ukrainer nach Frankfurt geflüchtet sind, ist der Krieg in ihrem Land. Hier entfernen Feuerwehrleute Trümmer nach einem russischen Raketenangriff in Charkiw.
Der Grund warum viele Ukrainer nach Frankfurt geflüchtet sind, ist der Krieg in ihrem Land. Hier entfernen Feuerwehrleute Trümmer nach einem russischen Raketenangriff in Charkiw. © dpa

Rund 80 ehrenamtliche Helfer unterstützen im Ukrainian Coordination-Center (UCC) Geflüchtete

Am 24. Februar startete Russland seinen Überfall auf die Ukraine. Viele Ukrainer flohen aus ihrer Heimat. Zählte die Gemeinschaft vor dem Krieg rund 2700 Köpfe, sind seitdem rund 11 000 Geflüchtete hinzugekommen. Da nicht alle geblieben sind, wird nun die Zahl der Ukrainer in Frankfurt auf rund 5000 geschätzt. "Die Zu- und Abgänge pendeln sich ein", weiß Bernhard Maier, Büroleiter von Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne).

Um diese Menschen kümmert sich das Ukrainian Coordination-Center (UCC) neben städtischen Ämtern und Beratungsstellen. Es ist ein Verein, gegründet von acht Mitgliedern. Eines von ihnen ist Viktoriia von Rosen, Frau des langjährigen geschäftsführenden Vorstandsmitgliedes des Deutschen Aktieninstituts, Rüdiger von Rosen. Viktoriia lebt seit 2017 in Frankfurt. Die gebürtige Kiewerin ist Vize-Präsidentin der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft für Wissenschaft und Wirtschaft.

Jetzt besuchten der CDU-Fraktionsvorsitzende Nils Kößler und seine Fraktionskollegin Christina Ringer das UCC und informierten sich über dessen Arbeit. Das UCC belegt die fünfte Etage im Haus "Stadtraum" an der Mainzer Landstraße, das vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten (Amka) geführt wird. In dem interkulturellen Kompetenzzentrum hat das UCC Räume vom Amka erhalten.

Das UCC ist Anlaufstelle für die Geflüchteten, meist Frauen und Kinder, aber auch Kriegsversehrte. Rund 80 Ehrenamtler, darunter auch Geflüchtete, kümmern sich um die Menschen. Teilweise werden sie von ihren Arbeitgebern für ihren Dienst freigestellt. Sie betreuen bis zu 300 Personen am Tag.

Das größte Problem sind immer noch fehlende Unterkünfte, auch wenn Ukrainer, die schon länger hier leben, in großer Zahl Landsleuten Quartier anbieten. So hat allein Viktoriia von Rosen acht Personen bei sich aufgenommen. Auch Schul- und Kitaplätze fehlen. Für die ukrainischen Kinder gilt wie für alle die Schulpflicht. Sie können dieser nachkommen, indem sie am Online-Unterricht in der Ukraine teilnehmen oder eine deutsche Schule besuchen. Ein Problem ist auch die Verpflegung der ehrenamtlichen Helfer. Sie arbeiten unentgeltlich, müssen sich aber irgendwie verpflegen.

"Nicht nur im Hotel sitzen und warten"

Im UCC finden neu angekommene Ukrainer Unterstützung bei Behördengängen, aber es werden auch Veranstaltungen angeboten. Mit anderen großen ukrainischen Gemeinschaften in Deutschland wie in Hamburg oder Berlin sind die Frankfurter im Austausch. Aktivitäten für Kinder sowie Orientierungs- und Sprachkurse für Erwachsene erfahren eine große Nachfrage. Eine Samstagschule soll die Integration der Neuankömmlinge fördern. "Die Menschen sollten nicht nur im Hotel sitzen und Nachrichten aus der Heimat verfolgen", erklärt Viktoriia von Rosen. Denn diese seien oft schlecht genug.

Viele Ukrainer kehren auch in ihre Heimat zurück - auch wegen ihrer Kinder. Dort stellt sich ebenfalls das Wohnungsproblem: Steht das Haus noch, in dem man früher wohnte? Gibt es noch eine Schule? Und Rosen fügt hinzu: "Es gibt in der Ukraine keine ruhigen Gebiete. Es ist im Westen nicht ruhiger als im Osten." Gegenwärtig verließen Menschen aus Cherson, Mykolajiw, Saporischschja und Odessa wegen der Kämpfe ihre Heimat. Früher seien mehr Menschen aus der ukrainischen Nordregion in Frankfurt eingetroffen.

CDU-Fraktionschef Kößler würdigte "den Dienst am Menschen und am Mitmenschen". Es sei der Wunsch aller , dass der Grund für die Arbeit des UCC bald der Vergangenheit angehören möge.

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