Ist City-Maut in Frankfurt eine Option? Ziel: Pendler in ÖPNV bringen

Die frühere Frankfurter Stadtverordnete Ursula auf der Heide spricht sich zwar für die Mainkai-Sperrung aus, macht aber Vorschläge, wie sie besser gelingen könnte.
Die Sachsenhäuserin und frühere Stadtverordnete Ursula auf der Heide (Grüne) hat sich kürzlich mit einem Text auf ihrem Internet-Blog in die Diskussion um die Mainkai-Sperrung eingebracht. Redakteurin Stefanie Wehr sprach mit ihr über die Verkehrswende in Frankfurt, Sachsenhausens schweren Stand im Römer und warum Dribbdebach und Hibbdebach zusammengehören.
Frau auf der Heide, welche Mainuferseite gefällt Ihnen besser? Welche würden Sie autofrei umgestalten?
Heide: Das südliche Mainufer ist wunderschön und mit den Museen und den Platanen viel attraktiver. Der Mainkai ist ein schwieriges Pflaster, weil er umgestaltet und begrünt werden muss. Er ist aber historisch ein wichtiger Ort, der nicht durch Durchgangsverkehr geprägt sein soll. Beide Mainufer sind sehr gefragte Aufenthaltsorte für die Frankfurter.
Nun ist es aber der Mainkai, der autofrei werden soll. In Sachsenhausen sind viele stinksauer, weil der Verkehr nach Dribbdebach verlagert wird und die Straßen verstopft sind, trotz Umfahrungskonzept. Sie sprechen das Problem in einem Blog-Text an. Was läuft da schief?
Heide: Die Vorgängerkoalition der Ära Klaus Oesterling hat sich riesig gefeiert für ihr großes Verkehrswendeprojekt. Dabei war es eine Frechheit, die Straße dichtzumachen und zu sagen, der Verkehr sucht sich seinen Weg. Leider halten sich Leute nicht an die Umfahrung. Die Mainkai-Sperrung ist ein wichtiges Projekt für die Stadt, aber sie ist kein guter Einstieg in die Verkehrswende. Zudem ist die Debatte darüber ist leider vergiftet und festgefahren. Deshalb wollte ich einen konstruktiven Beitrag schreiben.
Mainkai-Sperrung in Frankfurt: Reine Verdrängung des Verkehrs innerhalb der Innenstadt reicht nicht
Was meinen Sie damit?
Heide: In Sachsenhausen hat die Bürgerinitiative um Herbert Schmoll das Wort geführt, aber diese Meinung spiegelt nicht die der Mehrheit der Sachsenhäuser wider. Das war nur Krawall. Es war unmöglich, eine Stimme der Vernunft einzubringen. Die Debatte ist aber leider auch im Ortsbeirat vergiftet, und auch innerhalb der Grünen gibt es große Empfindlichkeiten.
Die Dezernenten reden das Problem aber klein. Die grüne verkehrspolitische Sprecherin Katharina Knacker würgte die Diskussion im Verkehrsausschuss ab, es sei ausdiskutiert, ob die Straße gesperrt wird.
Heide: Ja das klang hart, aber die Sperrung ist eben insofern abgesegnet, als dass sie im Koalitionvertrag steht. Die Mobilitätsdezernenten Stefan Majer und Wolfgang Siefert sehen aber die Probleme schon.
Wäre nicht das Südufer das bessere Ufer gewesen, um die Straße zu sperren?
Heide: Ganz ehrlich, am Anfang, als der Verkehrsversuch angekündigt wurde, dachte ich, das ist doch Unsinn, das Leben spielt doch drüben am begrünten Museumsufer der Südseite, da ist es schön, und man hat einen super Blick auf die Skyline. Am Mainkai hingegen kann man baulich einen schönen Platz gestalten, da steckt mehr drin als das, was man jetzt hier sieht. Es darf aber nicht zum reinen Party-Standort mit Gastronomie werden. Es muss zum Beispiel weiterhin die Anlegestellen für die Schiffe geben. Aber ich will das Projekt unterstützen.
Frankfurt: City-Maut in „richtigen“ Großstädten existenziell für Verkehrswende
Sie sind trotz der Probleme in Sachsenhausen für die Sperrung des Mainkais?
Heide: Ich bin auf jeden Fall dafür. Ich finde es aber sehr gut, dass er vorerst nur in den Ferien zugemacht wird. Es darf nicht mehr so enden wie beim ersten Mal. Bis die Umgestaltung kommt, muss man die Zeit nutzen, um den Verkehr zu verringern. Auch bei einer Sperrung im Süden wäre nur Verkehr verdrängt worden, in die Gartenstraße etwa.
Verkehrsberuhigung in Frankfurt: „Mit Pendlern aus und nach dem Raum Offenbach anfangen“
Was ist Ihr Vorschlag?
Heide: Ich würde bei den Pendlern aus und nach dem Raum Offenbach anfangen, denn deren Anteil ist erheblich, es sind sicher insgesamt 100 000. Wegen der Tarifgrenze ist es teuer, von Offenbach nach Frankfurt mit der Bahn zu fahren und umgekehrt. Ich würde Pendler befragen, was passieren müsste, damit mehr Autofahrer auf die Bahn umsteigen. Das Nahverkehrsangebot muss komfortabel sein. Wenn ich zweimal umsteigen muss, ist es umständlich. Man müsste die Einfahrtsschneisen im Süden genauso beruhigen wie die Friedberger Landstraße, mit Bus- und Fahrradspur. Das wäre ein gutes Signal nach Sachsenhausen, dass man was tut.
Warum hat Sachsenhausen keine Lobby im Römer?
Heide: Schon früher wurden im Römer Einwände aus Sachsenhausen oft als Ortsbeiratsthema abgetan. Deshalb haben wir Grünen als Versöhnungsidee die "Stadt am Main" entwickelt: Frankfurt hibb- und dribbdebach gehört zusammen. Wir wollen eine positive Stadt- und Verkehrsentwicklung und Tempo 30. Man kommt sowieso nicht schneller voran.
Frankfurt: Tunnel statt Mainkai-Verkehr „Unsinn“ - „Kann keiner bezahlen“
Das Straßenverkehrsamt und die Koalition im Ortsbeirat 5 (CDU, SPD und FDP) argumentiert dagegen, der Verkehr muss fließen können.
Heide: Dieses Argument lasse ich nicht gelten. Wenn man will, kann man den Verkehr beruhigen. Vor allem muss der Pendlerverkehr mittelfristig wegorganisiert werden. Ein konkretes Ziel müsste gesetzt werden, den Pendlerverkehr im Süden zu senken. Aber weder SPD noch FDP stehen dahinter. Hindernis ist auch die Straßenverkehrsordnung des Bundes, die müsste dringend überarbeitet werden.
Von der Sachsenhäuser BI kommt die Idee, der Verkehr, der auf dem Mainkai fließt, solle in einen Tunnel unter die Erde gebracht werden.
Heide: Das ist Unsinn, das kann keiner bezahlen. Ich denke, man könnte schnell was verändern, wenn man ein 365-Euro-Ticket und eine City-Maut einführt. Das ist ein böses Wort, aber in "richtigen" Großstädten wie London hätte es ohne diese Maut keine Veränderung gegeben. Das ist eine sinnvolle zweckgebundene Abgabe, die in die Verbesserung des Verkehrsnetzes und in den Nahverkehr investiert werden kann.