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Eine Kommune auf der Leinwand

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Von: Enrico Sauda

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Erste Station der zweiwöchigen Promotour für den neuen Film „Servus Papa - See you in Hell“ war Frankfurt (von links): Regisseur Christopher Roth, Drehbuchschreiberin, Augenzeugin und Darstellerin Jeanne Tremsal und Hauptdarsteller Clemens Schick.
Erste Station der zweiwöchigen Promotour für den neuen Film „Servus Papa - See you in Hell“ war Frankfurt (von links): Regisseur Christopher Roth, Drehbuchschreiberin, Augenzeugin und Darstellerin Jeanne Tremsal und Hauptdarsteller Clemens Schick. © Enrico Sauda

Schauspieler Clemens Schick und Jeanne Tremsal werben in Frankfurt für ihren neuen Film

Clemens Schick lebt gerade seinen Traum. Den eines Schauspielers. In den vergangenen Jahren schlüpfte er in einige durchweg komplett unterschiedliche Rollen. Zurzeit ist er in „Star Wars: Andor“ zu sehen. Die Serie läuft gerade bei Disneyplus und Schick gibt den Sträfling Ham, der an der Seite von Captain Cassian Jeron Andor, gespielt von Diego Luna , auf dem Planeten Narkina 5 gefangen ist. „Was mein Leben ausmacht ist, Geschichten zu erzählen, und so Teil von unterschiedlichen Geschichten zu sein, ist für mich ein sehr, sehr großes Geschenk“, sagt der Darsteller. Im vergangenen Jahr drehte er eine Komödie in Irland und vor zwei Jahren verkörperte er Otto Muehl, einen Wiener Aktionskünstler, der in den 70er Jahren eine Kommune ins Leben rief.

Der Film heißt „Servus, Papa, See you in Hell“, läuft von morgen an bundesweit in den Lichtspielhäusern und jüngst weilte Schick in Frankfurt, um für den Streifen zu werben. Mit ihm taten das Regisseur Christopher Roth , bekannt, weil er „Baader“ gedreht hat, und Jeanne Tremsal , Schauspielerin. Aber vor allem Zeitzeugin. Um ihre - hier und da etwas veränderte - Geschichte in der Muehl-Kommune geht es in dem fast zwei Stunden langen Film. „Was das Äußere betrifft, geht’s eigentlich nicht unterschiedlicher“, findet Jeanne Tremsal, wenn sie den Original-Muehl mit dem Film-Muehl vergleicht. „Clemens ist einfach viel älter und hässlicher“, sagt sie lachend. Und die beiden anderen fallen ein. „Nein. Muehl war überhaupt kein attraktiver Mann“, berichtet sie. Aber ihre Eltern sprachen von einem unglaublichen Charisma. „Für mich ist das schwer zu sagen, weil ich das als Kind gar nicht deuten konnte“, so Jeanne Tremsal, die im Film übrigens ihre Mutter spielt.

„Als Clemens angefangen hat zu spielen, hat mich das völlig umgehauen“, erzählt sie von den Dreharbeiten. „Er war so nah dran. Das habe ich nicht erwartet, weil Clemens ein vollkommen anderer Typ ist und ich ihn als netten, herzlichen Menschen kenne“, spricht Jeanne Tremsal bewundernd über Schicks Arbeit. „Da kam plötzlich vieles von Früher auf“, so die Schauspielerin. Roths Interesse für die Muehl-Geschichte erwachte erst, „als Jeanne gesagt hat, dass sie unter paradiesischen Verhältnissen aufgewachsen ist. Dass es aber damit vorbei war, als sie sich zum ersten Mal verliebt hat.“ Denn bei Muehl war Geschlechtsverkehr erlaubt, nur Liebe durfte nicht sein. Die sei Basis für Zweierbeziehungen und Kleinfamilien und die gehörten, so Muehl, abgeschafft. „Das fand ich wahnsinnig interessant. Diese Jugend eines Mädchens, das dort aufwächst, wo die Welt auf dem Kopf steht“, schildert Roth, was ihn reizte. „Die Jugendlichen, das waren eigentlich die Projekte, aber gerade die lehnen sich auf. Das ist eine super Geschichte“, erläutert Roth. „Was den Film relevant und aktuell macht ist doch, dass so viele Leute heute noch auf der Suche nach dem Sinn, nach einem Anführer sind und so gern Verantwortung abgeben. Deshalb kommt es so wahnsinnig schnell zu Machtmissbrauch“, findet Jeanne Tremsal, die gerade dabei ist, eine Produktionsfirma zu gründen mit Edward Berger , der zurzeit in aller Munde ist, weil er das x-te Remake von „Im Westen nichts Neues“ gemacht hat, das gerade bei Netflix zu sehen ist.

„Ich gehe jetzt sozusagen auf die andere Seite. Also hinter die Kamera“, so Jeanne Tremsal. Da ist Roth schon lange, und er würde gern noch einen Film über eine Männerfigur machen. Eine Art Trilogie - Baader, Muehl und dann eben ein Dritter. Wer? Das wird nicht verraten. Frankfurt war die erste Station einer Kinotour. „Wir haben in Hessen den Film gedreht und starten auch hier die Kinotour“, so Schick. „Wir hatten auch tolle Förderung aus Hessen, deshalb ist es wichtig, hier zu sein“, sagt Tremsal. Zwei Wochen sind sie unterwegs. Ungefähr zehn Städte haben sie auf dem Programm stehen. Am Ende sind sie in Kassel, im Gloria, in der Stadt, in der sie auch „Servus Papa, See you in hell“ gedreht haben. Es ist ein Film, der dem Zuschauer viel abverlangt. „Wir hatten die Befürchtung, dass es zu harmlos dargestellt ist, denn es war viel schlimmer“, sagt Jeanne Tremsal. Da will man aber nicht dabeigesessen sein. es

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