Einmaleins statt Elfmeter

Neue Grundschule im Lyoner Quartier soll auf das Gelände der TSG
Sie hat es geschafft. Bildungs- und Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) hat ein Grundstück für eine neue Grundschule in Niederrad gefunden. Die vierzügige Bildungseinrichtung soll nun doch auf dem Gelände des Fußballvereins TSG Niederrad an der Lyoner Straße gebaut werden. Das hat die Stadträtin jetzt in einem Gespräch mit dieser Zeitung bestätigt. Damit ist die lange Suche nach einem Schulstandort im Lyoner Quartier beendet.
Intensiv gesucht
Die Stadt sucht seit Jahren erfolglos nach einem Standort für eine neue Grundschule für Niederrad im Lyoner Quartier. "Wir haben in den vergangenen Jahren wirklich intensiv Grundstücke und Liegenschaften, insgesamt gut 20 Stück, geprüft", so Weber. "Es kam aber leider nichts zustande." Dazu zählt etwa auch das Grundstück an der Lyoner Straße/Ecke Herriotsstraße, dort wo einst eine Ersatz-Filiale des Discounters Lidl stand und jetzt ein Neubau der Deka-Bank steht. Die Stadt hätte dort gerne eine Grundschule und ein neues Behördenzentrum realisiert. Doch daraus wurde nichts.
Auch das Gelände der TSG war immer wieder im Gespräch, immerhin ist es auch im Bebauungsplan als Standort für eine Grundschule ausgewiesen. Doch das Areal befindet sich in der Tagschutzzone 2 des Frankfurter Flughafens, sprich: Es düsen Flieger über den Standort hinweg. "Als ich 2016 als Bildungsdezernentin angefangen habe, habe ich eigentlich gesagt, dass wir dort keine Schule hinbauen können, da die Kinder schon zu Hause den ganzen Tag dem Fluglärm ausgesetzt sind."
Deshalb habe man zunächst geprüft, ob man dort jedenfalls einen Interimsstandort für die Grundschule bauen könnte. Doch wegen der besondere Anforderungen an den Lärmschutz an dieser Stelle ist ein Provisorium nicht möglich.
Ausschlaggebend für die Entscheidung Webers, darüber hinweg zu sehen, dass das Gelände im Siedlungsbeschränkungsgebiet liegt und die Grundschule dort doch zu errichten, ist das Vorhaben ihres Magistratskollegen Mike Josef (SPD), zuständig für die Ressorts Planen und Sport. Dieser plant, auf der benachbarten Bezirkssportanlage Hahnstraße, dem Bundesstützpunkt für Leichtathletik, eine neue Leichtathletikhalle zu bauen. "Das ist eine tolle Möglichkeit, dort gemeinsam etwas auf den Weg zu bringen", so Weber. Sie könne sich vorstellen, dass die Grundschule ein Sportprofil bekommt.
Gespräche stehen noch aus
Mit der TSG Niederrad hat die Bau- und Bildungsdezernentin allerdings noch nicht das Gespräch gesucht. "Das steht jetzt für das zweite Halbjahr an", sagt sie. Weber fürchtet aber auch keine Einwände seitens des Vereins, wünscht sich die TSG doch schon seit Jahren, einen Teil ihres Geländes für einen Schulneubau abzugeben, um im Gegenzug einen Kunstrasenplatz zu bekommen.
Und so treibt die Dezernentin ihr Vorhaben bereits voran. An einer groben Planung für die neue Schule werde bereits gearbeitet. Die TSG Niederrad harrt indes der Dinge, die da kommen. Der Vorsitzende Jürgen Croll sagt: "Wir können mit einer Schule gut leben, wenn für uns etwas dabei herausspringt. Auch eine Turnhalle würden wir gern mitnutzen können", so Croll. Die Frage sei, ob die TSG wegen der vielen Bauvorhaben nicht doch von der Lyoner Straße wegziehen muss. Als Ausweichgelände ist dem Vernehmen nach der Allianz-Sportplatz an der Waldstraße im Gespräch.
Eine neue Grundschule wird dringend benötigt, denn Niederrad wächst - insbesondere wegen des Lyoner Quartiers. Seit 2014 sind in dem neuen Viertel 2345 Wohnungen entstanden. Aktuell leben dort gut 6000 Menschen. Weitere 2605 Wohnungen sind genehmigt. Davon sind 1683 bereits im Bau. Deshalb geht man davon aus, dass künftig etwa 12 000 Menschen im Lyoner Quartier leben werden - darunter viele Familien mit Kindern. In Niederrad gibt es bisher aber nur zwei Grundschulen, und die platzen aus allen Nähten. Die Kapazitäten, um noch mehr Kinder aufzunehmen, sind nahezu erschöpft.
Deshalb bekommt Niederrad nicht nur eine neue Grundschule, sondern gleich zwei. Eine weitere Grundschule soll perspektivisch in der Goldsteinstraße gebaut werden, dort, wo sich jetzt noch die Außenstelle der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Niederrad befindet. "Den Standort gibt die Schule ab, wenn ihr Neubau am Bruchfeldplatz fertiggestellt ist", sagt die Dezernentin. "Doch das ist noch Zukunftsmusik."
Fertig in fünf Jahren
Die neue Grundschule im Lyoner Quartier soll schneller realisiert werden. "Weil die Schule so dringend gebraucht wird, will ich zügig bauen", so Weber. "Die Planungs- und Bauzeit soll so kurz wie möglich gehalten werden." Das heißt: In fünf Jahren spätestens soll die neue Grundschule für Niederrad fertig sein. Julia Lorenz/stefanie wehr