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Eltern fordern: Jedes Kind soll einen Hortplatz bekommen

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Diana Krähling hat eine Petition für mehr Hortplätze gestartet. In Niederrad fehlen hunderte Betreuungsplätze für Kinder am Nachmittag, die Eltern schlagen Alarm. FOTO: michael faust
Diana Krähling hat eine Petition für mehr Hortplätze gestartet. In Niederrad fehlen hunderte Betreuungsplätze für Kinder am Nachmittag, die Eltern schlagen Alarm. © Michael Faust

In Niederrad sind Betreuungsplätze besonders rar. Nun schlagen die Eltern Alarm.

Frankfurt -In Niederrad mangelt es massiv an Hortplätzen - und das, während die Kinderzahl im Stadtteil durch den Zuzug im Lyoner Quartier steigt und steigt.

Wie stark sich das auf Familien auswirkt, schildert die zweifache Mutter Diana Krähling: „Wenn Grundschulkinder keinen Betreuungsplatz haben, sind sie um 11.30 Uhr mit der Schule fertig und müssen danach zu Hause betreut werden. Mütter, die arbeiten, müssen ihre Jobs an den Nagel hängen, denn keine Arbeit geht nur bis 12 Uhr mittags.“ Sie selbst ist Lehrerin an der KGS Niederrad. Viele Eltern in Niederrad sind verzweifelt, bestätigt die Kinderbeauftragte Becky Suck. „Es gibt Mütter, die ihre Männer ,verstecken’ und sich als alleinerziehend ausgeben, um einen Hortplatz zu ergattern“, schildert sie. „Die Situation ist gravierend.“

„Wir haben die Kämpfe satt“

„Wir Eltern haben die Kämpfe satt - um Krippenplatz, Kitaplatz und Hortplatz“, sagt Krähling. „Seit mein Kind auf der Welt ist, muss ich bangen, dass es betreut werden kann. Wie kann es sein, dass Kinder und Eltern mit dem Problem so allein gelassen und ständig vertröstet werden?“ Das städtische Anmeldeportal Kindernet sei intransparent. Viel zu spät, im Februar, erfahren die Eltern, ob ihr Kind einen Platz bekommen hat. „Bis dahin weiß man nicht, wo man steht.“

Die Niederräderin hat eine Petition gestartet. Unter change.org kann eine Unterschrift unter die Forderung gesetzt werden, dass jedes Kind in Niederrad einen Hortplatz bekommt. 430 haben bereits unterschrieben. Denn die Forderung legt den Finger in die Wunde: Die Stadt ist eigentlich bis 2026 verpflichtet, für jedes Kind einen Betreuungsplatz zu schaffen. Doch gerade in Niederrad hängen die Behörden diesem Versprechen weit hinterher. Auf 1000 Kinder im Stadtteil kämen etwa 360 Hortplätze, so Krähling. Die Nachmittagsbetreuung an den beiden Grundschulen sei ein Tropfen auf den heißen Stein, auch wenn sie in den letzten Jahren ausgebaut wurde, wie die Stadt sagt. 120 Plätze bietet die Erweiterte schulische Betreuung (ESB) der Friedrich-Fröbel-Schule nun - für derzeit 526 Kinder. Im kommenden Schuljahr werden es rund 588 sein.

Undurchsichtige Kriterien

Die ESB der Frauenhofschule wurde vor gut fünf Jahren um zehn Plätze auf 100 erweitert. Ein 2019 in der ehemaligen Sparkassenfiliale an der Bruchfeldstraße 66 errichtetes städtisches KIZ bietet 63 Plätze. Auch damals war die Not schon übergroß. Weitere fünf Träger bieten Betreuung im Stadtteil, können der Nachfrage aber nicht im Ansatz entsprechen. Die Träger gäben zudem schwer nachvollziehbare Kriterien vor, so Krähling. Ausschlaggebend sei etwa, ob bereits ein Geschwisterkind im Hort ist, die Mutter alleinerziehend ist, oder ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.

„Kinder, die dieses Jahr nicht reinkommen, werden auch im Folgejahr nicht berücksichtigt“, sagt Krähling. „Sie fänden sich im Hort nicht mehr ein, heißt es.“ Ihre Söhne würden nun absehbar vier Jahre lang nicht betreut. Das schlage nicht nur ihr selbst, sondern vor allem den Kindern auf die Seele. „Sie verstehen nicht, warum sie keinen Platz bekommen“.

Frankfurter Baudezernentin: Es fehlen Räume

Diana Krähling sprach beim zuletzt beim Ortsbeirat 5 vor, just als Bildungs- und Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) höchstselbst zu Gast war. „Sie haben Recht, in Niederrad ist es extrem schwierig. Wir versuchen seit Jahren, dort mehr Kinderbetreuung zu organisieren“, räumte Weber ein. Das Hauptproblem seien fehlende Räume. „Wenn Sie uns einen Raum oder ein Geschäft sagen können, das leersteht, mit Außenbereich, können wir agieren und einen Hort einrichten.“

„Wir prüfen, ob die neue Grundschule im Lyoner Quartier eine Kita dazu bekommt“, sagte Weber. Die Kinderzahlen seien in Niederrad inzwischen so hoch, dass es eine zweite neue Grundschule bräuchte, so die Dezernentin, denn „es wurden viel mehr Wohnungen im Lyoner Quartier gebaut als ursprünglich geplant“. Hinzu käme ein enormer Fachkräftemangel, das Personal sei wegen der Pandemie erschöpft.

„Haarsträubend“ findet Knut Dörfel, Fraktionsvorsitzender der Linken, die Zustände. Er will zur nächsten Sitzung einen Antrag einbringen. „Die Intransparenz muss ein Ende haben, es muss klar sein, wo es in den einzelnen Stadtteilen an Plätzen mangelt, und die Stadt muss das Problem beheben.“

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