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Eltern fordern Öffnung von Kitas in Frankfurt

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Rund 40 Väter, Mütter und ihre Knirpse kämpften gestern Nachmittag gemeinsam mit zahlreichen Plüschtieren vor dem Saalbau Bornheim für eine Öffnung der Kindertagesstätten für alle Kinder.
Rund 40 Väter, Mütter und ihre Knirpse kämpften gestern Nachmittag gemeinsam mit zahlreichen Plüschtieren vor dem Saalbau Bornheim für eine Öffnung der Kindertagesstätten für alle Kinder. © Leonhard Hamerski

Mit Teddybären demonstrieren Eltern und Kinder vor dem Bildungsausschuss. Sie fühlen sich von den Politikern im Stich gelassen. Die Väter und Mütter wollen, dass alle Kinder wieder in Schulen und Kitas gehen dürfen.

Frankfurt -Kinder hatten ihre liebsten Stofftiere als Mahnung für die Bildungspolitiker vor den Eingang des Saalbaus Bornheim gelegt, die dort gestern Nachmittag tagten. Da hielten Teddybären, Plüschhasen, -affen und -einhörner Plakate mit den Worten "Kinder brauchen Kinder", "Ich will zurück in die Kita" oder "Morgenkreis statt Homeoffice". Zu der "Teddy-Demo" hatte die Initiative "Familien in der Krise" aufgerufen, die sich über das soziale Netzwerk Facebook formiert hat, um Eltern und ihren Kindern eine Stimme während der Corona-Krise zu geben.

"Seit Wochen wird uns Eltern allerhand abverlangt", sagte etwa Agnes Horvath, Mutter einer Tochter in der Vorklasse. Die Betreuung der Kleinsten, Homeschooling, Arbeit, Haushalt. "Das ist eine Zumutung", so Horvath. "Für uns Eltern genauso wie für unsere Kinder, die weggesperrt werden, obwohl sie am wenigsten für die Pandemie können." Die ersten Wochen hätte sie die Notwendigkeit auch noch verstanden und eingesehen, erzählte die Mutter, doch mittlerweile gehe ihr die Puste aus. "Diese Perspektivlosigkeit zermürbt", so Horvath. "Alles hat auf, nur die Schulen und Kitas bleiben geschlossen. Das ist ungerecht."

Kreative Ideen

So wie Agnes Horvath geht es vielen Familien in Frankfurt. Rund 40 Mütter, Väter und Kinder waren zu der kleinen Demo gekommen, um ihren Unmut kundzutun. "Wir Eltern funktionieren nur noch. Das geht nicht mehr lange gut", sagte Isabelle Varga-Schmidt von der Initiative "Familien in der Krise". Diese fordert unter anderem, dass es keine Unterscheidung mehr zwischen systemrelevanten und nicht-systemrelevanten Eltern gibt, dass alle Kinder 20 Stunden in die Schule oder die Kita gehen können und dass die Einrichtungen in den Sommerferien gar nicht oder nur verkürzt schließen. Zudem müssten kreative Ideen her wie beispielsweise die Nutzung von Turnhallen oder Schulhöfen für den Unterricht. Auch einen Einsatz von Lehramtsstudenten oder Erziehern in Ausbildung können sich die Eltern vorstellen, um den Mangel an Pädagogen zu beheben. "Wir mussten in den vergangenen Wochen doch auch kreativ werden, um alles unter einen Hut zu bekommen", sagte Horvath.

Seit wenigen Wochen dürfen die Viertklässler und Schüler der höheren Jahrgänge zwar wieder zur Schule gehen, aber nur eingeschränkt. Ab 2. Juni sollen die Erst- bis Drittklässler folgen. Dann soll es auch in den Kindertagesstätten einen "eingeschränkten Regelbetrieb" geben. Das hat Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) jüngst angekündigt. Die Notfallbetreuung für Kinder mit einem Elternteil, der in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, bleibt erhalten. Allerdings muss jetzt auch der zweite Elternteil berufstätig sein - egal in welcher Branche. Zudem sollen Kinder, für die das Fehlen der Betreuung eine besondere Härte im Alltag darstellt, in die Kitas zurückkehren, ebenso wie Kinder mit einer Behinderung und jene, bei denen eine Gefahr für die Sicherung des Kindeswohls besteht.

Darüber hinaus hat das Land so gut wie keine Vorgaben gemacht. Offene Fragen sollen die Kommunen jetzt selbst klären.

Bildungsdezernentin arbeitet a Konzept für Kita-Öffnung

Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) äußerte Verständnis für die Situation der Eltern ("Eine Weile geht das, aber auf Dauer ist das nicht zu schaffen"), warb gleichzeitig aber auch um Verständnis für sich selbst. So hätte sie gemeinsam mit dem Stadtschulamt innerhalb weniger Tage die Schließung von 1037 Schulen und Kitas mit 150 000 betroffenen Kindern organisieren müssen, die Notbetreuung für 6000 Kinder und nun die schrittweise Öffnung der Einrichtungen. "Das ist richtig viel Arbeit", so Weber. Nichtsdestotrotz arbeite sie derzeit gemeinsam mit den Trägern an einem Konzept für eine Öffnung der Kindertagesstätten. Wie groß werden die Gruppen sein? Wie sieht die Präsenzzeit aus? Wird es etwas zu essen für die Knirpse geben? All das sei jetzt zu klären. "Ich will eine einheitliche Regelung finden, damit sowohl die Erzieher als auch die Eltern wissen, woran sie sind", so Weber. Sie wolle so viele Plätze wie möglich zur Verfügung stellen. "Mein Ziel ist es, dass wir allen Kindern ein Betreuungsangebot machen können.

Die SPD-Stadtverordnete Milkica Romic, Mutter von zwei Kindern, begrüßte das Vorgehen der Dezernentin. "Wir Eltern sind vom Land alleingelassen worden", sagte sie.

Birgit Ross (Grüne) merkte jedoch an, dass die Gesundheit der Erzieher, Kinder und Eltern "absolute Priorität" haben müsse. "Als Ärztin verfolge ich das Wissen rund um das Coronavirus, auch global", sagte sie. "Und es ist keinesfalls so, dass Kinder nicht und nur harmlos erkranken."

Und so sagte auch die Bildungsdezernentin: "Es ist richtig: Es gibt noch keine Entwarnung von dem Virus, das kann man nicht oft genug betonen." Es helfe auch nichts, wenn am Ende alle Kinder in den Einrichtungen krank werden. "Der Schutz der Kinder und Erzieher steht natürlich an erster Stelle."

Heute trifft sich Weber mit Vertretern des Gesundheitsamts, am Donnerstag mit den Trägern. Am Freitag soll das "einheitliche Konzept" veröffentlicht werden.

In Wiesbaden gibt es heute Nachmittag um 15 Uhr eine Demo von Eltern und Kindern vor der Staatskanzlei.

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