Eltern wünschen sich Ganztagsbetreuung für Kinder

Dies hat eine Umfrage des Stadtelternbeirats ergeben
Frankfurt -Keine Frage, eine Ganztagsbetreuung für ihre Kinder wünscht sich eine große Mehrheit der Frankfurter Eltern. Das Angebot soll aber möglichst flexibel sein. Nicht verpflichtend. Das hat eine Online-Umfrage des Stadtelternbeirats Frankfurt unter Eltern mit Kindern in Grund- und Förderschulen ergeben.
Hintergrund der Umfrage ist der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder, der im Sommer 2026 in Kraft tritt - zumindest schrittweise. Zunächst nur für Erstklässler, dann kommt jedes Jahr ein weiterer Jahrgang hinzu, so dass der Rechtsanspruch mit Beginn des Schuljahres 2029/30 für alle Grundschulkinder gilt. Bis dahin ist noch viel zu tun. Denn in Frankfurt müssen noch 7900 Ganztagsplätze geschaffen werden - in Horten und/oder an Grundschulen. Dies hat das Wuppertaler Institut für bildungsökonomische Forschung in einem Forschungsprojekt errechnet. Die Stadt müsste dafür bis 2029 bis zu 195 Millionen Euro investieren - zuzüglich der laufenden Kosten. So schön, so gut.
Erwartungen von Müttern und Vätern
Aber was erwarten die berufstätigen Eltern von einer Ganztagsbetreuung? Wie sollte diese ausgestaltet sein? Welche Bedürfnisse haben sie? Das wollte der Stadtelternbeirat genauer wissen und stellte Ende Januar eine entsprechende Umfrage ins Internet. An dieser haben sich bis Ende Februar 2582 Mütter und Väter beteiligt, teilte der Stadtelternbeirat am Dienstag mit. Viele der Teilnehmer würden im Nordend, in Sachsenhausen, Bergen-Enkheim und Bornheim leben. Ein Großteil der Eltern habe angeben, dass ihr Kind erst noch eingeschult wird.
„Weitreichende Veränderung“
Wie die Auswertung der Ergebnisse im Detail zeigt, wünschen sich 91 Prozent der befragten Familien eine Betreuung ihrer Kinder auch außerhalb der Unterrichtszeiten. Allerdings bevorzugt eine große Mehrheit der Eltern eine weitgehende Freiwilligkeit: 84 Prozent der Mütter und Väter wollen eine verpflichtende Teilnahme an der Betreuung nur bis spätestens 15 Uhr, da viele Kinder nachmittags nach dem Unterricht Hobbys wahrnehmen oder Freunde treffen wollen.
Nichtsdestotrotz gab eine deutliche Mehrheit auch an, dass sie gerne eine Frühbetreuung vor dem Unterrichtsstart sowie eine Nachmittagsbetreuung bis 16 oder 17 Uhr an allen Wochentagen in Anspruch nehmen würden. 93 Prozent der Eltern wollen, dass ihre Kinder in der Schule zu Mittag essen. Inhaltlich wünschen sich die Eltern für den Ganztag eine Hausaufgabenbetreuung sowie Musik- und Sportangebote. Dafür sind die meisten Eltern auch bereit, zwischen 100 und 200 Euro pro Monat zu zahlen - sofern die Qualität des Essens verbessert wird, es Geschwisterrabatte sowie Entlastungen für Geringverdiener gibt. Auch eine Ferienbetreuung in der Schule favorisiert eine großen Mehrheit der Mütter und Väter.
Die Ergebnisse überraschen den Stadtelternbeirat nicht, wie Andreas Kohnen vom Grundschulausschuss im Gespräch mit dieser Zeitung sagt. Die Umfrage zeige das große Interesse der Eltern am Ganztag. Die Ergebnisse würden aber auch darauf hinweisen, dass die Eltern eine „gewisse Angst“ vor dem Ganztag hätten. „Viele haben das französische Modell einer Ganztagsschule vor Augen, wo die Kinder von 8 bis 17 Uhr unterrichtet werden“, erklärt Kohnen. „Das wollen die Eltern aber nicht.“
Deshalb hofft der Stadtelternbeirat nun, dass die Umfrage als Grundlage vonseiten des Bildungsdezernats, Stadtschulamts und Staatlichen Schulamt genutzt werde, um mit den Eltern gemeinsam in den Dialog zu gehen. „Es ist wichtig, dass wir in den Prozess miteingebunden werden“, so Kohnen. Immerhin gehe es bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs darum, die „alte wilhelminische Schule in eine moderne Ganztagsschule“ umzugestalten. „Das ist die weitreichendste Veränderung an Grundschulen in den vergangenen 70 Jahren.“ Julia Lorenz