1. Startseite
  2. Frankfurt

Er schlägt ein neues Kapitel auf

Erstellt:

Von: Michael Forst

Kommentare

Thomas Schröder ist der neue Inhaber der Buchhandlung Bärsch an der Ecke Hostato-/Albanusstraße. Er führt das Traditionsgeschäft seit dem 1. April zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth Stahl.
Thomas Schröder ist der neue Inhaber der Buchhandlung Bärsch an der Ecke Hostato-/Albanusstraße. Er führt das Traditionsgeschäft seit dem 1. April zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth Stahl. © Maik Reuß

Thomas Schröder hat die Buchhandlung Bärsch mit 62 Jahren übernommen.

Kein Scherz: Seit dem 1. April ist der Höchster Traditionsbuchladen Bärsch in neuen Händen. Übernommen hat das Geschäft in der Albanusstraße 29 der Butzbacher Thomas Schröder, der zusammen mit seiner Frau Elisabeth Stahl für frischen Wind sorgen will. „Ich bin euphorisch wie schon lange nicht mehr“, beschreibt der 62-Jährige seine Stimmung, während er von der „Toplage“ und der „glorreichen Vergangenheit“ des Geschäfts schwärmt. Dazu passt, dass er zwar ein neues Kapitel im altehrwürdigen Laden aufschlagen, mittelfristig auch die Inneneinrichtung auf den neuesten Stand bringen, aber nicht alles radikal umkrempeln will: „Ich möchte die Stammkunden mitnehmen, aber auch mehr anspruchsvolle Literatur anbieten.“

Das bedeute allerdings nicht, aus dem Traditionshaus eine „Intellektuellen-Buchhaltung“ zu machen. Die langjährigen Kunden würden das Geschäft auf jeden Fall wiedererkennen - das beginne schon damit, dass sie dort auch künftig von den selben Gesichtern begrüßt und beraten werden, denn Schröder hat alle fünf Mitarbeiter übernommen. Und er ist froh darüber: „Ich habe ein hervorragendes Team - ohne die Mitarbeiter wäre ich nichts.“

Verleger erzählen lassen

An eine weitere Tradition seiner Vorgänger Jasmina Djordjevic und Klaus Vorpahl will er nach eigenen Worten ebenfalls anknüpfen: Er plant Lesungen, etwa mit bekannten Krimiautoren. Und sogenannte Verlegerabende, wie er sie schon erfolgreich in Flörsheim angeboten habe. Dort erzählte der Verleger Joachim Unseld aus seinem bewegten Leben. Das trifft sich übrigens mit Schröders privater Lese-Vorliebe. „Verleger-Biografien faszinieren mich sehr“, sagt er. Spannend sei unter anderem, was und wie sie über Autoren erzählen können.

Ein Neuling in der Buchbranche ist Schröder mitnichten. Seit Jahren gehören ihm schon die Flörsheimer Buchhandlung und ein Geschäft am Marburger Markt. Letzteres sei stark durch die vielen Touristen geprägt, ersteres habe einen vorwiegend lokalen Charakter - das Höchster Geschäft könne er sich zwischen diesen beiden Polen vorstellen.

Thomas Schröder, der noch weitermachen möchte, bis er 70 ist, sieht sich gut dafür aufgestellt, auch mit seiner Frau an seiner Seite, die als Supervisorin bei atmosphärischen Störungen vermitteln und die sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Whatsapp bespielen soll.

Zudem steckt im Bücherwurm Thomas Schröder nach eigenen Angaben auch ein Zahlenmensch. „Bis vor etwa 20 Jahren habe ich in der EDV-Branche gearbeitet, Banken bei Software beraten“, erzählt er. Sein „Erweckungserlebnis“ habe er bei einem Kaffee im Hugendubel in der Frankfurter Innenstadt gehabt: „Ich sah diese Massen an Büchern und dachte mir, wie toll es sein muss, wenn dir alles gehört.“

Seinen Schritt habe er nie wirklich bereut - und seine Zahlen-Vergangenheit komme ihm auch als Geschäftsmann zugute. „Wenn die Umsätze zu schwach oder das Lager zu hoch ist, sehe ich das auf dem ersten Blick“, erklärt er.

Wobei er es manchmal auch ein wenig übertreibe: Denn selbst im Urlaub, wie neulich in Italien, müsse er einfach einmal am Tag ein Blick in die laufenden Geschäftszahlen seiner Buchgeschäfte werfen. „Da bin ich schon ein bisschen wie ein Junkie“, sagt Schröder .

Michael Forst

Auch interessant

Kommentare