Eschersheimer Dorffest wird erstmals ohne eine Lindenkönigin gefeiert

Am kommenden Wochenende steigt auf dem Gelände der evangelischen Emmaus-Gemeinde zum neunten Mal das Eschersheimer Dorffest. Gefeiert wird von Freitag bis Montag – mit einem Novum: Zum ersten Mal wurde keine Lindenkönigin gekrönt. Im Gespräch mit Redakteurin Judith Dietermann erläutern die Organisatoren Sylvia Möller (Vorsitzende) und Alexander Kamp (Marketing) vom JE Familienchor Eschersheim die Hintergründe dieser Entscheidung.
Am kommenden Wochenende steigt auf dem Gelände der evangelischen Emmaus-Gemeinde zum neunten Mal das Eschersheimer Dorffest. Gefeiert wird von Freitag bis Montag – mit einem Novum: Zum ersten Mal wurde keine Lindenkönigin gekrönt. Im Gespräch mit Redakteurin Judith Dietermann erläutern die Organisatoren Sylvia Möller (Vorsitzende) und Alexander Kamp (Marketing) vom JE Familienchor Eschersheim die Hintergründe dieser Entscheidung. Frau Möller, das Eschersheimer Dorffest bedeutete in den vergangenen Jahren auch immer die Präsentation der neuen Lindenkönigin. Dieses Mal jedoch nicht. Warum?
SYLVIA MÖLLER: Der Familienchor Eschersheim, zuvor Jugendchor Eschersheim (JE), ist noch relativ neu. Wir strukturieren derzeit unser musikalisches Konzept. Deswegen gab es noch nicht die Zeit, uns auch mit dem Thema Lindenkönigin zu befassen. Es gab andere Themen, die in den vergangenen eineinhalb Jahren dringlicher waren, etwa den Chor zu stärken.
Könnte Jennifer, die vor vier Jahren gewählte Lindenkönigin, nicht ihre Amtszeit verlängern? So, wie sie es vor zwei Jahren ja schon einmal gemacht hatte...
MÖLLER: Nein, es gibt sie nicht mehr.
ALEXANDER KAMP: Es gibt sie schon noch, aber sie ist eben nicht mehr in Amt und Würden. Solche Wahlen benötigen nicht nur eine gewisse Vorlaufzeit für die Auswahl einer geeigneten Nachfolgerin, die Lindenkönigin bekommt auch eine Aufwandsentschädigung für ihre Tätigkeit – alles Gründe, warum es in diesem Jahr keine Königin gibt. Die Aufgabe der Vorsitzenden des Familienchores besteht aktuell darin, das Grundgerüst stabil zu halten. Ich selber hatte aufgrund vieler weiterer Projekte nicht die Zeit, mich bei der Organisation des musikalischen Festprogramms auch noch mit dem Thema Lindenkönigin zu befassen. Man kann eben nicht alles haben im Leben.
Ist die Lindenkönigin mit dieser Entscheidung endgültig ad acta gelegt?
MÖLLER: Wir haben die Lindenkönigin in eine Schublade gepackt und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann holen wir sie wieder ’raus.
Hat sich denn mit der neuen Ausrichtung des Chores auch das Konzept des Eschersheimer Dorffestes verändert? Gibt es Neuerungen?
MÖLLER: Das Gerüst ist geblieben. Im Vordergrund steht der Gesang, sei es professionell mit namhaften Künstlern oder durch unseren Familienchor als Amateure. Kinderspiele, der Fanfarencorps aus Bonames oder Kirchenführungen bilden das Rahmenprogramm. Zudem gibt es auch kulinarische Höhepunkte. Wie die bayerischen Schmankerl von ,Meister Kleeberg’ und selbstgemachte Burger und Leckeres vom Grill oder unsere Chorwaffeln.
Singende Waffeln also?
MÖLLER (lacht): Das wäre schön. Nein, sie sind schlichtweg selbst gemacht nach einem Spezialrezept, das ich nicht verraten werde.
In der Facebook-Gruppe des Familienchors wurden Anfang der Woche noch händeringend Helfer für den Ausschank gesucht. Sind Sie mittlerweile gut aufgestellt?
KAMP: Durch die Umstrukturierung von einem Jugend- zu einem Familienchor kommen wir auf eine Stärke von ungefähr 40 Sängerinnen und Sängern. Es gibt aber auch dort die normalen Befindlichkeiten des Lebens wie Urlaub, Arbeit, Schichtdienst und vieles andere mehr, die auch hier zu Engpässen führen. Wir konnten diese Lücke in den vergangen Tagen ein bisschen füllen, aber jeder der gerne helfen möchte, kann sich gerne noch bei uns melden – es wird aber sicher keiner verdursten.
MÖLLER: Solche Probleme betreffen ja nicht nur uns, sondern sind weitreichend. Das Ehrenamt leidet unter den Anforderungen von Schule und Beruf. Es ist ein Problem unserer Zeit.
KAMP: Die Rastlosigkeit der Menschen ist auch bei uns spürbar.
Die Schirmherrschaft für das diesjährige Dorffest hat Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) übernommen. Herr Kamp, mussten sie dafür all ihre Überredungskünste einsetzen?
KAMP (lacht): Gar nicht. Er hat sich erstmals persönlich telefonisch bei mir gemeldet und gefragt, ob er beim Dorffest den Fassbieranstich übernehmen darf. Nachdem es ihm wohl doch recht unangenehm war, dass er nicht auf die Einladung des Familienchors zum Neujahrsempfang reagiert hatte. Das ist auch ein Novum.
Und Sie haben sofort zugesagt?
KAMP: Ja, denn in der 17-jährigen Amtszeit seiner Vorgängerin Petra Roth (CDU) ist es nie vorgekommen, dass sie persönlich angerufen hätte, um den Fassbieranstich zu übernehmen. Aber natürlich war und ist auch Ehrenbürgerin Petra Roth eine echte Freundin Eschersheims und war schon unser Gast.
MÖLLER: Wir waren ja auch immer sehr nett zum Oberbürgermeister...
Bleiben wir doch gleich bei der Politik: Die „Talkrunde mit Top-Politikern“ am Samstag, 24. Juni, um 16 Uhr fällt doch etwas aus dem musikalischen Rahmen...
KAMP: Solch eine Diskussionsrunde gab es schon immer. Dabei sein werden die Bundestagskandidaten aus den Wahlkreisen – Matthias Zimmer (CDU) und Oliver Strank (SPD) – sowie die Generalsekretärin der FDP Nicola Beer in ihrer Funktion als Kandidatin für den Bundestag. Gemeinsam sprechen wir dann darüber, was Deutschland nach der Wahl erwartet.
MÖLLER: Wir haben wirklich für jeden Geschmack etwas dabei, für die ganze Familie eben.
Wie reagieren denn die Anwohner auf drei Tage Dorffest? Vor allem am Freitagabend dürfte es laut werden, wenn das Helene-Fischer-Double Victoria um 22 Uhr loslegt.
KAMP: Um 23.15 Uhr ist Schluss mit der Musik, das können wir versprechen. Ansonsten ist Eschersheim schlageraffin, die Nachbarn feiern alle mit. Ob auf dem Fest oder auf dem Balkon.
MÖLLER: Sie werden auch persönlich von uns eingeladen. Bislang gab es noch nie Probleme.
Herr Kamp, Sie sind ja auch an der Organisation des Eschersheimer Wochendes, das im Zwei-Jahres-Wechsel mit dem Dorffest stattfindet, maßgeblich beteiligt. Worin bestehen die größten Unterschiede der Feste?
KAMP: Wir lassen beim Dorffest etwa keine großen Bands spielen, sondern arbeiten im Wesentlichen mit Halb-Playback und Einzelkünstlern. Das macht vieles und vor allem die technische Vorbereitung einfacher. Und natürlich ist auch das Bühnenkonzept optisch auf den deutlich kleineren Platz an der Emmauskirche ausgerichtet.
Was für Herrn Kamp Routine ist, ist für Sie, Frau Möller, neu. Sie betreuen das Fest erstmalig als Vorsitzende, als Organisatorin der Veranstaltung. Sind Sie also aufgeregt?
MÖLLER: Wenn man seine Hausaufgaben gut macht und auf erfahrene Leute hört, spürt man keine Aufregung. Es ist ein Unterschied zum Dorffest vor zwei Jahren spürbar, aber ich fühle mich gut.
Mit dem Höchster Schlossfest und dem Schweizer Straßenfest gibt es am Wochenende namhafte Konkurrenz. Macht Ihnen das Angst?
KAMP: Nein. Der Gast entscheidet, was er möchte, zudem sind die Zielrichtungen der Veranstaltungen völlig unterschiedlich. Rock und Pop ist es beim Schweizer Straßenfest, das Höchster Schlossfest ist viel größer – damit wollen wir uns nicht vergleichen. Das haben wir nächstes Jahr dann wieder beim Eschersheimer Wochenende – zum 20. Jubiläum übrigens.