EU-Schule ist am Festplatz möglich

Die Machbarkeitsstudie wurde jetzt erstmals öffentlich vorgestellt.
Frankfurt. Jetzt ist es raus: Die neue Europäische Schule könnte auf dem Festplatz-Gelände am Ratsweg gebaut werden - allerdings mit Abstrichen. Das hat eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Europäischen Zentralbank (EZB) ergeben, die der Stadtplaner Martin Wentz am Montagabend im Bildungsausschuss erstmals öffentlich vorgestellt hat. Bisher kannten die Studie nur wenige Fraktionen und der Kleingärtnerverein Riederwald 1913.
Wentz erklärte, dass auf dem Gelände am Ratsweg in Bornheim in mehreren zwei- bis fünfgeschossigen Gebäude ein Kindergarten, eine Grundschule sowie eine Sekundarstufe 1 und 2 inklusive Mensa, Aula, Turnhalle und Verwaltungstrakt für mehr als 2000 Schüler und 400 Mitarbeiter entstehen könnte. Das sei allerdings nur möglich, wenn der benachbarte Kleingärtnerverein Riederwald 1913 insgesamt 44 ihrer 105 Parzellen abgeben würden. Dann sei die Fläche 54 000 Quadratmeter groß - immerhin 10 000 Quadratmeter mehr als am heutigen Standort in der Nordweststadt.
Allerdings müsste die Schule auch am neuen Standort Abstriche machen. „Die Mensa wäre kleiner als gewünscht“, sagte Wentz. Und auch für die Nachmittagsbetreuung wäre weniger Nutzfläche vorhanden als geplant. „Die Verkehrsflächen mussten aber größer werden als ursprünglich vorgesehen“, sagte Wentz. Für die Schule und die Europäische Zentralbank ginge dies aber in Ordnung.
Ein Knackpunkt ist nach Angaben des Stadtplaners allerdings die Verkehrserschließung. Immerhin würden sich jeden Tag knapp 3000 Menschen zu dem Standort bewegen. Mit 1000 Autos in den Morgenstunden werde gerechnet. „Wir müssen mit den Elterntaxis leben“, sagte Wentz. Heute sei das Gelände aber nur über den Knoten Ratsweg/Am Bornheimer Hang erreichbar. „Wenn dort aber mal etwas passiert, ein Wasserrohrbruch oder ähnliches, dann kommt niemand mehr zur Schule“, so Wentz. Deshalb müsste die Straße Am Bornheimer Hang durch die Kleingartenanlage bis zur Straße Am Riederbruch verlängert werden. „Nur dann ist die Erschließung des Grundstücks gesichert.“ Parkplätze für Besucher der benachbarten Eissporthalle und des Schwimmbades würde es in der Tiefgarage geben. Busparkplätze sind auf dem Gelände ebenfalls vorgesehen.
Schon jetzt zu klein?
Martin Wentz selbst bezeichnete es als „strategischen Fehler“, dass auf dem Grundstück keine „Reservefläche“ eingeplant werden könnte, wenn die Schule in Zukunft noch weiter wachse.
Deshalb stellte sich Carolin Friedrich von der CDU-Fraktion die Frage, ob der Festplatz am Ratsweg überhaupt das richtige Grundstück sei. „Ich würde sagen, das geht nicht und wir brauchen ein anderes Grundstück“, so Friedrich.
Auch Niklas Pauli vom Kleingärtnerverein Riederwald 1913 befürchtete: „Mit dieser Schule an diesem Standort fehlt den Bornheimern und Riederwäldern hinterher die Luft zum Atmen.“ Die Kleingärtner sollen übrigens eine Ausgleichsfläche für maximal 23 Parzellen in der Nähe des Abenteuerspielplatzes Riederwald bekommen.
Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) allerdings betonte, dass sie die Kleingärten nicht antasten wolle. Es gebe noch andere Ideen und Vorschläge, über die man sprechen könne. „Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen“, sagte Weber. „Wir stehen noch ganz am Anfang der Planung.“ Die Stadträtin wies zudem daraufhin, dass am Ratsweg maximal 3000 Schüler unterrichtet werden sollen. „Wächst die Schule weiter, muss es einen weiteren Standort geben.“
Der Magistrat hatte Anfang November auf Grundlage der Machbarkeitsstudie eine Projektvereinbarung über den Bau der Europäischen Schule am Ratsweg zusammen mit den anderen Beteiligten unterzeichnet. Denn fest steht: Die Zahl der Kinder, die die Europäische Schule besuchen, wächst und wächst, das Gebäude am bisherigen Standort in der Nordweststadt platzt aus allen Nähten. Deshalb sucht die Stadt schon seit Jahren händeringend nach einem neuen Standort. So ist es mit der Bundesrepublik vereinbart, die für den Bau von Bildungseinrichtungen für die Mitarbeiter europäischer Institutionen in Deutschland verantwortlich ist. Julia Lorenz