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Ex-Eintracht-Star leitet NLZ – U21 trifft nächste Saison auf OFC

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Von: Jörn Polzin

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Die U21 von Eintracht Frankfurt strebt in großen Schritten dem Aufstieg in die Regionalliga entgegen. Dann trifft sie dort auf Kickers Offenbach.

Frankfurt – Als Profi bestritt Patrick Ochs 227 Pflichtspiele für die Eintracht, ehe er sich dem VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim anschloss und seine Karriere beim FSV Frankfurt beendete. Seit 2019 gehört er dem Sportvorstand des SC Hessen Dreieich an.

Nach dem Rückzug des SC aus der Hessenliga übernahm Ochs als Sportlicher Leiter des Frankfurter Nachwuchsleistungszentrums auch die Verantwortung für die zweite Mannschaft. Im Interview verrät der 39-Jährige, wie das Zusammenspiel mit den Profis aussieht und worauf es für die Talente ankommt, um oben richtig Fuß zu fassen.

Starkes Trio: Top-Torjäger Nacho Ferri (links), Kapitän Marc Wachs (Mitte) und der aus Hanau stammende Mehdi Loune bejubeln einen Treffer der Eintracht-U21 gegen Bayern Alzenau.
Starkes Duo: Top-Torjäger Nacho Ferri (links) und Kapitän Marc Wachs bejubeln einen Treffer der Eintracht-U21 gegen Bayern Alzenau.  © -

Ex-Eintracht-Star Ochs leitet NLZ: U21 mit gutem Vorsprung

Herr Ochs, vier Spieltage vor Schluss hat die U21 sechs Punkte Vorsprung auf Verfolger Gießen. Da kann eigentlich nichts mehr schiefgehen oder?

Doch, es kann theoretisch noch ziemlich viel schiefgehen. Man sollte nicht zu voreilig sein, sonst kann man tief fallen. Natürlich haben wir durch unsere Siegesserie eine sehr gute Position und sind mindestens für die Aufstiegsrelegation qualifiziert, aber mit dem Tabellendritten Fernwald auch einen schweren Gegner vor der Brust. Denen hätte ich auch den Aufstieg zugetraut.

Worauf wird es im Endspurt ankommen?

Wir müssen den Fokus hochhalten und ihn auf das legen, was wir die gesamte Saison tun: die Ausbildung unser jungen Spieler.

Aber die Eintracht hat doch einen großen Namen und viele Möglichkeiten...

Ja, aber wir waren ja im Grunde ein weißes Blatt Papier, haben von vorne angefangen, eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt und viele der Jugendspieler mussten erstmal im Herren-Bereich ankommen. Teilweise stehen ja sechs, sieben A-Jugendliche in unserer Startelf.

Erklärt das auch den etwas holprigen Beginn?

Klar, es war ein Anpassungsprozess. Für die Spieler, das Trainer- und Funktionsteam. Auch der Ahorn Camp Sportpark in Dreieich war noch nicht komplett fertiggestellt. Aber wir haben uns gut gefunden und verstanden, wie wir die Dinge umsetzen können. Seitdem geht es bergauf. Wir haben uns bei den Gegnern Respekt verschafft.

Welche Spielidee steckt dahinter?

Wir wollen immer mutig auftreten, nach vorne verteidigen, früh den Gegner stören. Mit unserer hohen Endgeschwindigkeit und dem Tiefgang haben wir dann sicher Vorteile. Dafür müssen wir aber hart arbeiten. Das ist ein Entwicklungsprozess. In den letzten Spielen hatten wir 65 bis 70 Prozent Ballbesitz.

Leiter des NLZ Ex-Eintracht-Star Patrick Ochs: „Unterschied zwischen der Hessen- und Bundesliga“

Den hatten die Profis zuletzt auch häufiger, ohne Zählbares zu verbuchen...

Solche Phasen gibt es. Die gab es auch bei uns. Ich erinnere mich an die Spiele gegen Walldorf (3:4) und Neuhof (2:2), in denen wir trotz der klaren Überlegenheit keine Siege einfahren konnten. Jetzt haben wir wieder eine höhere Effizienz. Die Qualität ist definitiv da, bei uns und natürlich auch bei den Profis.

Statistiken und Analysen kommen bei der Spielvorbereitung eine immer größere Bedeutung zu. Wie sieht die bei der U21 aus?

Wir legen den Fokus komplett auf die Spieler und bereiten uns nie auf einzelne Spiele oder Gegner vor. Wir beschäftigen uns sehr detailliert mit den Jungs und ihren Positionen, Technik, Taktik. Mit allem, was es braucht, um mal im bezahlten Profifußball unterzukommen. Dann kommen automatisch auch die Ergebnisse.

Talente wie Nacho Ferri, der Hanauer Mehdi Loune oder Dario Gebuhr trainieren regelmäßig bei den Profis mit. Was fehlt ihnen noch für den Sprung in die Bundesliga?

Sie haben sich gut angepasst und das Potenzial, es zu schaffen. Aber es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen der Hessen- und der Bundesliga, gerade was die hohe Intensität bei den Sprints und Tempoläufen angeht. Hinzu kommt die intrinsische Motivation, also immer für das Ziel zu arbeiten und bereit zu sein. So war das bei mir damals auch.

Ein kritisch beäugtes Thema ist die Durchlässigkeit, also der fließende Übergang vom Nachwuchs zu den Profis. Sehen Sie da mit Einführung der U21 schon Fortschritte?

Ich denke, wir haben vieles richtig gemacht. Einige haben ihren nächsten Schritt gemacht oder stehen kurz davor. Die U21 hilft den Jungs, sich umzustellen. Klar gibt es Ausnahmen wie Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund oder Florian Wirtz von Bayer Leverkusen, die direkt den Sprung schaffen. Aber normalerweise ist das eine Entwicklung. Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass Dario Gebuhr zuletzt nicht in Dortmund zum Profi-Debüt gekommen wäre, wenn es die U21 nicht geben würde. Er ist da ein Paradebeispiel und macht das sehr gut.

Für Marcel Wenig, der vom FC Bayern München kam und sich durch Einsätze in der U21 für die Profis empfehlen sollte, gilt das offenbar weniger. Er spielte bei Oliver Glasner bislang so gut wie keine Rolle...

Wenn er für unsere U21 spielt, macht er seine Sache sehr, sehr ordentlich. Auch in der Youth League hat er seine Spuren hinterlassen. Er ist ein junger, talentierter Spieler, für den das Gleiche gilt wie für die anderen auch: Der Schritt in den Profifußball ist ein großer. Man muss jeden Tag hart dafür arbeiten und sich immer wieder anbieten. Die Spielpraxis kommt ihm in jedem Fall zugute.

Ex-Eintracht-Star Patrick Ochs zu Spielen gegen den OFC: „Derbys, auf die sich jeder freut“

Wie sieht generell der Kontakt zwischen Ihnen und den Verantwortlichen bei den Profis aus? Kommt da ein Oliver Glasner und sagt, welchen Spieler er gerne oben sehen würde – oder geben Sie da die eine oder andere Empfehlung?

Grundsätzlich ist es ein sensationeller Austausch, den wir da haben mit Trainer Oliver Glasner, Sportvorstand Markus Krösche, Lizenzspielerleiter Timmo Hardung und den anderen Verantwortlichen. Wir sprechen regelmäßig über einzelne Spieler und ihre Entwicklung. Gerade Markus Krösche nimmt sich viel Zeit für das NLZ.

Inwieweit würde ein Aufstieg in die Regionalliga den Übergang von U21 und Profis erleichtern bzw. beschleunigen?

Ich möchte erstmal betonen, dass wir in der Hessenliga mit unserem attraktiven Fußball gut ankommen. Das sieht man am Zuschauerzuspruch, bei uns in Dreieich mit mehr als 1000 Fans im Schnitt, aber auch bei den Gegnern. Wir versuchen, eine gute Visitenkarte abzugeben und nicht abgehoben rüberzukommen. Die Saison hat uns allen viel Spaß bereitet und der Kontakt zu den anderen Vereinen ist sehr freundschaftlich. Aber klar, die Regionalliga wäre hinsichtlich der Ausbildung unserer Spieler die noch bessere Plattform, über die wir uns sehr freuen würden. Damit nähern wir uns noch mehr den Profis. In der Regionalliga ist eine andere Dynamik drin, alles ist anstrengender und intensiver.

Was würde und müsste sich ändern, was Kader, Stadion angeht...

Wir haben ein gutes Team mit guten Einzelspielern, die wir weiterentwickeln wollen. Am roten Faden des NLZ werden wir festhalten und sind gespannt, wie die Jungs reifen. Dann müsste man sehen, inwiefern wir erfahrene Jungs hinzufügen. Was das Stadion angeht: Da bleibt der Ahorn Camp Sportpark Dreieich unsere Spielstätte.

Wäre in brisanten Derbys gegen Kickers Offenbach nicht ein Umzug nötig?

Das müssen die Kollegen in Zusammenarbeit mit den Behörden entscheiden, da es vorrangig um Sicherheitsvorkehrungen ginge. Ausweichmöglichkeiten gibt es sicher. Natürlich sind das die Derbys, auf die sich jeder Fußballer freut. Erstmal müssen wir aber den Aufstieg packen.

Und die Profis den Pokalsieg in Berlin?

Klar hat die Mannschaft in der Liga keine gute Phase. Aber in einem Spiel ist alles machbar. Also warum nicht?

Das Gespräch führte Jörn Polzin.

Künftiges Trio auf der Geschäftsstelle von Fußball-Regionalligist Kickers Offenbach vereint Expertise und Vereinsverbundenheit.

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