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Millionen-Grab? „Fashion Week“ kommt Frankfurt teuer zu stehen

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Die drei Modeveranstaltungen haben Frankfurt 4,1 Millionen Euro gekostet. Darüber, ob sich das Geld gelohnt hat, gehen die Meinungen auseinander.

Frankfurt - Für die Ausrichtung der ersten beiden Auflagen der „Frankfurt Fashion Week“ im Juli 2021 und im Januar 2022 hat die Stadt einen Betrag in Höhe von rund 3,1 Millionen Euro ausgegeben. Dies erklärte jetzt der Magistrat und beantwortete damit eine Anfrage der Linken. Dazu kommt eine knappe weitere Million für die dritte Áuflage.

„Wie teuer war die Fashion Week?“, hatte die Linke bereits im vergangenen Februar gefragt und insgesamt 14 Fragen vorgelegt, die vor allem auf Finanzierung und vertragliche Vereinbarungen zwischen Stadt und Veranstaltern abzielten. Zur Erinnerung: Im Sommer 2020 verkündete die Premium Group, Veranstalter der „Fashion Week“, den Umzug der Modemesse von Berlin nach Frankfurt. Die Euphorie am Main war groß. Das Mode-Event sollte Frankfurt zum neuen Hotspot der Fashionszene machen und mehr als 200 Millionen Euro pro Jahr in die Region bringen. Stadt, Land und Messe Frankfurt wollten zwischen 2021 und 2023 insgesamt zehn Millionen Euro investieren. Sechs Millionen Euro davon sollten aus der Frankfurter Stadtkasse kommen. Geplant waren fünf Veranstaltungen.

Premium Group kehrte Frankfurt den Rücken

Nach zwei coronabedingt stark eingeschränkten Ausgaben - die erste rein digital und auch die zweite nur mit einem eingedampften Programm ohne die großen Modemessen „Premium“, „Seek“ und „Neonyt“ - kehrte die Premium Group Frankfurt im Februar 2022 allerdings schon wieder den Rücken und ging zurück nach Berlin. Stadt und Messe hielten auch ohne die Premium-Formate an der bereits terminierten Sommer-Ausgabe fest. Kurzfristig sprang die Wirtschaftsförderung ein und koordinierte mehr als 100 Veranstaltungen, die zwischen dem 20. und 26. Juni aufs Messegelände und in die Innenstadt lockten.

„Fashion Week“ in Frankfurt: 3,1 Millionen für die ersten beiden Auflagen

Fördergelder seien zu keinem Zeitpunkt geflossen, betonte der Magistrat im Bericht an die Stadtverordnetenversammlung. Bei den Zahlungen an die Messe habe es sich lediglich um gegenseitige Leistungen gehandelt, die für die einzelnen Veranstaltungen spezifisch vereinbart wurden und der Bewerbung der Stadt Frankfurt beziehungsweise des Landes Hessen in exponierter Form gedient hätten. Bis zum Stichtag im März 2022 hat die Stadt laut Bericht rund 4,1 Millionen Euro an die Messe Frankfurt gezahlt, die größtenteils aus Mitteln des Tourismusbeitrags stammen. 3,1 Millionen Euro dieses Betrags hat die Messe ausgegeben und damit etwas mehr als die Hälfte der ursprünglich angedachten sechs Millionen Euro städtischer Unterstützung, die allerdings auch für Veranstaltungen bis zum Sommer 2023 vorgesehen war.

Die Linke kritisiert die Kosten für die „Fashion Week“, hier eine Veranstaltung auf dem Opernplatz. FOTO: michael schick
Die Linke kritisiert die Kosten für die „Fashion Week“, hier eine Veranstaltung auf dem Opernplatz. © Michael Schick

Verwendet worden seien die Mittel unter anderem für den Aufbau der Marke, die Durchführung internationaler Konferenzen, Streamingdienstleistungen und das Digitalportal. Mit Aufhebungsvertrag vom 2. Juni 2022 gingen die verbleibenden 970 000 Euro an die Stadt zurück. Dieses Geld sei vollständig in die Durchführung der Veranstaltung im Juni 2022 gesteckt worden, hieß es vonseiten des Wirtschaftsdezernats. Ein Vertragsverhältnis zur Premium Group bestand laut Stadt nicht. Einzig zwischen Messe Frankfurt und Premium Group habe es einen Gastveranstaltervertrag gegeben, den die Premium Group am 3. Februar 2022 gekündigt habe. Daraus entstandene Forderungen mache die Messe derzeit geltend.

Frankfurts Linke spricht von „Millionengrab“

Die Linken-Fraktion zeigte sich mit den Antworten des Magistrats nicht zufrieden. Der Bericht bestätige das „Millionengrab Fashion Week“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Linken im Römer, Michael Müller. „Die Stadt gibt das Geld nachweislich an der falschen Stelle aus. Für ein paar Online-Veranstaltungen werden Millionen gezahlt, und jetzt ist die Fashion Week wieder in Berlin. Nachhaltig bleibt nichts übrig.“ Das Geld hätte besser in die Unterstützung des lokalen Einzelhandels gesteckt werden sollen.

Im Wirtschaftsdezernat sieht man das freilich anders. Die „Frankfurt Fashion Week“ sei ein großer Erfolg für die Stadt und die lokale Kreativ-, Mode- und Designerszene gewesen, erklärte Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) auf Anfrage dieser Zeitung. „Mehr als 120 Events begeisterten über 31 000 Besucherinnen und Besucher“, sage Wüst. „Das zeigt, dass unsere Entscheidung richtig war, die Veranstaltung 2022 durchzuführen. Unser Ziel besteht nun darin, die Frankfurt Fashion Week als nachhaltiges und zukunftsfähiges Format weiterzuentwickeln“, deutete die Stadträtin eine Fortführung des Mode-Events an. (Florian Neuroth)

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