Faustdicke Überraschung bei OB-Wahl in Frankfurt
CDU-Kandidat Uwe Becker hat die erste Runde der OB-Wahl in Frankfurt gewonnen. Eine Überraschung ist, gegen wen er nun antritt.
Frankfurt -Zwischen den Kandidaten von CDU und SPD werden sich die Frankfurter entscheiden müssen. Aus dem ersten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in der Mainmetropole ist der hessische Europa-Staatssekretär und frühere Bürgermeister Uwe Becker als Sieger hervorgegangen. Er erzielte mit 34,5 Prozent der Stimmen ein deutlich besseres Ergebnis als seine Partei bei der jüngsten Kommunalwahl.
Überraschend muss Becker in drei Wochen in der Stichwahl gegen den langjährigen SPD-Planungsdezernenten Mike Josef antreten. Die Partei ist in der Stadt nur drittstärkste Kraft. Josef errang 24,0 Prozent der Stimmen und ließ die Kandidatin der Grünen, Manuela Rottmann, hinter sich. Die Bundestagsabgeordnete und frühere Umweltdezernentin holte 21,3 Prozent. Die Grünen sind in Frankfurt stärkste Kraft und führen im Rathaus Römer eine Koalition mit SPD, FDP und Volt an.
Uwe Becker: „Frankfurter wollen echten Neuanfang“
„Die Menschen haben erkannt, dass ein Wechsel nur mit mir möglich ist“, sagt Uwe Becker. Nach der Abwahl des vorigen Amtsinhabers Peter Feldmann (SPD) im November wollten „die Frankfurter einen echten Neuanfang und ein Ende des Stillstands im Römer“. Als Riesenerfolg wertet SPD-Kandidat Mike Josef sein Erreichen der Stichwahl. Er habe offensichtlich die Wähler „von mir als Person“ überzeugt. Für sich und „die Themen, für die ich stehe“, wolle er die Wähler nun bis zur Stichwahl am 26. März gewinnen.
Obwohl die Grünen nicht einmal ihr übliches Wählerpotenzial ausschöpfen konnten, wertet Manuela Rottmann das Ergebnis dennoch als Erfolg. „Wir haben es mit aller Kraft versucht.“ Die Grünen hätten zu wenig Zeit für die Vorbereitung und Uwe Becker und Mike Josef „einen Bekanntheitsvorsprung“ gehabt.
Grüne wollen an ihrer Politik festhalten
„Ich hätte mir mehr gewünscht“, äußert sich der Kreisvorstandssprecher der Frankfurter Grünen, Götz von Stumpfeldt, enttäuscht. Konsequenzen für ihre Politik in der Stadt müssten die Grünen aber nicht ziehen. Mehr als 20 Prozent hätten mit Rottmann „für einen Wandel zu einer ökologischeren Politik, für den Klimaschutz und für eine andere Verkehrspolitik“ gestimmt. Unter anderem die Verkehrspolitik ist seit Jahren ein Reizthema in der Stadt, etwa wegen des Baus des Riederwaldtunnels als A66-Lückenschluss.
Sie freue sich, dass bald „eventuell“ wieder ein CDU-Politiker im OB-Büro sitzt, ist die frühere Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) zufrieden. Der Erfolg von Uwe Becker zeigt aus Sicht von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein: „Die CDU kann Großstädte.“ Sowohl CDU als auch SPD dürften nun vor allem um die Grünen-Wähler buhlen. Da er schon schwarz-grüne Bündnisse geschmiedet und in solchen Koalition mitgearbeitet habe, müsse Becker seine Wählbarkeit für Grüne nicht mehr beweisen, findet der Ministerpräsident. Becker betont, er stehe dazu, dass Frankfurt bis 2035 klimaneutral sein solle. Zu Frankfurts Zukunft gehöre „auch die grüne Seite.“
Wahl in Frankfurt: Achtungserfolg für den „Bahn-Babo“
Hinter den drei Kandidaten der großen Parteien landete der unabhängige Kandidat Peter Wirth mit 5,1 Prozent einen Achtungserfolg. Wirth ist Straßenbahnfahrer und tritt auf Twitter als „Bahn-Babo“ auf. „Meine Kandidatur hat auf jeden Fall zur Wahlbeteiligung beigetragen“, sagt er. Alle weiteren Kandidaten erreichten weniger als fünf Prozent. Bei der vorigen Wahl 2018 hatte SPD-OB Feldmann im ersten Wahlgang 46 Prozent geholt, CDU-Kandidatin Bernadette Weyland 25,4 Prozent.
Mit 20 Kandidaten hatten die knapp 509 000 Wahlberechtigten in Frankfurt diesmal ein Rekord-Angebot auf dem Wahlzettel. Die Wahlbeteiligung lag mit 40,4 Prozent so hoch wie seit mehr als 22 Jahren nicht mehr. Nur bei der Abwahl Feldmanns waren mit 41,9 Prozent noch etwas mehr Wähler an die Urnen gegangen. Feldmanns Amtszeit wäre noch bis Juni 2024 gegangen. Der Ex-OB wurde im Dezember wegen Korruption verurteilt. Dagegen hat Feldmann angekündigt, Revision einzulegen. Der neue OB wird am 11. Mai ins Amt eingeführt. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)