Feier fällt bescheidener aus

Obwohl den Vereinen in Oberrad der Nachwuchs fehlt, wird jedes Jahr das Stadtteilfest gestemmt. 2016 war das Programm aber etwas abgespeckt.
Der Wettergott meint es mit den Veranstaltern des Oberräder Stadtteilfests nicht gut. Schon zum zweiten Mal in fünf Jahren zogen Regenwolken über den Festplatz vor der Villa Bonn. Auf der Wiese bilden sich Pfützen, die Bierzeltgarnituren sind nass, die Festbesucher suchen Schutz unter den großen Schirmen vor den Ständen. Doch dann, ganz plötzlich, ist der Schauer vorbei, sogar ein paar Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolkendecke. Nach kurzer Zeit wagen sich die ersten zurück auf die Bierbänke, die im sonnigen Teil des Festplatzes liegen, die Stimmung. Trotzdem haben sich in diesem Jahr weniger Besucher als in den Vorjahren zur Villa Bonn aufgemacht, viele der Bänke bleiben leer.
Großer Zusammenhalt
„Das Stadtteilfest ist jedes Jahr ein anderes, aber wir nehmen die Umstände wie sie sind, wir Süd-Frankfurter sind standhaft“, sagt Dieter Breidt, Präsident der Brunnen- und Kerbegesellschaft Sachsenhausen. Man kenne sich hier, und das nicht nur durch das jährlich stattfindende Oberräder Fest. Für die Vereine aus dem Verband sei es selbstverständlich sich gegenseitig auf all ihren Festen zu besuchen und bei Bier und Bratwurst zu plaudern. „Wir sind wie eine große Familie, da unterstützen wir uns gegenseitig. Die Brunnen- und Kerbegesellschaft ist auch eine Art Bindungsglied zwischen den Vereinen, der Zusammenhalt ist uns wichtig“, so Breidt.
Der Oberräder Vereinsring kann sich in diesem Jahr über Zuwachs freuen, drei neue Vereine haben sich in dem Stadtteil angesiedelt. Der „Förderverein Kita Spielträume“ trägt auch gleich mit einem Stand etwas zum Festtag bei. „Doch innerhalb der bestehenden Vereine fehlt der Nachwuchs, die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren scheint abzunehmen“, sagt die Vorsitzende des Vereinsrings und des Singkreises Frohsinn Christa Giar. Einzig die Vereine für die Jüngeren wie der Skiclub schöpften noch aus dem Vollen, wenn es um neue Mitglieder geht. „Aber grundsätzlich ist es ein schon länger andauerndes Problem, dass kein Nachwuchs kommt“, sagt Giar. Womöglich aus diesem Grund gebe es 2016 auch weniger Programm, es wurden keine Aufführungen geboten wie sonst üblich. Die Band „Four Voices“ übernahm die gesamte musikalische Untermalung des Tages, sorgte mit Cover-Songs für gute Laune.
Nur das Programm für die Kleinen wurde etwas erweitert. Neben Kinderspielen wie Büchsenwerfen konnten die jüngsten Festbesucher bei den „Drei Lilien“ ihren Pfadfinder-Führerschein machen. Dazu war ein kleiner Parcours aufgebaut, bei dem die wichtigsten Disziplinen wie Feuer machen, Knoten lernen und Waldtiere zuordnen, absolviert werden mussten.
Für Arbeit geehrt
Seit 2012 gibt es die Pfadfinder in Oberrad. Für ihre Arbeit wurden sie schon mit dem Stadtteilpreis für ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. „Das macht uns stolz und zeigt, dass wir genau so weitermachen sollten wie bisher. Noch sind wir mit 35 Leuten ein kleiner Stamm, aber wir hoffen in den nächsten Jahren noch weiter zu wachsen“, sagt Sonja Werle.
Auch Ortsvorsteher Christian Becker (CDU) blickt guten Mutes in die Zukunft Oberrads. Nachdem in den vergangenen Jahren der Unmut über das Ladensterben und die missliche Lage der Offenbacher Landstraße gewachsen war, soll es nun vorangehen. Die Pläne für die Umgestaltung der Hauptstraße werden diese Woche vorgestellt, damit noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. „Wenn alles nach Plan läuft, sind die Arbeiten nach einem Jahr abgeschlossen. Dann sollen weitere Schritte wie die Ansiedlung von Discountern folgen, aber das alles ist ein längerfristiger Prozess, dessen müssen wir uns bewusst sein.“
(jme)