1. Startseite
  2. Frankfurt

Aufdringlich wie Peter Feldmann - Star-Koch „Salt Bae“ muss Konsequenzen fürchten

Kommentare

Ausgelassen feierten die Argentinier ihren WM-Triumph. Mittendrin: Ein türkischer Koch, der mit seinem Benehmen an Peter Feldmann erinnerte. Doch den WM-Pokal darf nicht jeder anfassen.

Update vom Freitag, 23. Dezember, 11.50 Uhr: Die Szenen glichen sich auf unangenehme Weise. Als Peter Feldmann, der vom Landgericht Frankfurt am Freitag (23. Dezember) zu einer Geldstrafe wegen Korruption verurteilt wurde, nach dem Europa-League-Sieg der Frankfurter Eintracht Kapitän Sebastian Rode im Rathaus den errungenen Pokal aus den Händen riss, schüttelten viele Beobachter ungläubig mit dem Kopf. Ähnlich selbstverliebt zeigte sich der türkische Star-Koch Nusret „Salt Bae“ Gökçe nach dem Triumph der Argentinier bei der Weltmeisterschaft in Katar. Immer wieder schnappte er sich den WM-Pokal von den argentinischen Spielern, reckte ihn in die Höhe, als wäre er gerade selbst Weltmeister geworden und tat so, als ob er Salz auf den Pokal streuen würde.

Sein Verhalten könnte für „Salt Bae“ nun ein gewaltiges Nachspiel haben. Denn anders als den Europa-League-Pokal, den Frankfurts Ex-OB Peter Feldmann den Eintracht-Spielern in ebenso peinlicher Manier abluchste, wie der türkische Koch den Argentiniern, darf den WM-Pokal laut Fifa-Statuten nur ein begrenzter Kreis von Menschen berühren. Nämlich nur Staatsoberhäupter und die Spieler der siegreichen WM-Mannschaft.

Aufdringlich wie Peter Feldmann: Fifa will Vorfälle um „Salt Bae“ untersuchen

Diese Regel war „Salt Bae“ offensichtlich herzlich egal. Der Star-Koch, der mehrere Luxus-Restaurants, unter anderem eins in Doha, betreibt, gilt als guter Freund von Fifa-Boss Gianni Infantino. Deshalb habe er offenbar Zugang zum Spielfeld und den argentinischen Spielern bekommen, vermutet der Stern. Der Fußball-Weltverband hat inzwischen angekündigt, die Vorkommnisse nach dem Abpfiff in Katar genauer untersuchen und entsprechende interne Maßnahmen ergriffen zu wollen, berichtet n-tv. Offenbar lag Peter Feldmann mit dem Abgreifen des Europa-League-Pokals doch nicht gänzlich falsch.

Pokalklau wie bei Peter Feldmann: Star-Koch nervt bei Argentiniens WM-Feier – „Einfach nur peinlich“

Erstmeldung vom Dienstag, 20. Dezember, 14.39 Uhr: Doha – Auch wenn es sich beim Fußball um einen Teamsport handelt, strömten noch vor der Pokalübergabe nach dem WM-Finale 2022 alle Argentinier zu Lionel Messi. War die Trophäe dann endlich überreicht – was durch FIFA-Chef Gianni Infantino etwas länger als nötig dauerte – hatte die Nummer 10 auf eine Person jedoch offenbar überhaupt keine Lust: „Salt Bae“ Nusret Gökçe.

Salt Bae, der primär für das theatralische Salzen von goldenen Steaks bekannt ist, spazierte während der Feierlichkeiten über das Feld des Lusail Iconic Stadiums und zeigte dabei großes Interesse am WM-Pokal – und erinnerte damit an Frankfurts ehemaligen Oberbürgermeister Peter Feldmann.

Der türkische Koch Nusret Gokçe, genannt „Salt Bae“, während eines Fußballspiels zwischen dem AC Mailand und dem SSC Neapel. (Archivfoto)
Der türkische Koch Nusret Gokçe, genannt „Salt Bae“, während eines Fußballspiels zwischen dem AC Mailand und dem SSC Neapel. (Archivfoto) © Miguel Medina/AFP

Wie einst Feldmann dachte wohl auch Gökçe, dass ihm, aus welchem Grund auch immer, ein Anrecht auf die Trophäe zusteht. Im Netz kursieren etliche Videos, die zeigen, dass der türkische Koch sein Glück unter anderem bei Lionel Messi probierte. Argentiniens Kapitän zeigte sich zunächst verwirrt, ignorierte Salt Bae daraufhin, gab später dann offenbar aber nach – wie ein Foto Gökçes auf Instagram beweist.

Salt Bae schnappt sich WM-Pokal: „Du bist kein Champion“

Kurz danach wurde der Koch im Netz scharf kritisiert. „Du solltest den WM-Pokal nicht anfassen. Du bist kein Champion“ sowie „Warum hältst du ihn [den Pokal] und warum bist du auf dem Feld? Du solltest nicht dort sein. Dies ist die Zeit für Spieler, die hart gearbeitet haben und nicht für Prominente, um herumzuhängen und Selfies für ihre eigene Promo zu machen“, ist unter anderem unter den etlichen von Gökçe geposteten Fotos zu lesen.

Tatsächlich zieren Fotos mit FIFA-Chef Infantino, einigen argentinischen Nationalspielern sowie dem katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani das Instagram-Profil des Türken. Ein Foto mit dem Objekt seiner Begierde gelang Salt Bae schließlich, als er den argentinischen Mittelfeldspieler Ángel Di María traf. Zu sehen ist, wie Gökçe gemeinsam mit Di María und dem WM-Pokal posiert und dabei ein beherztes „Miau“ von sich gibt – was dem sichtlich verwirrten Argentinier zumindest eine „Daumen hoch“-Geste entlockt.

Kurz darauf ist zu sehen, wie der Koch versucht, Innenverteidiger Cristian Romero den Pokal zu entreißen und Richtung Romeros Kind gestikuliert, dass ihm die Trophäe gehöre. Es sind Bilder, bei denen es vor allem Fans von Eintracht Frankfurt eiskalt den Rücken herunterlaufen dürfte. Im Gegensatz zu Salt Bae hatte sich Feldmann aber später für den „Pokal-Klau“ entschuldigt. Ein Twitter-User, bei dem ebenfalls Erinnerungen an Peter Feldmann wach wurden, fasste das Benehmen als „einfach nur peinlich“ zusammen.

Unklare Situation: WM-Trophäe steht „nur sehr ausgewählter Gruppe“ zu

Wie genau Salt Bae überhaupt an die frisch gebackenen Weltmeister kam, ist unklar. Schließlich darf die WM-Trophäe der FIFA zufolge „nur von einer sehr ausgewählten Gruppe von Menschen berührt und gehalten werden“, darunter Staatsoberhäupter und ehemalige sowie amtierende Weltmeister – Köche und Influencer werden in den Statuten des Verbands nicht erwähnt.

Times-Journalist Martyn Ziegler hätte die Antwort gerne direkt vom Weltverband: „Ich würde gerne die Erklärung der FIFA hören, warum dieser prominente Koch bei einem WM-Final auf das Spielfeld darf, um Selfies mit Messi zu machen.“ (nak/nhe)

Auch interessant

Kommentare