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Ihre Sardinen gehören zu den Frankfurter Festen - Familie Amaral beim Wäldchestag

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Das Restaurant „Der Portugiese“ hat traditionell auf dem Wäldchestag einen großen Stand. Fernanda, Cristian und Manuel Amaral haben hier alle Hände voll zu tun. FOTO: rainer rüffer
Das Restaurant „Der Portugiese“ hat traditionell auf dem Wäldchestag einen großen Stand. Fernanda, Cristian und Manuel Amaral haben hier alle Hände voll zu tun. © Rainer Rüffer

Bei Wäldchestag, Berger Straßenfest und Museumsuferfest ist die Familie Amaral dabei. Mit Fisch und Fleisch vom Grill ist sie von den Festen nicht mehr wegzudenken.

Frankfurt - Es gibt Dinge, die gehören einfach dazu bei Festen. Zuckerwatte, Karussells, Apfelwein und seit 37 Jahren beim Wäldchestag in Frankfurt die Sardinen und Sepia vom Grill. Und zwar von der Familie Amaral, die vor 44 Jahren ein kleines Stückchen Portugal nach Niederrad brachte.

Eine portugiesische Liebe in Frankfurt - Familie Amaral bringt ein Stück ihrer alten Heimat zum Wäldchestag

In München ist es seit eh und je Steckerlfisch, der in Biergärten unvergleichlichen Duft verbreitet. Aufgespießte Makrelen, die auf Holzkohle brutzeln. Beim Wäldchestag liegt der Duft von gegrillten Sardinen in der Luft. Es ist eine Geschichte der Liebe, die die Atlantikfische mit Meersalz bestreut nach Frankfurt brachten und mittlerweile eine Familiengeschichte. Cristian Amaral (38) erzählt die Geschichte, während seine Eltern Fernanda und Manuel Amaral hinter den 600 Grad heißen Grills stehen und kaum damit nachkommen, die endlos lange Schlange vor dem Stand lächelnd zu bedienen.

„Meine Eltern haben 30 Kilometer voneinander entfernt in der Gegend von Viseu in Portugal gelebt. Kennengelernt haben sie sich aber 1972 als Gäste in Niederrad. Mein Vater war 14, meine Mutter 11 Jahre alt.“ Einen Tag nach dem 16. Geburtstag von Fernanda haben sie geheiratet. In Portugal geht das. 1979 sind sie dorthin gezogen, wo sie sich kennengelernt haben. In die Kalmitstraße, wo sie den portugiesischen Lebensmittelladen eröffnet haben. Das erste Kind kam zwei Jahre später zur Welt.

„Kein Wäldchestagbesuch ohne Sardinen“ - Etwa eine halbe Tonne Fisch pro Tag

Es qualmt, raucht und duftet. Die silbernen Sardinen, Sepia, Teigtaschen mit dem Stockfisch Bacalhau und Krebs oder Scampi, Hähnchen, Rind, Thunfisch und Spanferkel. Cremige Aioli und knackiger Salat gehen im Sekundentakt über den Tresen. „Kein Wäldchestagbesuch ohne Sardinen“, sagt eine ältere Dame in der Schlange. „Das erinnert mich immer so an Urlaub hier.“ Der Stand ist genau so groß, dass vier Grills mit Holzkohle, ein Tresen und abwechselnd jeweils sechs Familienmitglieder am Grill und als Bedienung arbeiten können. 36 Säcke Holzkohle braucht es pro Tag, ab 9 Uhr morgens wird eingeladen, der Letzte geht nach dem Putzen um 1 Uhr Nachts, erzählt Alex Caseiro, der eine kleine Pause macht.

Cristian Amaral ist am Getränkestand und schenkt aus. „Fisch muss schwimmen“, sagt er gut gelaunt. Er schätzt, dass sie eine halbe Tonne Fisch pro Tag auf dem Wäldchestag verkaufen. „Es ist heiß, es ist hart, aber es macht unglaublich viel Spaß.“

Familie Amaral ist auch auf anderen Festen vertreten - Lokal „Der Portugiese“ ist dann geschlossen

Seit 44 Jahren ist die Familie auf dem Wäldchestag, als nächstes geht es zum Bergerstraßenfest und aufs Museumsuferfest. Dann ist das Lokal „Der Portugiese“, das Amaral 2017 in der Kalmitstraße eröffnet hat, geschlossen. „Mein Vater hat immer von einem Lokal geträumt. Ich bin mit dem Lebensmittelhandel und auf dem Wäldchestag aufgewachsen. Meine Eltern sind seit 1986 hier auf dem Wäldchestag. Da war ich noch gar nicht auf der Welt“, sagt Amaral lachend.

Die Wohnung der Eltern ist nur einen Gang weit vom Lebensmittelgeschäft entfernt. Das Ehepaar, das rund um die Uhr zusammenarbeitet und zusammenlebt, ist immer noch glücklich. Auch am heißen und engen Grill strahlen sie absolute Vertrautheit und gute Laune aus. „Die haben sich gesucht und gefunden“, sagt der Sohn, der nach und nach die Geschäfte übernimmt. Seine Eltern wollen sich langsam zurückziehen und in den nächsten Jahren zurück nach Portugal gehen und das Leben genießen. „Die nächste Generation wächst schon heran“, so Amaral, der schon als Bub mitgeholfen hat, wo es ging. Großeltern, Eltern, Geschwister, Cousins und Cousinen - sie alle haben dazu beigetragen, ein kleines Stückchen Portugal in Niederrad zu etablieren. Ohne Schickschnack, mit Herzlichkeit und Qualität.

Vor 44 Jahren begann alles - Für Cristian Amaral gibt es nichts schöneres

„Meine Eltern waren die ersten im Rhein-Main-Gebiet, die vor genau 44 Jahren ein portugiesisches Lebensmittelgeschäft aufgemacht haben. Ohne zu wissen, ob es funktioniert.“ Es hat funktioniert und funktioniert immer noch. Die Schlange am duftenden Stand ist lang, alle warten geduldig auf ihre dicke frische Sardine vom Grill, die mit Meersalzkörnern auf das Feuer kommt. „Mit den Sardinen auf dem Grill hat es im Wäldchen angefangen. Die anderen Gerichte sind erst später dazugekommen“, sagt Amaral. Er betrachtet die zufriedenen Gesichter an den Tischen und Bänken hinter dem Grill und lächelt. „Es gibt nichts Schöneres als das alles hier. Ich kann mir nichts anderes vorstellen.“ (Sabine Schramek)

Die Stimmung auf dem Wäldchestag war wieder so gut wie vor der Pandemie.

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