Firmen fürchten neues Quartier im Gutleuthafen in Frankfurt
In absehbarer Zeit sollen im Gutleuthafen in Frankfurt auch Wohnhäuser gebaut werden. Die dort ansässigen Firmen fürchten um ihren Standort.
Frankfurt - Der Gutleuthafen ist in Frankfurt fast unbekannt. Hier, westlich des Westhafens, siedelten sich in den 1990er-Jahren Firmen an, als der Westhafen zu einem attraktiven Wohnquartier wurde. Unternehmen fürchten jetzt, dass ihnen eine zweite Vertreibung droht. Denn der Gutleuthafen soll ebenfalls für Wohnhäuser geöffnet werden.
Der Plan für den Gutleuthafen in Frankfurt: Ein Gewerbegebiet, in dem auch Menschen wohnen
Die Stadtverordnetenversammlung hat 2011 beschlossen, die Hafennutzung zwischen dem Sommerhoffpark und dem Betonwerk Sehring auf Höhe der Alten Niederräder Brücke aufzugeben. Unter dem Planungsdezernenten Marcus Gwechenberger (SPD) soll es nun ernst werden.
Er plant ein Gewerbegebiet, in dem auch gewohnt werden kann, wie in Bremen und München bereits realisiert. „Im kommenden Jahr beginnt das Dialogverfahren mit allen Beteiligten“, sagte er dieser Zeitung. Danach biete man betroffenen Firmen alternative Liegenschaften an.
Bauarbeiten im Gutleuthafen in Frankfurt: Lärmintensive Firmen müssen gehen
„Die Unternehmen, die jetzt auf dem Gebiet liegen, sind nicht auf die Hafenanlagen angewiesen“, betont er. „Soweit sie nicht viel Lärm machen - wie beispielsweise der Malerbetrieb -, könnten sie auch dort bleiben.“ Durch neue Bauweisen könne man den Lärmschutz so erhöhen, dass Wohnen dort möglich werde. Gehen müssten nur lärmintensive Firmen.
Die Unternehmen, die jetzt auf dem Gebiet liegen, sind nicht auf die Hafenanlagen angewiesen.
An das Nebeneinander von Gewerbe und Wohnen glaubt Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) nicht. Sie ist deshalb gegen Gwechenbergers Pläne. Dass der Hafen - der eigentlich nur aus einer 1968 errichteten Kaimauer besteht - verschwinden soll, erzürnt auch die Industrie- und Handelskammer (IHK). „Die Hafenbetriebe, die in der Beton-, Asphalt- und Stahlproduktion tätig sind und eine entscheidende Rolle in der effizienten Versorgung von Baustellen mit kurzen Wegen im Frankfurter Westen spielen, fürchten umfangreiche Auflagen und Betriebsbeschränkungen aufgrund der heranrückenden Wohnbebauung“, so die IHK.

IHK-Präsident Ulrich Caspar kritisiert die Umbau-Pläne im Gutleuthafen
Es bestehe zudem Interesse an einer Erweiterung auf der aktuell weniger genutzten Hafen- und Gleisinfrastruktur im östlichen Hafenbereich. „Diese aufzugeben steht im Widerspruch zu den ehrgeizigen Zielen einer nachhaltigen Verkehrswende in Frankfurt - ein einzelnes Binnenschiff ersetzt bis zu 150 LKW“, sagte IHK-Präsident Ulrich Caspar.
Wie er fordert auch Albrecht Kochsiek, planungspolitischer Sprecher der CDU, dass zuerst die im Masterplan Industrie und im Gewerbeflächenentwicklungsprogramm anvisierten Ziele umgesetzt werden, ehe man bestehende Areale umwidme: „Da ist nichts geschehen“, so Kochsiek. „Die Koalition sollte ihre Hausaufgaben für Wohnen in den Güntersburghöfen machen. Dort ist alles genehmigt.“ Die CDU sperre sich nicht grundsätzlich gegen das Wohnen im Gutleuthafen. „Aber zuerst müssen die Firmen Ersatzflächen bekommen, muss das Gewerbe gestärkt werden, muss der innerstädtische Verkehr fließen.“
Marcus Gwechenberger kontert: Mieter investieren kaum noch
Gwechenberger kontert: Im Zuge des Gewerbeflächen-Entwicklungsplanes seien schon zehn Bebauungspläne auf den Weg gebracht, etwa der Industriepark Griesheim. Zudem gebe es Gewerbeflächen in den Stadtteilen, etwa in Praunheim. Im Gutleuthafen strebe man hingegen eine gemeinsame Nutzung an. „Wir brauchen dort eine Grundschule, das wurde am Westhafen versäumt. Wir brauchen Azubi-Wohnheime, wir brauchen Wohnen und Gewerbe dort.“
Laut der Hafen- und Marktbetriebe (HFM) investieren die Mieter des betroffenen Gebietes kaum noch, seit 2011 der Beschluss fiel. Es habe jedoch noch keine Betriebsaufgabe gegeben, alle Grundstücke seien vermietet. Im Osthafen, dem großen Frankfurter Hafen, gibt es laut HFM lediglich ein freies Grundstück mit 3400 Quadratmetern, das jedoch keinen Zugang zum Wasser hat. (Thomas J. Schmidt)