Flaute auf dem Wochenmarkt im Ostend

Zu wenig Kunden kaufen beim Wochenmarkt auf dem Paul-Arnsberg-Platz ein. Doch die drei noch verbliebenen Marktbeschicker wollen freitags unbedingt durchhalten im Ostend.
Aufgebackenes Fladenbrot mit Meeresfrüchtesalat oder einem herzhaften vegetarischen Aufstrich: Snacks gehen gut am Stand von Yilmaz Cil, vor allem zur Mittagszeit. Ansonsten ist es dem Feinkosthändler zu ruhig hier auf dem Wochenmarkt am Paul-Arnsberg-Platz zwischen Sonnemann- und Ostendstraße.
Cil gehört neben dem Metzger und dem Obst- und Gemüsehändler zum harten und einzig übriggebliebenen Kern des Marktes. Alle anderen Betreiber haben nach dem Start am 12. Juni 2015 nach und nach die Zelte abgebrochen. Das Geschäft lohne sich nicht. Ursprünglich war der Wochenmarkt mit 13 Ständen gestartet. Doch Yilmaz und seine Kollegen bleiben trotz gemischter Gefühle. Sie bauen auf ihre Stammkundschaft und hoffen, dass die Nachfrage bald steigt.
Zeit für Beratung
„Ich mache diesen Markt sehr gerne“, sagt Christian Wohlgemuth. Bei ihm gibt es von Brokkoli, Pastinaken über Minze und Äpfel bis hin zur Kokosnuss fast alles, was als Frucht, Kraut, Pilz oder Salat wächst. Der 40-Jährige genießt es, dass er sich hier im Ostend mehr Zeit für die Kunden nehmen kann. „Man kennt sich mittlerweile“, sagt er. Es bleibe Zeit für die Beratung ebenso wie für einen kurzen persönlichen Austausch. Mehr Kundschaft sähe er trotzdem gerne. „Klar reicht es noch nicht“, meint er. Ein Problem sei, dass der Markt so versteckt ist. Aber man müsse hier einfach Durchhaltevermögen beweisen, findet Wohlgemuth.
Karger Platz
Nach Ansicht von Metzgermeister Bernhard Mahr wirkt der große Platz zwischen den Wohnhäusern etwas leer. Die Bäumchen, die hier verstreut stehen, haben noch keine üppige Krone ausbilden können. Besonders an heißen Tagen fehle es an Schattenplätzen, bedauert Mahr. Ein Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, verrät: „Ich komme häufiger hierher.“ Das Essen von der warmen Theke sei eine nette Abwechslung. Marlene Nitsche-Schmidt nutzt das Angebot hier ebenso gerne, wenngleich sie auch oft auf den Markt an der Konstabler Wache ausweicht, da die Vielfalt dort größer sei. „Es ist schade, dass sich der Markt hier nicht etabliert hat“, sagt sie. Sie ist überzeugt, dass es dem Paul-Arnsberg-Platz an Flair fehlt. „Man bräuchte etwas, wie ein Café, das den Platz dauerhaft belebt.“
Dass der Markt so zusammenschrumpfen würde, war anfangs nicht vorauszusehen: Gut ein Duzend Marktbeschicker reisten an, um bei der Eröffnung im Juni 2015 dabei zu sein. Darunter ein Weinverkäufer, ein Blumenhändler und ein Bäcker. Doch die Euphorie war schnell vorbei. Viele hatten sich wohl durch die Angestellten der benachbarten EZB mehr und zahlungskräftige Kunden erhofft. Doch die Nachfrage war anscheinend zu gering.
„Die Leute gehen schlicht und ergreifend nicht dort einkaufen“, sagt Bodo Pfaff-Greifenhagen (CDU). Der ehemalige Ortsvorsteher beobachtet die Entwicklung des Wochenmarktes auf dem Paul-Arnsberg-Platzes von Anfang an. Schon vor rund zehn Jahren habe man hier bereits einmal einen Anlauf mit einem Wochenmarkt gemacht, erinnert er sich. Dieser war ein Jahr nach seiner Premiere am 21. Juni 2005 mangels Frequenz eingestellt worden. Das Gebiet war noch mitten in der Entwicklung. Vor allem die Großbaustelle der EZB und die passierenden Lastwagen trugen nicht zu einer gemütlichen Stimmung bei.
„Dass sich der Wochenmarkt jetzt so schwer tut, ist seiner Sicht mehreren Umständen anzulasten: So nutzten die EZB-Mitarbeiter den Markt viel weniger, als von manchen erhofft. Vielleicht auch, weil man selbst bei der internationalen Währungsbehörde freitags gerne früher Feierabend macht und im Haus in punkto Essen gut versorgt wird“, meint Pfaff-Greiffenhagen. Mängel sieht er auch in der Aufenthaltsqualität des Platzes und an einer Wechseldynamik: Weniger Stände zögen weniger Menschen an und umgekehrt. „Da entsteht schnell das Bild, da sei nichts los“, so Pfaff-Greiffenhagen. Zumal der Weinstand auch aufgegeben habe und diese Stände häufig für eine gewisse Belebung des Platzes sorgten.
Ähnlich sieht es sein Nachfolger, Hermann Steib (Grüne): „Ob das ein glückliches Timing war“, sagt er über die Markt-Eröffnung im Sommer 2015. Aus seiner Sicht könnte vielleicht eine Verlegung des Marktes auf einen anderen Wochentag etwas bringen.
Verbesserungsideen äußern die drei übriggebliebenen Marktbeschicker selbst nicht viele: Wohlgemuth findet, man müsse mehr auf den Markt aufmerksam machen, beispielsweise durch Schilder auf den Markt hinweisen. Längere Öffnungszeiten über 18 Uhr hinaus, um die Leute nach Feierabend anzulocken, wollen die drei aber nicht leisten. Darin sind sie sich einig. Um eine weitere Hilfskraft einzustellen, reichten laut Mahr die Einnahmen nicht aus. Mitleid, betont er, wolle er aber auch nicht. Helfen würde es, wenn die Leute einfach mal mehr hier einkaufen kämen.
Die HFM – die Managementgesellschaft für Hafen und Markt mbH (HFM), die Wochenmärkte in Frankfurt koordiniert – hat die Entwicklung des Marktes ebenfalls im Blick. „Wir beobachten das im Moment“, sagt Harry Schnepf. Für Wünsche und Verbesserungsvorschläge gerade vonseiten der Händler seien sie offen.