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Florett statt Schwert – Gerhard Glück

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Gerhard Glück kehrt zurück in die Stadt, in der seine ersten Zeichnungen entstanden. Ab 1. April präsentiert das Caricatura-Museum mit „Auch das noch! Komische Kunst von Gerhard Glück“ 100 Werke des Karikaturisten.

Von Sylvia A. Menzdorf (pia)

Glück für Caricatura-Museum: das Nach neun Jahren stellt es wieder Arbeiten des herausragenden Cartoonisten Gerhard Glück, 70, aus und gibt damit einem Sohn Frankfurts Raum und Rahmen. Rund 100 Exponate zeigt das Haus am Weckmarkt. „Auch das noch! Komische Kunst von Gerhard Glück“ ist der Titel der Ausstellung.

Beziehung zu Frankfurt

Zu Frankfurt hat Gerhard Glück eine intensive Beziehung, weil er hier aufgewachsen ist. Geboren wurde er im Juli 1944 in Bad Vilbel. Er lebt und arbeitet in Kassel, wo er studierte. Namhafte Zeitungen und Magazine haben seine Cartoons veröffentlicht: Süddeutsche Zeitung (SZ), Manager Magazin, Die Zeit, Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Gerade, sagt Glück, arbeite er an einem Beitrag für NZZ-Folio, das Monatsmagazin der Tageszeitung.

Worüber er gerne spricht, ist die Befindlichkeit des Cartoonisten in Zeiten, da Karikaturisten wegen ihrer Arbeiten bedroht werden, da, wie jüngst in Paris, Terroristen ihnen missliebige Karikaturisten erschießen. „Das ist eine absurd nahe Bedrohung“, sagt Gerhard Glück. Gefährdet fühle er sich indessen nicht. „Ich bin ja kein Karikaturist in dem Sinne“, sagt er. Dem in diesen Zeiten gern und oft wiederholten Tucholsky-Zitat, dass Satire alles dürfe, vermöge er nicht besonders viel abzugewinnen, lässt Gerhard Glück wissen. Er halte es eher mit dem österreichischen Schriftsteller Karl Kraus, den er so zitiert: „Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.“

Mohammed-Karikaturen haben offenbar wenig zu tun mit den Idealvorstellungen gelungener Satire, wie Gerhard Glück sie versteht. „Intelligente Satire ist das nicht“, sagt er. Grenzüberschreitung, das wohl. „Aber Grenzüberschreitungen sind nicht Satire, sondern bösartige Clownerie“, so Glück. Er selbst sehe sich freilich nicht als Satiriker. Bedrohungen als Reaktion auf seine Arbeiten habe er gleichwohl schon erhalten. „Nicht von Islamisten, dafür von Tierschützern“, sagt er, ebenso von anderen empörungsfreudigen Zeitgenossen. Dass seine Karikaturen nicht nur Erregung, sondern auch äußerstes Interesse und intensive Amüsiertheit auslösen, kennt Gerhard Glück seit seiner Jugend.

Lehrer karikiert

Schon während seiner Schulzeit in Frankfurt hatte er mit dem Zeichnen von Karikaturen begonnen. In seinen Zeichnungen verlieh er Lehrern unverwechselbare karikaturistische Züge. In ein eigens solchen Darstellungen vorbehaltenes Heft habe er gezeichnet. Glücks Skizzen-Heft war an der Schule bekannt, freilich nur als Tatsache. Was drinnen war, habe kaum jemand zu sehen bekommen, erzählt der Künstler aus jener Zeit. Und so hätten Gerüchte und Spekulationen geblüht, wer wohl alles in jenem Heft als Karikatur wiederzufinden sei. Das alles sei ihm allerdings erst während einer Klausur gedämmert, als ein Aufsicht führender Lehrer vorsichtig angefragt habe, ob er mal in jenes Skizzenheft schauen dürfe.

Viele Preise erhalten

Karikatur und Cartoon und deren starke Wirkung auf den Betrachter haben seitdem den Lebensweg von Glück bestimmt. Seine schwierigste Arbeit? „Jede Arbeit, die ich anfange, ist die schwerste“, sagt er.

Seit 1972 veröffentlicht er. Seine Cartoon-Bücher erscheinen im Lappan Verlag, der auch seine Bilderbücher und die von ihm illustrierten Geschenkbuchausgaben der Gedichte von Heinz Erhardt oder Joachim Ringelnatz. Seit 1994 sind seine Arbeiten regelmäßig in der Satire-Zeitschrift Eulenspiegel zu sehen. Den Deutschen Karikaturenpreis „Geflügelter Bleistift“ erhielt Gerhard Glück in den Jahren 2000 und 2005 in Gold, im Jahr 2001 in Silber.

Gerhard Glück gilt als einer der bekanntesten und renommiertesten satirischen Zeichner im deutschsprachigen Raum. Vor allem die „feine Klinge“, mit der er Themen angehe, imponiert Anhängern wie Kritikern. Florett statt Schwert also. Hintersinnig und poetisch verspielt setzt er Menschen und ihre Eigenarten ins Bild. Plattheit und Derbheit in der Darstellung sind ihm zuwider. Gleichsam als Glücks Markenzeichen mögen seine satirischen Zeichnungen im Zusammenhang mit Klassikern der Kunst und deren Werke gelten. Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring etwa verpasst er eine bröckelige Quarkmaske. Munchs Schrei zeichnet er einer fiktiven „Ortrud Schweigert nach dem Besuch des Munch-Museums“ ins Gesicht.

Gerhard Glück, sagt der Künstler, sei übrigens tatsächlich sein bürgerlicher Name und kein Pseudonym, wie oft von vielen angenommen. Dass dieser sich in Buch- und Ausstellungstiteln häufig wiederfinde, sei wohl der Doppeldeutigkeit zuzurechnen. So trug die Ausstellung in Frankfurt im Jahr 2006 den Titel „Viel Glück in Frankfurt“.

Die nun kommende Präsentation ist überschrieben mit dem Titel „Auch das noch! Komische Kunst von Gerhard Glück“. Das Caricatura-Museum Frankfurt hat gleichsam aus den zwei Ausstellungen, die die Caricatura-Galerie Kassel und das Museum Schloss Wilhelmshöhe im Herbst vergangenen Jahres anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers zeigten, nun eine gemacht und zeigt das Beste aus seinem jüngsten Schaffen.

Die Ausstellung von Gerhard Glück“ läuft vom 2. April bis 13. Sept. im Caricatura Museum, Weckmarkt 17.

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