10 Gründe, warum Mike Josef gewonnen hat
Mit 51,7 Prozent gewinnt Mike Josef die Stichwahl um das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters. Zehn Gründe für seinen Sieg.
Frankfurt – Was für ein enges Rennen: Am Sonntag (26. März) fand die Stichwahl zum Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt statt. Mit 51,7 Prozent der Stimmen gewann Mike Josef von der SPD ganz knapp vor Uwe Becker von der CDU. Hier zehn Gründe, warum der Sozialdemokrat die Stichwahl für sich entscheiden konnte:
- Die Kampagne: Das Team um Mike Josef entwickelte den schlagkräftigeren Werbefeldzug. Neben den Themen Wohnen und Bildung setzte Josef ausdrücklich auf das Thema Wirtschaft, die das Ganze schließlich finanzieren muss. Frage: Warum hat die CDU das Thema Wirtschaft der SPD überlassen?
- Die Aufstiegsgeschichte: Aufgrund seiner Herkunft aus Syrien konnte der Sozialdemokrat Josef Wählerschichten ansprechen, die sonst nicht ins Wahllokal gehen. Dazu besuchte er die Migrantenvereine und die Sportvereine nach einem ausgeklügelten Plan. Josef verkörpert die Frankfurter Mehrheitsgesellschaft.

Stichwahl um Frankfurter Oberbürgermeisterschaft: Josef besonders schlagfertig
- Vorbildfunktion: Nicht nur aufgrund seiner Migrationsgeschichte, sondern auch aufgrund seines Verhaltens in der Awo-Affäre konnte Josef überzeugen. Im quälend langen Abgang von Feldmann erweckte Josef nie den Eindruck der Königsmörder sein zu wollen. Dadurch brachte er die gesamte Partei bis auf wenige Ausnahmen hinter sich.
- Schlagfertigkeit: Josef versteht es, die Menschen durch seinen Esprit und Humor mitzunehmen. Gerade im quirligen, lebendigen Frankfurt überzeugt das auch Menschen, die sonst keine Stammwähler der SPD sind.
- Frankfurts Herz schlägt links: Etwa zwei Drittel der 93 Stadtverordneten sind dem linken Lager zuzurechnen: Neben der SPD ist das ein Großteil der Grünen, die Linke, die Satirepartei „Die Partei“, Jutta Ditfurths „Ökolinx oder die Europaliste von Luigi Brillante.
CDU macht Fehler bei Frankfurter Oberbürgermeisterwahl
- Die Koalitionsdisziplin: Das ohnehin schwierige Bündnis aus Grünen, SPD, FDP und Volt wäre noch schwieriger geworden, wenn mit dem CDU-Mann Uwe Becker eine fünfte Kraft mitzureden gehabt hätte. Insofern entschieden sich viele der Anhänger der Regierungskoalition aus Vernunftgründen für Josef.
- Wahlempfehlungen: Man kann darüber streiten, ob diese sinnvoll sind. Aber Becker sah sich einer geschlossenen Front der Ablehnung gegenüber: Von Bahnbabo, über Linke, Volt, und Grüne. Alle empfahlen Josef. Nur die FDP und die bürgerliche BFF verhielten sich neutral.
- Die Fehler der CDU: Die CDU rechnete damit, dass die Kandidatin der Grünen in die Stichwahl kommt. Deshalb erwog Becker in einer frühen Vorstellung, den Grünen das Verkehrsdezernat zu entziehen. Da verprellte deren Anhänger (siehe oben).
Stichwahl in Frankfurt: Wähler wollten Sozialdemokraten
- Die chronische Großstadtschwäche der CDU: Bei der jungen und weniger jungen hippen urbanen Bevölkerung haben die Konservativen einen schweren Stand. Für Klima-Aktivisten hat die CDU gar den Schwefelgeruch des Beelzebubs. Da hilft auch ein integerer souveräner Kandidat wie Uwe Becker nichts.
- Die Wähler wollten einen Sozialdemokraten: Das hätte natürlich auch Uwe Becker mit seiner sozialen Haltung sein können. Sie entscheiden sich aber für das Original. (Thomas Remlein)