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Frankfurt: Von alkoholhaltigen Getränken auf Malzbasis

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Von: Sören Rabe

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Dominik Pietsch ist der experimentierfreudige Brauer - hier schaut er sich die selbst gezüchtete Hefe an.
Dominik Pietsch ist der experimentierfreudige Brauer - hier schaut er sich die selbst gezüchtete Hefe an. © Michael Faust

In der Klein-Brauerei Flügge in Goldstein werden außergewöhnliche Biere entwickelt.

Haben Sie schon mal ein Sour Maracuja namens Fränk getrunken? Oder ein Pflaumen Saison (Mija)? Nein? Kein Wunder, denn diese alkoholischen Getränke auf Malzbasis, so die offizielle Bezeichnung, werden nur in der Klein-Brauerei Flügge in der Goldsteinstraße 254 gebraut.

"Bier dürfen wir diese beiden Produkte nicht nennen", sagt Geschäftsführer Joachim Amrhein. Aber natürlich werden dort in Goldstein auch Biere gebraut. 200 Hektoliter im Jahr. Im 600 Liter großen Braukessel. Biere, die es woanders nicht gibt. "Ich experimentiere gerne", sagt Brauer Dominik Pietsch, Mit-Geschäftsführer des Zwei-Mann-Unternehmens. Seine neueste Idee ist es, Whiskey und Rum mit in den Sud einzubringen. Man darf schon auf das Ergebnis gespannt sein.

Im Januar 2018 haben die beiden Bierliebhaber in den Räumen einer ehemaligen Bäckerei ihre Produktionsstätte eröffnet, in der auch eine Zeit lang das Start-up-Unternehmen um den Low-Carb-Pizzateig "Lizza" ansässig war. "Der Ort hier ist ein absoluter Glücksfall", erinnern sie sich an die langwierige Suche. Nachdem sich viele Objekte aus Kostengründen oder wegen fehlender Kapazitäten zerschlagen hatten, wollten sie schon fast aufgeben. Es sei dann ein Zufall gewesen, dass der Kontakt zustande kam mit den Pizzateig-Produzenten, die mehr Platz benötigten, nachdem ihr Produkt über die Fernsehsendung "Die Höhle der Löwen" bundesweit bekannt geworden war (wir berichteten). "Da hier bereits Lebensmittel produziert wurden, gab es auch schnell eine Genehmigung der Behörde", sagt Joachim Amrhein.

Hopfen und Malz ganz aus der Nähe

Seitdem gibt es die außergewöhnlichen Biere aus Goldstein. Die Produktpalette umfasst mittlerweile zehn Sorten. Und immer wieder wird was Neues ausprobiert. Ein bis zwei Mal die Woche ist Brautag, dann muss alles wieder gereinigt werden. "Sauberkeit ist das A und O beim Bierbrauen", erklärt Pietsch. Auf einen Brautag komme eineinhalb Tage putzen. Die Rohstoffe - Hopfen und Malz - kommen von Unternehmen aus Heidelberg und der Rhön. Zudem arbeiten sie mit dem Winzer Daniel Matern zusammen und entwickelten so ein Bier-Wein-Hybrid. "Wir machen, was uns schmeckt", sagt Pietsch.

Der Brauer experimentiert gerne auch mit wilden Hefen, die ansonsten in Brauereien verpönt sind. "Das dürfen Studenten in der Hochschule Geisenheim nicht machen", sagt Pietsch mit Blick auf den derzeitigen Praktikanten bei Flügge, der in der Hochschule Getränketechnologie studiert. Immer wieder würden Studenten bei ihnen arbeiten, weil hier ihr theoretisches Wissen auf die Praxis trifft.

Handwerkliche Arbeit, die ihren Preis hat

Nachhaltigkeit wird bei den beiden Inhabern groß geschrieben. Die 0,33-Liter-Flaschen stammen aus Mannheim. Sie liefern nicht in den üblichen Plastikkästen aus, sondern in Kartonbehältern. Die kosten im Ankauf 2,20 Euro, "wir nehmen dafür 1,50 Euro Pfand", sagt Amrhein. Das gefalle nicht jedem, aber ihnen sei das Thema wichtig. Die Etiketten werden von Pia Zölzer, einer Illustratorin aus Köln, entworfen und zeigen immer Vögel - das Markenzeichen der Flügge-Brauerei. Ebenso wie die Bezeichnungen der Biere, die alle Vornamen tragen.

Alles wird handwerklich gemacht, das hat seinen Preis. "Manche schrecken zurück, wenn sie drei, vier oder auch mal sieben Euro für eine Flasche bezahlen sollen", sagt Joachim Amrhein. Aber es sei eben keine Massenware. Um auch die "normalen" Biertrinker zu erreichen, wurde aber ein Kellerbier in die Produktpalette mit aufgenommen - ein kleines Zugeständnis.

Verkauft werden die Biere in Partnerläden. In Frankfurt ist das beispielsweise die Bierothek im Skyline Plaza. Am einfachsten ist aber der Werksverkauf. Jeden ersten Samstag im Monat (11 bis 15 Uhr) und den Freitagnachmittag (14 bis 17 Uhr) davor ist in der Goldsteinstraße 254 geöffnet. Die nächsten Termine sind also am 2. und 3. Oktober (trotz Feiertag).

Es werden auch Brauerei-Führungen mit Bier-Verköstigung für 35 Euro pro Person angeboten. Aber aufgrund der Pandemie sind diese zurzeit ausgesetzt.

Sören Rabe

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