Frankfurter Altstadt lockt Millionen - doch viele Probleme bleiben bestehen

Das neue Quartier in der Altstadt in Frankfurt ist erfolgreicher, als es die Kommune gehofft hatte. Trotzdem gibt es noch viele Probleme.
Frankfurt - Architekten, Stadtplaner, Historiker: Von fachlicher Seite stieß Frankfurts neue Altstadt zwischen Dom und Römer auf mancherlei Kritik. Doch achtzehn Monate nach der Entfernung der Bauzäune lässt sich sagen, dass der Zuspruch von Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt überwältigend ist. Auf zwei Millionen Menschen jährlich in den Gässchen des 7.000 Quadratmeter großen Quartiers hatte Thomas Feda, Geschäftsführer der städtischen Tourismus und Congress GmbH, gehofft. Zwischen 2,5 und 3,2 Millionen werden tatsächlich 2019 gekommen sein – 7.000 bis 9.000 Personen täglich.
Frankfurt Altstadt: Etliche Mängel und Probleme bleiben
Feda lässt Führungen in 22 Sprachen anbieten, obwohl 80 Prozent der bei ihm registrierten Gäste aus dem deutschsprachigen Raum anreisen, erst dann gefolgt von Engländern, Spaniern, Italienern. Asiaten wie Chinesen oder Japaner spielen beim Besuch keine so große Rolle – noch nicht, sagt der Tourismus-Experte Feda. Denn er wirbt weltweit für die neue Altstadt, in Südamerika ebenso wie in den USA und Asien.
Anderthalb Jahre nach der Öffnung gibt es noch etliche Probleme und Mängel in dem Viertel mit den 35 neuen Gebäuden. Es fehlt nicht nur eine Weihnachtsbeleuchtung, wie manche gegenüber der Stadt kritisch anmerken. Es mangelt auch an Toiletten und Sitzgelegenheiten, für die man nicht bezahlen muss. Es schwelt ein Streit um den öffentlichen Raum – er wird wieder aufbrechen, wenn am 1. April 2020 die neue Freiluftsaison beginnt. Die Frage ist dann erneut, wie sehr sich die Gastronomen unter freien Himmel ausbreiten dürfen und welche Flächen die Feuerwehr unbedingt braucht, wenn sie denn einmal einen Brand löschen muss.
Nachfrage in Altstadt von Frankfurt steigt
Regina Fehler, die Geschäftsführerin der städtischen Dom Römer GmbH, ist insgesamt zufrieden mit dem Erreichten. „Die Nachfrage ist immens“, bestätigt auch sie. In den Verhandlungen mit den Eigentümern der Häuser und der 80 Wohnungen sind mehr als 7.000 Mängel aufgerufen worden. Vom fehlenden Lichtschalter bis zu größeren Problemen. „Wir haben vieles abgearbeitet, sind nicht mit allen Eigentümern einig, aber vor Gericht gelandet sind wir bisher nirgends.“

Und warum fehlt nun also die Weihnachtsbeleuchtung, spannt sich kein künstlicher Sternenhimmel über dem Hühnermarkt und kein Lichtband über dem Krönungsweg zwischen Dom und Römer? „Ich finde es bedauerlich“, sagt Tourismus-Werber Feda. Regina Fehler seufzt nur und berichtet von den Problemen mit der städtischen Gestaltungssatzung. „Wir wollen nicht, dass in die Hausfassaden irgendwelche Haken reingeschlagen werden.“ Fehler verspricht aber, „nächstes Jahr noch einmal nachzudenken“.
Die Altstadt in Frankfurt und das ungelöste Problem mit den Gastronomen
Tatsächlich ist die Gestaltungssatzung noch immer nicht vom Stadtparlament beschlossen. Das wiederum bedeutet, dass die Altstadt offiziell noch immer nicht als öffentlicher Raum gewidmet ist. Das heißt, dass die Stadt den Gastronomen beispielsweise keine genauen Vorgaben machen kann.
Eine Spurensuche in den Weiten der Stadtverwaltung: Die städtischen Planer hätten die Gestaltungssatzung im Oktober an die Kollegen vom Verkehrsdezernat übergeben, sagt Mark Gellert, Sprecher von Planungsdezernent Mike Josef (SPD). Die müssten sie jetzt abschließend bearbeiten. „Es wäre gut, wenn die Gestaltungsrichtlinien bald in den Magistrat und das Stadtparlament eingebracht würden“, urteilt Gellert.
Kritik an der Frankfurter Altstadt
Diese Richtlinien bestimmen, wie weit ein Fassadenschmuck in die Fußgängerzone hineinragen darf, welches Ausmaß an Werbung zulässig ist und vieles mehr – eben auch, wie sehr sich die Gastronomie ausbreiten darf.
„Ich bin frohen Mutes, dass bis zum Frühjahr diese Richtlinien verabschiedet worden sind“, erklärt Fehler. Sie will dann auch für kostenlose Bänke im öffentlichen Raum kämpfen – bisher stehen nur zwei in der gesamten Altstadt. „Warum gibt es keine Bänke? Das verstehe ich nicht“, sagt Tourismus-Experte Feda.
Frankfurt Altstadt: Wo sind die öffentlichen Toiletten?
Ein stetes Ärgernis bleiben auch die fehlenden öffentlichen Toiletten. Der Versuch von Baudezernent Jan Schneider (CDU), auf dem Domplatz eine große öffentliche Toilettenanlage aufzustellen, scheiterte am Widerspruch der städtischen Denkmalschützer. Die wollten den wunderbaren Blick auf den Kaiserdom nicht durch öffentliche Bedürfnisanstalten verstellt wissen.
Freie Bahn also für die „Wildpinkler“ unter Männern und Hunden, deren Leidenschaft bereits Fassaden und Sockel angreift. Die Sache werde innerhalb des gesamtstädtischen Toilettenkonzepts geregelt, an dem Stadtrat Schneider arbeite, heißt es.
Umbau des Domplatzes in Altstadt in Frankfurt lässt auf sich warten
Auch der Umbau des Domplatzes lässt auf sich warten. Neue Bäume sollten gepflanzt werden, der Autoverkehr verbannt. Doch ein Rechtsstreit lähmt die Umsetzung der Pläne. Von einer Klage vor der Vergabekammer berichtet Regina Fehler. Der Sieger des Architektenwettbewerbs klage gegen den Zweitplazierten, der aber den Auftrag der Stadt erhalten sollte. Ende offen.
Am 7. November immerhin hat das Stadtparlament beschlossen, dass in den Boden des Domplatzes eine neue Gedenkplakette eingelassen wird. Sie soll nicht nur an die 5559 Menschen erinnern, die bei Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs auf die Stadt Frankfurt starben, sondern auch daran, dass Deutschland den Zweiten Weltkrieg begonnen hatte. Wann dieser Gedenkstein aber verlegt wird, ist unklar.
Prunkstück der Frankfurter Altstadt ist fertig: In der Goldenen Waage in Frankfurt können Besucher sich jetzt gehobene Wohnkultur aus vergangenen Zeiten anschauen
Frankfurt Altstadt: „Ein langwieriges Projekt“
„Die neue Altstadt ist ein langwieriges Projekt“, urteilt Fehler. Man brauche einen langen Atem, das Quartier auf den Weg zu bringen. Doch sie sagt auch: „Wir sind total begeistert.“
Die Stadt Frankfurt versucht, neue Quartiere auf möglichst kleiner Fläche zu errichten. Die Bebauung soll dicht sein, damit viel Grün erhalten bleibt.
Zudem hat sich nun die AfD im Streit um die Außengastronomie in der Altstadt in Frankfurt eingeschaltet. Sie fordern Klarheit.