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OB Peter Feldmann: Neue Ungereimtheiten in der Awo-Affäre werfen Fragen auf

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Das Ehepaar Zübeyde und Peter Feldmann am Tag der Wiederwahl zum Frankfurter Oberbürgermeister.
Das Ehepaar Zübeyde und Peter Feldmann am Tag der Wiederwahl zum Frankfurter Oberbürgermeister. © Roessler

Frankfurts OB Peter Feldmann verfasste das Profil für die eigene Stelle bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo), seine Ehefrau Zübeyde meldete Unfälle mit dem Dienstwagen nicht.

Frankfurt – Mit scharfen Tönen zum Wahlkampfauftakt hat die Frankfurter SPD die nach wie vor ungeklärten Fragen zur Rolle, die Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Frankfurt gespielt hat, als alte Kamellen abgetan. Feldmann selbst hatte in einer Rede auf dem Parteitag des SPD-Unterbezirks Frankfurt von der „sogenannten Awo-Affäre“ gesprochen. Nun tun sich neue Fragen auf zu seinem Arbeitsverhältnis bei der Awo.

Frankfurt: Staatsanwaltschaft ermittelte seit Monaten zur „Awo-Affäre“

Seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft wie berichtet wegen des Verdachts der Untreue und des Betrugs gegen mindestens sechs ehemalige Awo-Funktionäre. Zwei von diesen sind Hannelore Richter, ehemalige Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbandes Wiesbaden und Sonderbeauftragte bei der Awo Frankfurt, sowie ihr Ehemann Jürgen Richter, ehemaliger Geschäftsführer des Kreisverbandes Frankfurt. Feldmann ist dem Ehepaar Richter seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden.

Jürgen Richter hatte Peter Feldmann 2008 eingestellt als „kollegialen Leiter“ eines Altenhilfezentrums in Darmstadt-Eberstadt. Zum 1. November 2009 wechselte Feldmann nach Frankfurt, auf eine neu geschaffene Stabsstelle Belegungsmanagement bei der Awo-eigenen Johanna-Kirchner-Stiftung. Nun gibt es neue Anhaltspunkte, dass Jürgen Richter diese Stelle eigens für Peter Feldmann geschaffen hat. Offenbar in aller Eile, denn es gab nicht mal ein Stellenprofil.

Erst im Januar 2010, Feldmann war da bereits seit mehr als zwei Monaten bei der Stiftung beschäftigt, unterbreitet er selbst in einer Mail (liegt der Redaktion vor) dem Ehepaar Richter „einen Entwurf für eine Stellenbeschreibung für meinen Arbeitsbereich“. Feldmann liefert zwei luftig beschriebene DIN-A-4-Seiten ab, ein auf ihn zugeschnittenes Persönlichkeitsprofil inklusive.

Frankfurts Oberbürgermeister Feldmann weist Vorwürfe zurück

Auf Anfrage teilt Peter Feldmann mit: „Ich habe mir nicht, wie unterstellt, eine Stelle ,entworfen‘. Dass ein Arbeitgeber sich bei den Aufgabenbereichen mit seinem Arbeitnehmer rückkoppelt, finde ich völlig normal. Ob meine Vorschläge Eingang in die Stellenbeschreibung fanden, ist mir nicht bekannt.“

Jürgen Richter, sein Freund und früherer Vorgesetzter, erinnert sich indessen anders. „Das war meine Idee“, antwortet er auf Anfrage, wessen Einfall es gewesen sei, dass Peter Feldmann, als er bereits seit Wochen bei der Johanna-Kirchner-Stiftung beschäftigt war, das Profil seiner Stelle selbst entwirft. Dazu Richter weiter: „Eine solche Stelle hatte den Aufbau eines Kommunikationsnetzwerkes zu Krankenhaussozialdiensten, Ärzten und anderen Stellen zur Voraussetzung. Peter Feldmann war in Frankfurt bestens vernetzt. Daher habe ich ihn gebeten, zu den Inhalten einer solchen Stelle Vorschläge zu machen.“

Neue Fragen zur Anstellung von Feldmanns Ehefrau bei der Awo

Neue Fragen tun sich auch zum Arbeitsverhältnis seiner Ehefrau Zübeyde Feldmann bei der Awo auf. Als Kita-Leiterin genoss sie wie berichtet den Vorzug eines Dienstwagens, finanziert vom Kreisverband Wiesbaden. Im August 2015 war ihr der fabrikneue Ford Focus ausgehändigt worden. Vier Wochen später baute sie den ersten Unfall. Ihrem Arbeitgeber meldete sie den Schaden an der Beifahrerseite nicht, auch nicht den zweiten Crash im Dezember.

Erst als der Focus nach dem dritten Unfall mit erheblichem Heckschaden nicht mehr verkehrssicher war, machte Zübeyde Feldmann der Awo Wiesbaden Meldung – und erhielt ein Ersatzfahrzeug. Das geht aus Dokumenten hervor, die dieser Redaktion vorliegen. Ein leitender Awo-Mitarbeiter fragt Hannelore Richter daraufhin in einer Mail, ob Frau Feldmann "auch in Zukunft einen Dienstwagen haben" soll.

Eine schriftliche Antwort Hannelore Richters gibt es offenbar nicht. Dass sie sich dafür ausgesprochen haben muss, legt der Umstand nahe, dass Zübeyde Feldmann den Ford Focus nach der Reparatur weiterfuhr, bekanntlich bis Ende 2017. Den Leasing-Vertrag für den Ford Focus übernahm 2016 die Awo Frankfurt. Sie bezahlte neben den Leasingraten auch die Versicherungsprämie. Das bestätigte ein Sprecher der Awo auf Anfrage.

Zübeyde Feldmann: „Abwegige Verdächtigung“

Für Zübeyde Feldmann war der Dreifach-Unfall übrigens kostenfrei. Die Reparatur zahlte die Vollkasko-Versicherung. Die Fahrerin musste nicht einmal die obligatorische Selbstbeteiligung für die drei Unfälle zahlen. Diese übernahm die Awo. Zübeyde Feldmann ist für Nachfragen nicht zu erreichen.

Allerdings hat sie sich nun im sozialen Netzwerk Facebook zu Wort gemeldet. Es sei eine abwegige Verdächtigung, ihr Mann habe ihr den Job bei der Awo beschafft oder ein höheres Gehalt für sie erwirkt. „An den Job bei der Awo bin ich durch Leistung gekommen, nicht durch meinen Mann.“

Awo-Affäre in Frankfurt: Peter Feldmann will Stellung nehmen

Zu der Einschätzung der neuen Geschäftsführer bei der Awo Wiesbaden, sie habe neben ihrem Kita-Job noch Bezahlung aus einem Scheinarbeitsverhältnis bei einem Förderverein bezogen, äußert sich Zübeyde Feldmann nicht. Feldmann will am Donnerstag (03.09.2020) in einer Fragestunde der Stadtverordnetenversammlung Stellung zur Awo-Affäre nehmen. (Von Sylvia A. Menzdorf)

Schon im Mai hatte die Awo einen Zwischenbericht veröffentlicht. Darin war das Ehepaar Feldmann allerdings kein Thema.

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