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Nach Awo-Skandal in Frankfurt: OB-Gattin will Geld zurückzahlen

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Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und Gattin Zübeyde. Ihr war als Leiterin einer Awo-Kita ein Dienstwagen zur Verfügung gestellt worden, außerdem hat sie ein zu hohes Gehalt bezogen.
Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und Gattin Zübeyde. Ihr war als Leiterin einer Awo-Kita ein Dienstwagen zur Verfügung gestellt worden, außerdem hat sie ein zu hohes Gehalt bezogen. © Andreas Arnold/dpa

Awo-Skandal in Frankfurt: Die OB-Gattin Zübeyde Feldmann will ihrem Arbeitgeber jetzt einen knapp vierstelligen Betrag zurückzahlen.

Frankfurt – Zübeyde Feldmann (32), Gattin von SPD-Oberbürgermeister Peter Feldmann (61), soll einen "knapp vierstelligen Betrag" an ihren Arbeitgeber, den Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Frankfurt, zurückzahlen. Das sei der Betrag, den sie zu viel an Gehalt erhalten habe, heißt es bei der Awo.

In deren Zentrale sind nach schweren Vorwürfen der Miss- und Vetternwirtschaft, der Bereicherung vor allem der Führungskräfte durch astronomische Gehälter und luxuriöse Dienstwagen seit Dezember umfangreiche Prüfungen auch seitens des Bundesverbandes der Awo im Gange. Auch das Gehalt von Zübeyde Feldmann war unter die Lupe genommen worden und laut Awo-Bundesvorsitzendem Stadler zu hoch.

Awo-Skandal in Frankfurt: OB-Gattin Zübeyde Feldmann soll Geld zurückzahlen

Zübeyde Temizel wurde, damals 29 Jahre alt und mit dem Frankfurter Oberbürgermeister liiert, bei der Awo als Kita-Leiterin beschäftigt. Dass sie als Berufsanfängerin rasch eingruppiert wurde in die höchste Gehaltsstufe, die üblicherweise erst nach 17 Dienstjahren erreicht wird, ihr neben 1000 Euro mehr Bruttogehalt als Kolleginnen mit vergleichbaren Voraussetzungen auch noch ein Dienstwagen gewährt wurde, hatte für öffentliche Kritik gesorgt. Auch an Oberbürgermeister Peter Feldmann, der zunächst geleugnet hatte, über die Einkünfte seiner Ehefrau und ihren Dienstwagen überhaupt Bescheid gewusst zu haben. Später musste er aber einräumen, doch Kenntnis davon, indessen keinerlei Zweifel gehabt zu haben, dass Dotierung und Dienstwagen gerechtfertigt waren. Zübeyde Feldmann hatte offenbar 1000 Euro mehr Bruttogehalt bezogen als eine Fachkraft mit vergleichbaren Voraussetzungen.

Im Oktober 2015 begann das Engagement der jungen Erzieherin: Sie übernahm die Leitung der neu geschaffenen bilingualen Kita "Dostluk" im Ostend. Das Projekt gilt als Idee von Peter Feldmann. Im April 2016 heiratete das Paar. Die Leitung der deutsch-türkischen Kita in der Rückertstraße ist da bereits Monika Reinold übertragen - seit Beginn des Jahres 2016 bis heute. Im Juli 2016 kommt die Tochter des frisch gebackenen Ehepaares Feldmann zur Welt. Zübeyde Feldmann ist bislang nicht an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Sie nehme Elternzeit in Anspruch, heißt es aus der Awo-Zentrale. Von dort ist auch zu vernehmen, dass der "knapp vierstellige Betrag", der als "Nettodifferenz" errechnet worden sei, Frau Feldmann keinesfalls als Forderung unterbreitet werde, sondern quasi als Vorschlag. "Die Rückzahlung wäre freiwillig", betont ein Sprecher des Wohlfahrtsverbandes. Sie könnte sich auch auf ihren rechtsgültigen Vertrag berufen.

Awo-Skandal in Frankfurt: Zübeyde Feldmann bekam zu hohes Gehalt

Zübeyde Feldmann, die faktisch nur wenige Monate, nämlich von Oktober bis Anfang 2016, in der deutsch-türkischen Kita tätig war, bezog ihr volles Gehalt bis sechs Wochen vor der Geburt ihrer Tochter. Für die Zeit des gesetzlichen Mutterschutzes sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt zahlt der Arbeitgeber weniger, weil die Krankenkasse 390 Euro Mutterschaftsgeld zum Nettogehalt beisteuert. Während der Elternzeit zahlt der Staat für maximal zwölf Monate einen Betrag, der deutlich geringer als das Nettoentgelt ausfällt. Ob die Awo Frankfurt tatsächlich seit September 2017, dem Ende des gesetzlichen Mutterschutzes, keine Gehaltszahlungen mehr an Zübeyde Feldmann leistete, wollte die Awo nicht beantworten: Datenschutz.

Peter Feldmann hatte im Dezember öffentlich erklärt, dass, sollte "ohne sachlichen Grund auch nur ein Cent zu viel Gehalt gezahlt worden sein" an seine Gattin, werde "von uns jeder Cent zurückbezahlt". Ob die Aufforderung der Awo an Frau Feldmann, freiwillig einen also knapp vierstelligen Betrag überzahlten Gehaltes zu erstatten, im Verständnis des Oberbürgermeisters ein "sachlicher Grund" ist, bleibt abzuwarten. Eine entsprechende Anfrage dieser Zeitung an ihn blieb bis Redaktionsschluss ohne Antwort.

Awo-Skandal in Frankfurt: Kreativer Umgang mit Gehalt

Auf der Personalliste der Awo Frankfurt ist die Gattin des Oberbürgermeisters weiterhin verzeichnet. Die Organisation teilt nämlich mit, man habe "die Änderung der Eingruppierung" von Zübeyde Feldmann angepasst. Heißt im Klartext: Sie wird im Gehaltsgefüge heruntergestuft. Das muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass zukünftig weniger Netto auf ihrem Konto landet, sollte sie denn wieder in einer Awo-Einrichtung arbeiten. Wie kreativ man bei dem Frankfurter Wohlfahrtsverband mit der Gehaltsgestaltung umgeht, erläuterte Ansgar Dittmer im Dezember vergangenen Jahres, als er noch nicht zurückgetreten war als Vorsitzender des ehrenamtlichen Kontrollorgans Präsidiums. Befragt zur ungewöhnlich üppigen Bezahlung von Zübeyde Feldmann, gab er zu Protokoll: "Man hätte diese Position auch mit einer niedrigeren Einstufung plus Zulage bedenken können, um auf der gleichen Gehaltshöhe zu landen."

Mit einer freiwilligen Rückzahlung von zu viel Gehalt dürfte für Frau Feldmann das Kapitel Vergünstigung aber noch nicht erledigt sein. Wäre da noch der Dienstwagen. Einen nagelneuen Ford Focus Turnier 1,5 TDCI in der Awo-Farbe rot, Neuwert rund 40 000 Euro, stellte man ihr zur Verfügung, als sie bereits nicht mehr aktiv als Kita-Leiterin tätig war, nämlich von Juli 2016 an. Da war sie bereits im gesetzlichen Mutterschutz. Von der Awo heißt es dazu nur, eine Vereinbarung mit Frau Feldmann sehe vor, die Kosten für die Fahrzeugnutzung "nach ihrer Rückkehr" abzurechnen. Wann das sein wird, ist freilich ungewiss. Inzwischen hat sich offenbar, so ist von Insidern zu hören, das freundschaftliche Verhältnis zu ihrem Chef Klaus Erich Roth eingetrübt. Roth ist der für Kindertagesstätten verantwortliche Abteilungsleiter, gilt als langjähriger Freund von Peter Feldmann und war auf dessen Hochzeit mit Zübeyde zu Gast. Die Freundschaft der Herren soll nach wie vor Bestand haben.

Von Sylvia A. Menzdorf

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giessener-allgemeine.de* ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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