Konkrete Pläne für einen neuen Bahn-Ring um Frankfurt – Tunnel unter Stadtteil geplant

Noch ist es Zukunftsmusik, aber der Schienenring um Frankfurt nimmt langsam Konturen an. Nach der Westtangente soll 2030 auch der Osten und Süden beschleunigt werden.
- In den letzten Jahren wurden Forderungen nach Regionaltangente Ost (RTO) in Frankfurt laut.
- Der Frankfurter Hauptbahnhof könnte mittels des neuen S-Bahn-Rings entlastet werden.
- Eine Machbarkeitsstudie soll die Umsetzbarkeit überprüfen.
Frankfurt – Wer sich den jüngsten Entwurf des Bundes für den Deutschlandtakt 2030 anschaut, kommt ins Staunen. Im Fahrplankonzept für den Bahnverkehr sind S-Bahnen eingeplant, die nordöstlich an Frankfurt vorbeifahren: von der Bahnstrecke Frankfurt-Hanau im Bereich Fechenheim/Bergen-Enkheim vorbei zur Niddertalbahn zwischen Bad Vilbel und Stockheim. Eine Gleistrasse gibt es dort aber bisher gar nicht.
Frankfurt: Kommt nach Jahrzehnten jetzt eine Regionaltangente Ost?
Dass in diesem Bereich einmal Bahnen rollen, ist keine ganz neue Vision: Anno 1928 gab es die Idee schon einmal, vor 25 Jahren mit "Frankfurt 21" kam sie erneut auf - stets ging es ums Entlasten des Hauptbahnhofs. In den vergangenen Jahren waren mehrfach Forderungen aus Frankfurt laut geworden, eine Regionaltangente Ost (RTO) zu bauen. Inzwischen hat der RMV eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) denkt vor allem an eine Straßenbahnverbindung von Bad Vilbel nach Offenbach.

Jetzt sieht der Deutschlandtakt S-Bahnen vor, die das nordöstliche Umland mit dem Flughafen und Worms verbinden. Letztlich gehe es um einen S-Bahn-Ring um Frankfurt, erklärt RMV-Geschäftsführer Knut Ringat. Tangenten im Osten und im Süden sollten die Regionaltangente West (RTW) ergänzen. Diese nähert sich nach Jahrzehnten der Planung einem Baustart. Von 2026 an sollen Stadtbahnen von Bad Homburg und Praunheim via Höchst zum Flughafen und nach Neu-Isenburg rollen.
Bahn fahren in Frankfurt: Fahrgäste verstopfen Hauptbahnhof – unnötigerweise
Durch das Wachstum in der Region habe sich der Bedarf für solche Direktverbindungen ergeben, erklärt Ringat. "Vor 25 Jahren hat niemand gedacht, dass es einmal Verkehrsströme gibt, die tangential um Frankfurt herum so stark sind, dass sie eigener Eisenbahnstrecken bedürfen." Diese Re-Urbanisierung werde auch Corona nicht stoppen, schätzt der RMV-Geschäftsführer. "Die Infrastruktur wird gebraucht."
Bislang verstopfen viele Fahrgäste Frankfurts Hauptbahnhof unnötig: Sie wollen gar nicht in die Stadt, müssen dort aber umsteigen. "Am Stadtrand nimmt der Verkehr noch immer zu", warnt der frühere RMV-Geschäftsführer Volker Sparmann. "Wir müssen verhindern, dass das alles weiter durchs Stadtzentrum läuft." Voraussetzung für das Mehr an Kapazität sei der Fernbahntunnel, mahnt Knut Ringat. Der soll bis Ende der 2030er-Jahre entstehen, eine Machbarkeitsstudie läuft und soll 2021 fertig sein.
Frankfurt: Eine Eisenbahn könnte besser sein als Straßenbahn
Von den Tangenten sei die im Süden zwischen dem Flughafen und Offenbach am einfachsten umsetzbar, schätzt Ringat. Sobald ICEs und ICs durch den Fernbahntunnel fahren könnten, rechnet er mit genug Kapazität auf der oberirdischen Strecke zwischen Frankfurt-Süd und Offenbach. Für diese Strecke läuft ebenso bereits eine Machbarkeitsuntersuchung. Wie die Osttangente verlaufen könne, sei hingegen noch offen, betont der RMV-Geschäftsführer. Ein Tunnel durch den knapp 213 Meter hohen Berger Rücken vom Main- ins Niddertal? "Kann passieren", sagt Ringat. Wo genau eine solche Strecke östlich des Frankfurter Ostbahnhofs nach Norden abzweigen würde und wo sie im Raum Fechenheim/Bergen-Enkheim verliefe? Wie die Trasse nach Bad Vilbel und Niederdorfelden führt? "Was nötig ist, wird die Machbarkeitsbetrachtung ergeben", erläutert Ringat.
Er rechnet für Ende 2021 oder Anfang 2022 mit einem Ergebnis. Allein eine Station "Bad Vilbel-Gronau Süd" ist bereits im Fahrplanentwurf verzeichnet, ebenso wie drei Haltestellen wohl im östlichen Frankfurter Stadtbereich.
Und die RTO wird keine Straßenbahn? "Rein persönlich" gehe er davon aus, dass eine Eisenbahnlösung besser sein könne, sagt Ringat. Damit ließe sich eine "echte S-Bahn-Lösung" realisieren. Nicht nur: Je nachdem, wie die Tunnelstrecke an die Main-Weser-Bahn angeschlossen wird, könnten Fern- und schnelle Regionalzüge so den Fernbahntunnel anfahren. Damit wären umsteigefreie Verbindungen von Mittel- nach Südhessen möglich.
Frankfurt: Auf die Regionaltangente Ost könnte irgendwann die Regionaltangente Nord folgen
Für einen Ring fehlt dann noch der Lückenschluss im Norden. Den sieht der Deutschlandtakt zwischen Bad Vilbel und Bad Homburg via Nieder-Eschbach vor. Er ist auch im aktuellen Entwurf des RMV-Nahverkehrsplan "als gestrichelte Linie" eingezeichnet, bestätigt Ringat. Es gebe aber noch keine konkreten Überlegungen dazu. An die Regionaltangente Nord sei ohnehin erst "in den 2040er-Jahren oder danach" zu denken.
Schon in den 2030er-Jahren sollen laut Ringat hingegen Ost- und Südtangente Realität werden. Für die Westtangente werde es nächstes Jahr den Spatenstich geben, kündigt der RMV-Geschäftsführer an. "Als Nukleus für den S-Bahn-Ring."