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Umzug innerhalb der Stadt
„Belästigungen spürbar mehr“: Fitnessanbieter gibt Studio im Bahnhofsviertel auf
- VonAlexander Gottschalkschließen
Das Fitnessstudio der Kette Kieser Training verlässt die Niddastraße und zieht in den Marienturm. Das Unternehmen sorgt sich wegen der fehlenden Sicherheit am alten Standort.
Frankfurt - Es war der älteste Standort in ganz Deutschland, nun gibt Kieser Training ihn auf: Die Fitnessstudio-Kette kehrt dem Frankfurter Bahnhofsviertel den Rücken und zieht mit ihrem Studio aus der Niddastraße 76 in den Marienturm an der Taunusanlage. Das bestätigte ein Firmensprecher am Dienstag (20. September) offiziell auf Anfrage dieser Zeitung. Zuvor hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über ein internes Schreiben an die Kundinnen und Kunden berichtet.
Als Grund nannte das Unternehmen die prekäre Lage im Frankfurter Bahnhofsviertel. „Die Anzahl der Belästigungen vor unserem Studio hat in den letzten Monaten spürbar zugenommen“, hieß es dazu von Kieser. „Die Berichte unserer Kundinnen und Kunden und des Personals zeichneten das Bild einer zunehmend angespannten Lage.“ Da die Sicherheit der Sportler und der Fitnessstudios-Belegschaft „oberste Priorität“ hätten, habe man sich für den Umzug entschieden.
Bahnhofsviertel in Frankfurt: Fitnessstudio mit Sicherheitsbedenken nicht allein
Raubüberfälle, Drogenhandel, Obdachlosigkeit: Viele Beobachter sind sich einig, dass die Zustände in Frankfurts berüchtigtem Szene- und Rotlichtviertel selten so schlimm waren wie dieser Tage. Zuletzt wandte sich der Gastronomieverband Hilfe suchend ans Land Hessen und warf der Stadt vor, bei der Verwahrlosung des Bahnhofsviertels wegzuschauen. Die Brüder Ardinast zogen gleich die Reißleine und kündigten an, ihr bekanntes Restaurant „Stanley“ in der Ottostraße Anfang Oktober zu schließen.
Das Fitnessstudio von Kieser Training liegt genau um die Ecke in der Niddastraße. Als ältestes Studio in Deutschland habe es eine „besondere Bedeutung“, teilte das Unternehmen mit, die Entscheidung für einen Umzug habe man sich „nicht leicht gemacht“. Die Beschwerden über mutmaßliche Drogendealer und „zwielichtige Gestalten“ vor der Tür, von denen auch in den Google-Bewertungen zu lesen ist, wurden jedoch offenkundig zu viel.
Flucht aus Frankfurter Bahnhofsviertel: Fitnessstudio zieht in den Marienturm
Im ersten Quartal 2023 soll der neue Kieser-Standort im Marienturm eröffnen. „Unwesentlich kleiner“ werde die Studio-Fläche, Team und Angebot blieben dasselbe. Für die Kundschaft werde sich bis auf die Anschrift nichts ändern, versicherte der Fitnessanbieter. Zur Kieser-Kette gehören rund 160 Studios in Deutschland, Österreich und der Schweiz – in Frankfurt gibt es solche auch im Nordend und Ostend. Das Trainingskonzept ist stärker auf physiotherapeutische Aspekte ausgelegt als bei der Konkurrenz. (Alexander Gottschalk)
Rubriklistenbild: © Oliver Berg/dpa