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Frankfurt bereitet sich auf Flüchtlinge vor, und ein Künstler setzt ein riesiges Zeichen

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Mit einer riesigen Taube, die einen Zweig in den Farben der ukrainischen Fahne - blau und gelb - trägt, setzt der Frankfurter Künstler Justus Becker ein Zeichen. Gestern ist das neue Kunstwerk auf der Hausfassade in der Allerheiligenstraße 20 fertig geworden. Symbole der Solidarität sind gut. Noch besser, wenn es nicht bei Symbolen bleibt. Flüchtlinge aufzunehmen, ist das Mindeste und Einzige, was unsere Stadtgesellschaften zurzeit ganz praktisch tun können..
Mit einer riesigen Taube, die einen Zweig in den Farben der ukrainischen Fahne - blau und gelb - trägt, setzt der Frankfurter Künstler Justus Becker ein Zeichen. Gestern ist das neue Kunstwerk auf der Hausfassade in der Allerheiligenstraße 20 fertig geworden. Symbole der Solidarität sind gut. Noch besser, wenn es nicht bei Symbolen bleibt. Flüchtlinge aufzunehmen, ist das Mindeste und Einzige, was unsere Stadtgesellschaften zurzeit ganz praktisch tun können.. © dpa

Immobilienbesitzer bieten Unterkünfte an, die Firma Wisag mietet ein ganzes Hotel an. Die Stadt koordiniert.

Frankfurt -500 000 Menschen sind bis gestern nach Angabe des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR aus der Ukraine in Nachbarländer geflohen. Nachbarländer sind neben Polen die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Moldawien. Alleine in Polen waren bis Sonntag nach Angaben des polnischen Grenzschutzes 200 000 Kriegsflüchtlinge angekommen. Die Europäische Union rechnet mit bis zu sieben Millionen Flüchtlingen und hat die unbegrenzte Aufnahme angekündigt.

In Deutschland sind die ersten Flüchtlinge schon am Wochenende angekommen, so in Berlin, aber auch in Freiburg. In Frankfurt hat bis gestern noch niemand um Aufnahme gebeten. "Wer vielleicht schon privat bei Verwandten oder Freundinnen und Freunden untergekommen ist, taucht natürlich nicht in unserer Statistik auf. Sicher ist aber, es werden Menschen nach Frankfurt kommen und bei uns Schutz suchen", sagt Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) gestern.

Wer mit Wohnraum helfen will, kann sich registrieren lassen

Wer mit Wohnraum helfen möchte, kann sich per E-Mail an wohnraum@evvfwh.de registrieren lassen. Die Mitarbeitenden nehmen das Angebot auf, rufen zurück und klären alles Weitere. "Mit einer zentralen Anlaufstelle werden die Hilfen sinnvoll koordiniert und kommen dann auch zielgerichtet dort an, wo sie benötigt werden", sagt Voitl.

Sie äußerte sich "überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen in Frankfurt. Was im Moment passiert, zeigt, dass in Frankfurt ein internationales Herz schlägt und wir als Stadtgesellschaft für Menschen in Not zusammenstehen." Die Verwaltung erreichen zahlreiche Hilfsangebote, etwa von einer Übersetzerin bis zu Immobilienbesitzern, die Wohnraum zur Verfügung stellen wollen. "Frankfurt setzt damit ein starkes Zeichen für Menschlichkeit und gegen Hass, Gewalt und Krieg", sagt die Stadträtin.

Stadtintern laufen die Vorbereitungen für die Ankunft Schutzsuchender aus der Ukraine auf Hochtouren. "Weder Bund, Land noch wir als Stadt können momentan sicher sagen, wie viele Menschen wohin kommen werden", sagt die Sozialdezernentin. "Wir sind auf verschiedene Szenarien vorbereitet und können schnell auf aktuelle Veränderungen reagieren." Die Stadt hat ihren Krisenstab versammelt. "Das Wichtigste ist, dass wir vor der Lage bleiben", sagt die Sozialdezernentin.

Das Land Hessen hat bereits am Samstag ein Hilfstelefon für Ukrainer eingerichtet, die sich beispielsweise wegen ihres Aufenthaltsstatus informieren wollen. Die Nummer lautet (0800) 110 3333, E-Mail: ukraine@hmdis.hessen.de.

Timm Kauhausen, Sprecher des Caritasverbands Frankfurt, sagte: "Wir sind in enger Absprache mit der Stadt, um bei Bedarf schnell reagieren zu können" - sei es, wenn es um die Unterbringung geht oder auch Beratungs- und Hilfsangebote ermöglicht werden müssen.

Zu den Hilfsbereiten zählt auch die Gebäude-Dienstleistungsanbieterin Wisag AG. Deren Geschäftsführer Michael Wisser verhandelt derzeit mit Hotels. Er hatte am Sonntag angekündigt, ein Hotel für ein Jahr buchen zu wollen, um dort Kriegsflüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu bieten.

Geschäfte mit russischen Partnern eingefroren

"Es ist nicht das erste Mal, dass Russland seine westlichen Nachbarn angreift. Wir erinnern uns an Budapest 1956 und danach immer wieder. Der Westen hat den Betroffenen nicht geholfen, obwohl wir sehnlichst darum gebeten wurden", sagte Wisser. Das dürfen wir nicht wieder zulassen. In diesem Sinne sind jetzt nicht nur unsere Regierungen, sondern ist auch jeder Einzelne von uns dazu aufgerufen, umgehend einen sichtbaren Beitrag zu leisten."

Die Geschäftsführung habe deshalb beschlossen, konzernweit sämtliche Geschäfte mit russischen Kunden sofort und bis auf Weiteres einzufrieren. "Diesen Schritt gehen zu müssen, bedauern wir, er ist keinesfalls gegen die Menschen gerichtet, mit denen wir immer gerne und vertrauensvoll zusammengearbeitet haben, sondern ein notwendiges Zeichen gegen ein totalitäres Regime", so Wisser.

Dies bedeutet einen Umsatzverlust in zweistelliger Millionenhöhe für das Unternehmen, das in Frankfurt unter anderem Dienstleistungen für die russische Fluggesellschaft Aeroflot am Flughafen erbringt.

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