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„Der Typ ist unmöglich“: Bierdeckel gegen Peter Feldmann in Frankfurt verteilt

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Von: Katja Sturm

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Grüne ziehen durch Kneipen der Stadt, um für die Abwahl des OB zu werben. Wie reagieren die Frankfurter?

Frankfurt - Im „Weinladen“ sind die Bierdeckel sehr gefragt. „So viele, wie ihr wollt“, soll das Grüppchen „Grüner“ in dem Lokal an der Berger Straße lassen. Sven Kögler hinter der Theke hat zudem noch ein paar Tipps für Eintracht-Kneipen parat. Dort, ist er überzeugt, dürften die Pappkärtchen, die mit Sprüchen wie „Feldmann muss gehen, aber der Pokal bleibt hier“ oder „Keine weiteren Eigentore für Frankfurt“ für die Abwahl von Oberbürgermeister Peter Feldmann werben sollen, ebenso reißenden Absatz finden.

Am Freitag (7. Oktober) haben die Frankfurter „Grünen“ mit der abendlichen Tour durch Gaststätten begonnen, die zusammen mit Plakaten, Flyern, Aufrufen in den sozialen Medien und Information an Ständen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt Frankfurt dazu bringen soll, am 6. November oder schon vorher für den vorzeitigen Abschied des SPD-Politikers aus dem Amt zu stimmen. Sechs Parteimitglieder starten am Merianplatz im Nordend; zwei Stunden später wird Kreisvorstandsmitglied Burkhard Schwetje am Friedberger Platz ein aus Sicht der Veranstalter erfreuliches Zwischenfazit ziehen.

Abwahl von OB Peter Feldmann in Frankfurt: „Der Typ ist unmöglich“

Der Großteil der Angesprochenen hat positiv reagiert. Einige haben ihre Stimme für den Bürgerentscheid zur Abwahl des Frankfurter Oberbürgermeisters bereits abgegeben. „Unbedingt“ müsse Feldmann gehen, „weg muss der“, lauten die harmloseren Forderungen. „Der Typ ist unmöglich“, sagt ein Auswärtiger, obwohl er gar nicht mitbestimmen darf. „Wir sind schon im Team“, heißt es aus einer Gruppe im „Mera Masala“ im Frankfurter Sandweg heraus.

Nico, Mitarbeiter im „Mosebach“, findet, Feldmann passe zur Stadt: „Korrupt und schmierig.“ Die Aktion der „Grünen“ findet er „super“ und verspricht, die eigenen Bierdeckel durch die neuen zu ersetzen. Nur ein Trio, das auf der Berger Straße draußen sitzt, winkt entschieden ab. „Bei uns sind Sie damit an der falschen Adresse“, erklärt eine der Frauen, ohne dem noch etwas hinzuzufügen.

Die Grünen verteilen am Merianplatz Bierdeckel für die Abwahl von Oberbürgermeister Peter Feldmann.
Die Grünen verteilen am Merianplatz Bierdeckel für die Abwahl von Oberbürgermeister Peter Feldmann. © Monika Müller

Nicht jeder ist informiert. „Hat er nichts anderes gemacht, als sexistische Sprüche abzugeben?“, fragt ein Mann nach. Ganz offenbar erscheint ihm dies allein nicht Grund genug für einen erzwungenen Abgang des OB’s. Andere interessieren sich, wie sie sagen, nicht für Politik; die Bierdeckel finden sie trotzdem „cool“. Dass jeder sich selbst noch Slogans überlegen und bis 18. Oktober an abwahl@gruenefrankfurt.de schicken kann, von denen der beste ebenfalls gedruckt und verteilt werden soll, stiftet zu ersten Ideensammlungen an. Insgesamt etwa zehnmal wollen die Grünen ihre Kneipentour in verschiedenen Stadtteilen durchziehen, sagt Schwetje. Samstag war das Bahnhofsviertel dran.

Ohne Gegenwind kommen die Engagierten nicht durch bei ihrer Mission. Die Bundespolitik, die Energiekrise schüren die Stimmung gegen die eigene Partei. Mancher, der sich gegen Feldmann ausspricht, weist die Gaben zurück, sobald klar ist, wer sie verteilt. „Ich finde euch super populistisch“, sagt ein Mann am Luisenplatz. „Aber trotzdem besser als die AfD.“ Viel Kritik zielt auf Wirtschaftsminister Robert Habeck ab. Henrik Alt aus dem Kreisvorstand der „Grüne Jugend“ und seine Kollegen erinnern immer wieder daran, dass die Ampelkoalition noch nicht ein Jahr regiert. Die Klagen und Vorwürfe schmälert das nicht.

„Motivieren, an der Abwahl teilzunehmen“: Wahlkampf in Frankfurt findet Anklang

Es gibt Nachfragen, ob man auch andere aus dem Kreis der Stadtoberen abwählen kann. „Am liebsten alle“, sagt ein Mann. René, 33, der mit Freunden am Friedberger Platz steht, würde der Aktion gegen Feldmann grundsätzlich zustimmen, mahnt jedoch an, dass man dann eine bessere Alternative anbieten müsste. Die Frage, wer das bei den Grünen sei, kann Alt ihm nicht beantworten; das sei noch nicht entschieden. Aus Sicht seines Gesprächspartners stellt genau das das Problem dar.

„Viele Leute wissen schon Bescheid, aber wir müssen sie motivieren, an der Abwahl teilzunehmen“, betont Schwetje. Bei anderen habe man es geschafft, sie darauf aufmerksam zu machen. Die Premiere des Kneipenwahlkampfs sei „ein voller Erfolg“ gewesen. (Katja Sturm)

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