1. Startseite
  2. Frankfurt

Böhse Onkelz vs. Björn Höcke: Band wehrt sich gegen Vereinnahmung durch AfD

Erstellt:

Von: Niklas Hecht

Kommentare

Die Böhsen Onkelz wollen nicht, dass ihre Musik bei Auftritten von Björn Höcke (r.) gespielt wird.
Die Böhsen Onkelz wollen nicht, dass ihre Musik bei Auftritten von Björn Höcke (r.) gespielt wird. © imago/osnapix/Jacob Schröter/Collage

AfD-Rechtsaußen Björn Höcke läuft bei einer Kundgebung zu einem Lied der „Böhsen Onkelz“ auf die Bühne. Die Frankfurter Band wehrt sich.

Frankfurt/Weimar - Gehasst, verdammt, vergöttert - das dürfte vermutlich in etwa dem Selbstbild des rechtsextremen Politikers Björn Höcke (AfD) entsprechen. Der Thüringer AfD-Landespartei- und Fraktionschefs sieht sich als Vorkämpfer für ein vermeintlich entrechtetes, homogenes deutsches Volk. Die Einspielung des gleichnamigen Liedes der Frankfurter Rockband Böhse Onkelz auf einer Veranstaltung am 8. Mai in Weimar könnte für Höcke nun ein juristisches Nachspiel haben. Der thüringische Rechtsaußen, der gerichtsfest als „Faschist“ bezeichnet werden darf, betrat an jenem Tag zu „Gehasst, verdammt, vergöttert“ als Gastredner die Bühne einer Kundgebung. Bundesweit wird am 8. Mai normalerweise dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung von der Nazi-Diktatur gedacht. Nicht so im Zentrum von Weimar, wo Höcke in diesem Jahr von einer „digitalen Diktatur“ im Namen von „Antifaschismus“, „Buntismus“ und „Weltklimarettung“ fabulieren durfte.

Festgehalten ist die Szene auf einem zweistündigen Video auf YouTube. Rund 500 Menschen waren laut Polizei als Zuschauer bei der Kundgebung anwesend. Ebenfalls rund 500 Menschen gingen nach Polizeiangaben an diesem Tag in Weimar auf die Straße, um gegen den Auftritt des rechtsextremen AfD-Politikers zu demonstrieren. Zu den Protestierenden gesellen sich nun mit etwas Verspätung offenbar auch die Böhsen Onkelz. Unter einem Post des Videos auf Facebook kommentierte das Management der Band aus Frankfurt: „Je mehr ihr derlei Videos teilt, umso größer wird die Reichweite dieser Hetzer. Tut ihnen nicht den Gefallen und lasst das. Den Rest regeln unsere Anwälte.“ Die Band selbst wollte sich laut t-online, das zuerst über das Facebook-Statement berichtete, zu dem Vorfall bislang nicht äußern.

Frankfurter Rockband „Böhse Onkelz“ wehrt sich gegen Vereinnahmung durch AfD

Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung „Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora“, kritisierte den Auftritt Höckes am 8. Mai in Weimar gegenüber ZDFheute deutlich. „Und wenn jemand, der bekanntermaßen eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur fordert, an einem solchen Tag ausgerechnet in Weimar auftritt, dann ist das eine geschichtspolitische Provokation.“ Man dürfe nicht vergessen, dass zu Weimar untrennbar auch das KZ Buchenwald gehöre, eines der schrecklichsten Konzentrationslager der Nationalsozialisten, wo etwa 56.000 Menschen um ihr Leben gebracht wurden.

Die Böhsen Onkelz gehören zu den erfolgreichsten Bands Deutschlands. Die Frankfurter begannen ihre Karriere in den frühen 80er-Jahren mit rechtsradikalen Texten. Seit den 90er-Jahren distanziert sich die Band von rechtem Gedankengut und ihrer Vergangenheit. Umstritten sind die Rocker aufgrund ihrer früheren Äußerungen dennoch bis heute. (nhe)

In einer Konzert-Kritik zu einem Auftritt der Böhsen Onkelz in Frankfurt im vergangenen Jahr schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass von der Band keine authentische Distanzierung von ihrer rechten Vergangenheit zu erwarten sei, da diese „Unschärfe“ zum rechten Rand ihren Markenkern ausmache. Die Band inszeniere sich als ehrenvolle Gesetzesbrecherin, die sich trauen würde, alles zu sagen. Was dabei Ironie und Überzeugung sei, verschwimme.

Die „Onkelz“ nannten die Kritik in einem Facebook-Post „langweilig und vorhersehbar“. Sie bediene das Narrativ, dass es der Band nur um Provokation ginge und dass sie sich nicht deutlich genug von rechtsradikalem Gedankengut abgrenze. Dafür bemühe der Autor jahrzehntealte Liedtexte, darunter auch den Song „Türken raus“ von 1981, den die Band in ihrem Post als „Dreckslied“ bezeichnete und von dem sie sich inzwischen mehr als deutlich distanziert hätte.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion