Dauerbaustelle Bolongaropalast: Fertigstellung verzögert sich erneut

Das Geduldsspiel um das Ende der Sanierung des Bolongaropalastes in Frankfurt Höchst geht in die nächste Runde: Erst im Herbst 2022 soll der Prachtbau fertig sein. Ortsvorsteherin Susanne Serke (CDU) fühlt sich von der Stadt schlecht informiert.
Frankfurt - Die Höchster müssen erneut tief durchatmen: Der Bolongaropalast soll erst im Herbst 2022 fertig saniert und bezugsfertig sein. Den genauen Grund nannte Verwaltungsstellenleiter Henning Brandt gestern auf Anfrage dieser Zeitung: Die Arbeiten einer Firma im Untergeschoss des Gebäudes für die geplanten Aufzüge seien in einem Gutachten als unzureichend eingestuft worden.
"Wir mussten der Spezialtiefbaufirma kündigen und es dauerte bis August, um eine neue Firma für diesen Auftrag zu finden." Durch die Verzögerung im Tiefbau verschöben sich unter anderem auch die Arbeiten am Rohbau im Innenbereich
Frankfurt: Umbau des Bolongaropalasts in Höchst - Probleme im Ostflügel
Schwierigkeiten im ältesten Teil des Gebäudes, dem Ostflügel, nennt die Stadt auf Anfrage des für den Westen zuständigen Ortsbeirates 6 als weitere Gründe für die Verzögerung. Konkret ist die Rede von zahlreichen schadhaften Stellen, Pilzbefall und Feuchteschäden, "die in diesem Maße nicht vorhersehbar waren.
Damit verzögert sich die anvisierte Fertigstellung des barocken Prachtbaus an der Wörthspitze, der nicht mehr nur Amtsstuben, sondern vielfältige Angebote für die Bürger beherbergen soll, ein weiteres Mal. Schon der nach Sanierungsbeginn von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) versprochene Abschluss bis Ende 2020 konnte nicht eingehalten werden.
Bolongaropalast in Frankfurt Höchst - "Fehlende Kommunikation"
Der Baugrund erwies sich als ungeeignet, um den notwendigen, schweren Kran aufzustellen - die Palastsanierung wurde auf das Jahr 2021 verschoben. Dann recherchierte diese Zeitung, dass im Amtsblatt der Stadt im Frühling diesen Jahres Bauleistungen für den Palast ausgeschrieben waren, deren Ausführungsfrist bis zum 31. März 2022 reicht. Das ließ den Ortsbeirat 6 hellhörig werden und beim Magistrat nachhaken.
Dass nun ein Ende noch nicht einmal im Frühjahr, sondern erst im Herbst nächsten Jahres abzusehen ist, stößt bei Ortsbeirätin Susanne Serke (CDU) auf Kopfschütteln. "Ich bin enttäuscht", sagt sie auf Anfrage dieser Zeitung. "Einmal natürlich über die Verzögerung an sich, aber fast noch mehr über die fehlende Kommunikation."
Frankfurt: Dauerbaustelle Bolongaropalast - Infos nur auf Anfrage
Oberbürgermeister Feldmann trete ja oft in der Öffentlichkeit auf, auch im Frankfurter Westen, etwa zur Einweihung der Glocke für den Bolongaropalast. Dann wird sie konkret: "Gute Nachrichten werden öffentlichkeitswirksam verkündet", kritisiert sie. "Schlechte Nachrichten erhält man als Ortsbeirat still und quasi nebenbei als Antwort auf eine Anfrage mitgeteilt."
Sie frage sich, "ob wir diese Info ohne die Anfrage überhaupt jetzt schon bekommen hätten." Auch moniert Serke, dass die Stadt am 4. Juni eine Pressekonferenz zur Zukunft des Bolongaropalasts gegeben habe - ohne vorherige Information oder gar Einladung der Ortsbeiräte. Von den dort vorgestellten Plänen zum Museum Bolongaro, hätten sie und ihre Kollegen im Ortsbeirat nicht s gewusst und sich "vor vollendete Tatsachen gestellt gefühlt". Über eine mögliche Verzögerung der Sanierungsarbeiten hingegen sei "kein Wort gefallen."
Serke spricht von "unnötigem Verdruß". Denn gerade im Sinne der Transparenz sei es "wichtig, auch schlechte Nachrichten offen und ehrlich zu kommunizieren". Der OB habe wiederholt versprochen, dass der Ortsbeirat die letzte Sitzung in dieser Legislaturperiode wieder im Bolongaropalast werde abhalten können - etwa beim Neujahrsempfängen, aber auch auf der jährlichen Jahrespressekonferenz in Höchst. Immer wieder, fügt Serke hinzu, betone Feldmann, "wie lange die Bürger für die Sanierung des Palasts gefochten haben und lässt die Menschen für sich klatschen. Genau diese Bürger möchten auch jetzt noch ernst genommen und informiert werden."
Von Michael Forst