Denkmalbeirat will Braukessel der Binding-Brauerei in Frankfurt erhalten - Land Hessen lehnt ab
Der Denkmalbeirat wünscht Denkmalschutz für das Binding-Sudhaus in der Darmstädter Straße, doch das Land Hessen lehnt ab – es seien keine „Denkmalwerte“ erkennbar.
Frankfurt – Es ist seit Jahrzehnten ein Blickfang für alle, die über die Darmstädter Landstraße stadteinwärts fahren: Das Kesselhaus der Binding-Brauerei. Die polierten kupferfarbenen Kessel sind eine Art Wahrzeichen für die Frankfurter Brauerei. Mit deren Wegzug könnte die Einfallstraße auch ihren symbolträchtigen Blickfang verlieren, sorgt sich der Denkmalbeirat der Stadt. Das Gremium macht sich für den Erhalt des Sudhauses aus denkmalschutztechnischen Gründen stark.

Als das Sudhaus im März 1968 vom damaligen Oberbürgermeister Willi Brundert eingeweiht wurde, galt es als das größte seiner Art in Europa, heißt es in einem Brief des Denkmalbeirats, in dem für die Unterschutzstellung des Sudhauses als Baudenkmal geworben wird. Allerdings habe das Landesamt für Denkmalpflege, das für die Ausweisung von Kulturdenkmälern zuständig ist, den Vorschlag abgelehnt, kritisiert der Denkmalbeirat.
„Keine Denkmalwerte“ am Sudhause der ehemaligen Binding-Brauerei Frankfurt
Das Landesamt bestätigt die Ablehnung auf FR-Anfrage. Das Gebäude lasse „keine Denkmalwerte erkennen“, da seit 1968 zu viele Änderungen daran vorgenommen worden seien. Experten des Landesamts hatten sich das Sudhaus demnach angeschaut. Das Gebäude in Frankfurt erfülle „nicht die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Eintragung in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen“, heißt es weiter.
Katrin Bek vom Landesamt erläutert auf Nachfrage, dass die blank polierten Kessel alleine nicht denkmalschutzwürdig sind: „Bei der Denkmalwertprüfung spielen sowohl funktionale Zusammenhänge als auch der Umfang an erhaltener historischer Substanz eine entscheidende Rolle.“ Bek weist allerdings darauf hin, dass die Stadt ungeachtet eines Denkmalschutzes durchaus die Möglichkeit hat, sich für den Erhalt historischer Bausubstanz einzusetzen. Dafür gebe es „eine Reihe eigener Instrumentarien“, so Bek.
Andrea Hampel, die Leiterin des Frankfurt Denkmalamts, bestätigt auf Nachfrage zunächst, dass für die Ausweisung von Kulturdenkmälern ausschließlich das Landesamt für Denkmalpflege zuständig ist und die Stadt an diese Entscheidung gebunden sei. Es seien aber durchaus andere Möglichkeiten vorhanden, das Sudhaus zu erhalten. Denkbar sei zum Beispiel ein städtebaulicher Vertrag. Zum jetzigen Zeitpunkt sei aber noch nicht darüber entschieden, ob die Kupferkessel an der Darmstädter Landstraße eine Zukunft im Frankfurter Stadtbild haben, so Hampel.
In Frankfurt wurde jahrzehntelang Binding-Bier hergestellt
Der Frankfurter Denkmalbeirat fordert nun „die Kommune dringend dazu auf“, bei der Schließung eines städtebaulichen Rahmenvertrages mit einem Investor des Binding-Areals darauf zu dringen, den vorderen Teil des Sudhauses mit den Kupferkesseln zu erhalten. Ohnehin sei der Denkmalbeirat der Stadt gerade dabei, sich neu aufzustellen und wolle zukünftig häufiger mit Forderungen in die Offensive gehen, kündigte der stellvertretende Vorsitzende des Denkmalbeirats, Björn Wissenbach, im Gespräch mit der FR an.
Das Denkmalamt der Stadt habe als Untere Denkmalschutzbehörde nicht die Möglichkeit öffentlich Druck auszuüben. Der Denkmalbeirat, der das Denkmalamt berät, habe nun seinerseits den Städtebaubeirat gebeten, eine Empfehlung für den Erhalt von Teilen des Kesselhauses auszusprechen, so Wissenbach weiter. (Oliver Teutsch)
Ende Juni schloss die Binding-Brauerei in Frankfurt.