Frankfurt bricht ein Tabu: Medienmanager Bernd Reisig darf im Römer Geburtstag feiern

Privatfeste sind im Römer nicht erlaubt. Bernd Reisig hat eine Ausnahmegenehmigung erhalten - dank seiner Stiftung.
Frankfurt -Wer eine große Geburtstagssause organisieren will, hat dafür in Frankfurt etliche Möglichkeiten: Nicht nur Clubs, Hotels und Restaurants offerieren entsprechende Angebote, sondern auch Museen oder der Uni-Campus Westend. Der Frankfurter Medienmanager Bernd Reisig hingegen feiert sein 60. Wiegenfest heute Abend mit rund 500 Gästen an einem ganz besonderen Ort, nämlich in den historischen Römerhallen. Was manchen stutzig machen dürfte, schließlich heißt es auf den Internetseiten der Stadt Frankfurt ausdrücklich, dass die Repräsentationsräume im Römer zwar für Gesellschaften oder Produktpräsentationen zur Verfügung gestellt würden, „allerdings nicht für private Hochzeits- und Geburtstagsfeiern“.
Zuständig für die Vermietung sind Hauptamt und Stadtmarketing. Die Entscheidung, Reisig die Römerhallen für die Feier zu überlassen, habe im vergangenen Jahr der damalige Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) getroffen, erklärt nun ein Vertreter der Behörde: „In Würdigung der Stiftungstätigkeit der von Bernd Reisig gegründeten Stiftung ,Helfen helfen’ wurde eine Ausnahme vom Verbot der Überlassung von Römer-Räumlichkeiten an Privatpersonen gemacht.“ Mit seiner Stiftung und der Stadt organisiert Reisig unter anderem jedes Jahr das Weihnachtsgans-Essen für Obdachlose im Römer-Ratskeller. Den Verdacht, dass es sich bei der Vermietung um einen Freundschaftsdienst des Ex-Oberbürgermeisters gehandelt haben könnte, weist der Jubilar allerdings zurück. Er stellt die Sache anders dar. Die Genehmigung für die Nutzung der Römerhallen habe nicht Feldmann getroffen, sondern Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne), die bei der Veranstaltung auch eine Rede halten werde. Außerdem handle es sich um einen Empfang, den seine Stiftung anlässlich seines Geburtstags gebe und damit nicht um eine private Feier.
Selbstverständlich werde für die Räume auch Miete bezahlt, betont der Medienmanager. Zu seinem 50. Geburtstag habe es ebenfalls eine Veranstaltung in den Römerhallen gegeben, was die damalige Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) genehmigt habe. Roth steht übrigens ebenso auf der Gästeliste für den heutigen Empfang wie zahlreiche weitere bekannte Namen. Unter anderem werden Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) erwartet, Sportstars wie Fußball-Weltmeisterin Nia Künzer und Eintracht-Legende Karl-Heinz Körbel sowie TV-Sternchen wie Prince Damien und Gina-Lisa Lohfink.
Sie feiern an einem geschichts-trächtigen Ort. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein dienten die Römerhallen und die Schwanenhalle als Messegebäude. „Sie überstanden als einzige profane Gewölberäume der Spätgotik die Zerstörung der Frankfurter Altstadt im Zweiten Weltkrieg“, heißt es dazu auf der städtischen Internetseite. Einst nutzten italienische Kaufleute die Hallen, um ihre Waren anzubieten. 1405 erwarben die Frankfurter Magistratsherren das Patrizierhaus und drei benachbarte Gebäude auf dem Römerberg. Ein „Kaufhaus“ blieb das Ensemble aber bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Schließlich wurden die zwei Frankfurter Messen pro Jahr auch in der Schwanenhalle abgehalten, so dass sich für die Bauten schließlich der volkstümliche Name „Kaufhaus zum Römer“ etablierte. Nach dem Umbau zum Frankfurter Rathaus setzte sich für den ganzen Komplex allmählich die Bezeichnung Römer durch. 2012 wurden die Hallen restauriert. Der wertvolle historische Sandsteinboden ist nach Angaben der Stadt jedoch weitestgehend im Original erhalten.