In Frankfurt starten die Schulen: Die Corona-Regeln sind aber unterschiedlich

Von Montag an dürfen wieder mehr Kinder in Frankfurt zum Unterricht. Aber jede Schule hat ein eigenes Konzept.
- Am Montag (18.05.2020) dürfen wieder mehr Kinder in Frankfurts Schulen kommen
- Corona schränkt den Unterricht stark ein, die Vorbereitungen sind komplex
- Die Schulen in Frankfurt fühlen sich überwiegend gut gewappnet – Kritik bleibt aber nicht aus
Frankfurt – Nach neun langen Wochen soll es am Montag endlich so weit sein: Dann sollen wieder mehr Kinder zur Schule gehen dürfen. Neben den Schülern der Klassen 5 bis 10 der weiterführenden Schulen kehren auch die Viertklässler, die Berufsschüler und Intensivklassen in die Schulen zurück. In Frankfurt laufen die Vorbereitungen dafür auf Hochtouren.
Da werden noch schnell mit dem Zollstock der Abstand zwischen den Tischen gemessen, Möbel zurecht gerückt, Seife und Handtücher bereitgestellt und Markierungen auf den Boden geklebt, wie die Kinder zu laufen haben, damit sie sich bloß nicht zu nahe kommen. Denn das Hauptaugenmerk ist auf den Gesundheitsschutz aller gelegt. Die Devise lautet: Abstand halten, Hände waschen, desinfizieren und lüften.
Schulen in Frankfurt öffnen sich weiter: Verantwortung ist groß
Wie eine kleine Umfrage der Frankfurter Neuen Presse unter Frankfurter Schulleitern ergab, fühlen sie sich für den Schulstart gut gewappnet. "Ich sehe dem Montag gelassen entgegen", sagt etwa Benedikt Gehrling, Leiter der Erich-Kästner-Schule und Sprecher der Frankfurter Grundschulleiter. "Wir sind gut vorbereitet." Auch Mathias Koepsell, Leiter des Adorno-Gymnasiums, sagt: "Ich bin überzeugt davon, dass unser Konzept gut ist."
Benedikt Gehrling weiß aber auch, dass es viele Schulleiter und Lehrer mit Sorgen und Ängste gibt. "Die Verantwortung, die wir tragen, ist groß. Aber ich bin mir sicher: Wenn es hart auf hart kommt, steht der Dienstherr hinter uns."
Frankfurt: Schulen mit strengen Regeln – Klassen aufgeteilt
In einigen Schulen in Frankfurt müssen die Kinder einen Mund-Nasen-Schutz tragen, bis sie auf ihrem Platz sitzen. Erst dann dürfen sie ihn abnehmen. In der Henri-Dunant-Schule, die derzeit in einer Containeranlage in Höchst untergebracht ist, wurden extra Waschbecken aus dem Baumarkt im Freien aufgebaut, weil es diese nicht in jedem Klassenraum gibt, wie Konrektorin Eleonore Schwab erzählt.
Nun ist es aber nicht so, dass die Kinder und Jugendlichen wieder zur Normalität zurückkehren. Denn die Vorgaben vom Hessischen Kultusministerium besagen, dass in einem Raum nicht mehr als 15 Schüler sitzen dürfen. Das heißt: Die Klassen müssen geteilt werden. Dafür braucht man aber viele Lehrer und Räume. Deshalb wird es eine Mischung aus Homeschooling und Unterricht in der Schule geben. Wie genau das aussieht, wie viele Präsenztage es gibt, das entscheiden die Schulen selbst.
Frankfurt: Nicht nur Freude über Wiedereröffnung der Schulen
Das Ministerium hat lediglich für weiterführende Schulen vorgegeben, dass es "so viel Präsenzunterricht wie möglich" geben soll. Für die Grundschulen in Frankfurt gilt, dass bis zum 2. Juni, wenn die Erst- bis Drittklässler folgen, mindestens 20 Wochenstunden stattfinden sollen. Danach sollen alle Jahrgänge mindestens sechs Stunden Unterricht in der Woche haben. Die Konsequenz ist, dass alle Schüler bis zu den Sommerferien in sieben Wochen unterschiedlich oft in die Schule müssen. Gerade die Erst- bis Drittklässler haben bis zu den Ferien nicht mehr oft Unterricht in der Schule.
Das gefällt nicht allen. "Das ist doch ein Witz", schimpft etwa ein Vater aus Frankfurt. Dann müssen wir unseren Sohn auch gar nicht mehr zur Schule schicken." Der Stadtelternbeirat jedoch weiß, dass die meisten Eltern froh sind, wenn der Unterricht in den Schulen jetzt endlich weitergeht. Ob die Viertklässler ab Montag aber auch wirklich zur Schule gehen, wird voraussichtlich erst im Laufe des heutigen Tages entscheiden.
Die Richter vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel beschäftigen sich derzeit erneut mit der Schulpflicht von Viertklässlern während der Corona-Pandemie*. Per Eilantrag will eine Frankfurter Grundschülerin erreichen, dass die Kinder der vierten Jahrgangsstufe auch weiterhin nicht zur Schule gehen müssen, um ihre Gesundheit zu schützen.
Von Anna Grösch und Julia Lorenz
Zuletzt hatte auch eine Lehrerin aus Frankfurt gegen Präsenzunterricht an einer Grundschule geklagt. Das Verwaltungsgericht lehnte ihren Antrag ab, obwohl die Frau nachvollziehbare Argumente auf ihrer Seite hatte. Ein ehemaliger Schulamtsdirektor teilt die Kritik: Er beanstandet, dass die Hygiene an Hessens Schulen miserabel sei.