Wie sich Frankfurt für die Corona-Impfungen wappnet

Über den Flughafen Frankfurt könnte der Corona-Impfstoff verteilt werden. Das Gesundheitsamt hat damit Erfahrungen gesammelt.
Frankfurt - Experten sind sich sicher: Erst eine Impfung wird die Corona-Pandemie stoppen können. Doch noch ist das richtige Präparat nicht gefunden worden - und das kann auch noch dauern. Immerhin: Jüngst hat die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts (RKI) mitgeteilt, dass "nach aktuellem Kenntnisstand bis Anfang 2021 ein oder mehrere Covid-19-Impfstoff(e) in der Europäischen Union zugelassen und erste Produktionschargen verteilt werden könnten".
Flughafen Frankfurt könnte zentrale Rolle bei Corona-Impfstoff-Verteilung zukommen
Und so bereitet sich Frankfurt schon jetzt auf den Fall der Fälle vor - etwa der Flughafen, der als größtes Frachtdrehkreuz Europas eine wichtige Rolle bei der Verteilung des Corona-Impfstoffes spielen könnte. Bereits beim Transport dringend benötigter Schutzausrüstung wie Atemschutzmasken im Frühjahr hatte sich gezeigt, wie wichtig der Flughafen ist.
Aktuell stehen laut Fraport rund 12.000 Quadratmeter temperaturgeführte Umschlagkapazitäten zur Verfügung, weitere 2000 Quadratmeter seien kurz vor der Inbetriebnahme. Besonders wichtig ist bei Medikamenten eine ununterbrochene Kühlkette. Für den Transport über das Vorfeld könnten 20 hochmoderne Thermotransporter eingesetzt werden. Eine Vielzahl von Abfertigungsunternehmen würden zudem die entsprechenden internationalen Zertifikate erfüllen. Im vergangenen Jahr wurden am hiesigen Flughafen rund 120.000 Tonnen Impfstoffe, Arzneimittel und andere Pharma-Produkte umgeschlagen.
Flughafen Frankfurt: Auch Lufthansa ist bereit für Verteilung von Corona-Impfstoff
Auch Lufthansa Cargo - die Airline hat 31 Pharma-Stationen weltweit und eine langjährige Erfahrung im Pharma-Transport - ist vorbereitet. "Wenn es darum gehen wird, einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu transportieren, wird Lufthansa Cargo alles unternehmen, um eine schnelle Verteilung über den Luftweg zu ermöglichen", sagte gestern Jörg Bodenröder bei einem Fachkongress.
Derweil steigen in Frankfurt die Zahlen der Neuinfektionen weiter. Im Vergleich zum Dienstag gab es gestern 37 Frankfurter mehr, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Das heißt: Frankfurt liegt jetzt bei der Sieben-Tage-Inzidenz bei 32,2 bestätigten Fällen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Ab einem Wert von 35 ist die nächste Warnstufe erreicht. Dann muss die Stadt härtere Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Insgesamt haben sich in Frankfurt bisher 2558 Menschen mit dem Virus angesteckt, 69 sind daran gestorben.
Corona-Impfstoff: Noch sind viele Fragen offen
"Wir können noch längst keine Entwarnung geben", sagte Antoni Walczok vom Frankfurter Gesundheitsamt auf Anfrage dieser Zeitung, der seine Behörde auf mögliche Massenimpfungen der Bevölkerung gut vorbereitet sieht. "Wir konnten bereits Erfahrungen mit dem Impfen von sehr vielen Menschen sammeln", sagte Walczok, der an die Schweinegrippe 2009 erinnerte. So gebe es etwa reichlich Lager- und Kühlräume sowie eine Datenbank, um zu erfassen, wer bereits geimpft sei und wer nicht. "Die Strukturen sind vorhanden."
Doch noch seien viele Fragen offen. "Zunächst muss geklärt werden, wie viel Impfstoff zur Verfügung steht", so Walczok. "Gibt es nur ein kleines Kontingent, brauchen wir eine Priorisierung, wer zuerst geimpft werden muss", so Walczok. Seien es etwa Ärzte, die am häufigsten mit dem Virus in Berührung kommen? Oder Menschen, die der Risikogruppe angehören? "Uns fehlen die Rahmenbedingungen und Fakten."
Flughafen Frankfurt hat Erfahrung mit Verteilung von Impfstoffen
Während der Schweinegrippe seien zunächst nur Menschen, die zur kritischen Infrastruktur gehören wie Krankenschwestern, Polizisten oder Mitarbeiter des Energieversorgers geimpft worden. "Das war, als es den Impfstoff noch nicht im großen Stil gab", sagte Walczok. "Als es dann genug gab, wollte sich aber niemand mehr impfen lassen, weil der Virus gar nicht so schlimm war, wie anfangs befürchtet." (Von Julia Lorenz)