Impfgegner und rechte Aktivisten in Frankfurt: 500 Demonstranten ignorieren Corona-Regeln

Gut 500 Teilnehmer protestieren in Frankfurt unangemeldet gegen die Einschränkung ihrer Rechte. Dabei ignorieren sie die Corona-Beschränkungen.
- 500 Menschen demonstrieren in Frankfurt gegen die Einschränkung ihrer Rechte.
- Dabei ignorieren die Demonstranten die Corona-Beschränkungen.
- Die rechte Polit-Aktivistin Heidi Mundt und der Youtuber Henryk Stöckl marschieren voran.
Frankfurt – Sie halten das Grundgesetz und Regenschirme in den Händen. Manche haben sich Aludecken umgehängt, andere tragen Federn wie ein Indianerhäuptling auf dem Kopf, wieder andere T-Shirts, auf denen zwei erhobene Fäuste abgebildet sind. Einen Mund-Nasen-Schutz hingegen trägt am Samstag (09.05.2020) keiner der Teilnehmer der Demo in Frankfurt, die sie selbst "Spaziergang" nennen. "Wir sind das Volk", "Legt den Maulkorb ab", "Widerstand" und "Schließt euch an" skandieren die Gegner der Corona-Beschränkungen.
Demonstrationen in Frankfurt: Rechte Polit-Aktivistin Heidi Mundt marschiert vorneweg
Vom Paulsplatz zum Opernplatz, durch die Freßgass' und über die Zeil gehen sie dicht an dicht. Allen voran marschiert die rechte Polit-Aktivistin Heidi Mundt und der Youtuber Henryk Stöckl, der ebenfalls dem rechten Spektrum zuzuordnen ist. Dazu haben sich Impfgegner und Verschwörungstheoretiker gesellt. "In der Spitze waren es 500 Personen", sagt ein Polizeisprecher. "Die Veranstaltung ist nicht angemeldet, keiner hat sich als Veranstalter gemeldet und niemand antwortet der Polizei. So etwas habe ich noch nie erlebt."
Mit Durchsagen fordern Polizisten die Teilnehmer der Spontandemo an der Alten Oper in Frankfurt immer wieder auf, die Abstandsregeln einzuhalten - vergeblich. Dennoch nimmt die Polizei davon Abstand, die Demonstration aufzulösen.
Die meisten Teilnehmer wirken bürgerlich, ein paar Hooligans sind dabei. "DDR 2.0" steht auf Tüchern, die manche dabei haben, "Wir brauchen keinen Pharma-Minister" auf Plakaten, oder: "Unser Grundgesetz: Artikel 2, die Freiheit der Person ist unverletzlich. Sofortige Abschaffung der Maskenpflicht". Deutschland-Flaggen, Israel-Flaggen, auch eine Reichsfahne hängen nass vom Regen herunter von den Fahnenstangen in den Händen der Teilnehmer.
Durch die Straßen hallen die Forderungen nach Wahrung des Grundgesetzes, während der Demonstrationszug weiterzieht, flankiert von Motorrädern und Einsatzwagen der Polizei. Aus "Schließt Euch an" wird immer wieder "Spuckt sie an".
Demonstrationen in Frankfurt: Fußgänger sind erschrocken
Fußgänger auf der Zeil in Frankfurt sind erschrocken. "Was soll denn das?," fragt eine Mutter mit Kinderwagen empört. "Die stecken uns doch alle an, wenn sie in solchen Massen dicht an uns vorbeigehen. Ich will keine neue Welle von Corona. Warum gefährden die uns?", fragt sie laut. Die Antwort eines Teilnehmers lautet. "Es gibt kein Corona. Das ist reine Verarsche." Die Mutter wendet sich schockiert ab. "Ich bin Krankenschwester", sagt sie. "Wie kommen die nur auf solche dummen Sprüche. Ich verstehe das nicht."

An der Alten Oper sammeln sich am Ende wieder alle. Unter den Arkaden wird Samba gespielt, Paare tanzen ohne Mundschutz miteinander. Auf dem Vorplatz umarmen sich Teilnehmer. Ein Mann, der ein großes eng bedrucktes Plakat hochhält, steht stoisch auf den Stufen vor der Alten Oper. "Regierung unterstützt gigantischen Volksraub" und "Die Pharma-Netzwerke" steht auf dem Pappschild. Ein Mann trägt einen schwarzen Kapuzenpullover über Camouflage-Hosen.
Am Rand des Platzes stehen ruhig einige Gegner der Demo, die eher dem linken Spektrum anzuordnen sind. "Corona kann jeden töten" und "Patriotinnen sind nur schüchterne Nazis" steht auf ihren Pappplakaten.
Demonstrationen: Dicht an dicht an der Hauptwache
Noch mehrmals ziehen die "Spaziergänger" in Frankfurt durch die Freßgass' und Zeil. Nach gut zwei Stunden stehen alle dicht an dicht auf der Hauptwache. Mundt spricht vom "Deutschen Volk". Viele jubeln "Wir sind das Volk", andere schütteln den Kopf.
Einer von ihnen ist der SPD-Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel. Warum er gekommen ist? "Ich möchte wissen, worüber diese Verschwörungstheoretiker sprechen", erklärt Yüksel. Er trägt Mund-Nasen-Schutz und diskutiert mit einer Teilnehmerin. "Wir sind in einem Krieg durch eine Biowaffe", sagt sie überzeugt. Yüksel kontert. "Wir sind nicht in einem Kriegszustand, sondern haben eine Pandemie." Die Frau schwurbelt, dass der Feind von "woanders kommt". Mehr möchte Yüksel nicht hören. "Wenn ich heute krank werde und Corona bekomme, werde ich mich an Sie wenden", sagt er und wünscht "viel Gesundheit".
Von Sabine Schramek
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