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Drogenkonsum bei Frankfurter Jugendlichen steigt: Ein Rauschmittel auf dem Vormarsch

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Jugendliche in Frankfurt konsumieren laut einer Untersuchung wieder mehr Drogen. Überraschend kam für die Forschenden besonders der deutliche Anstieg beim Konsum von Lachgas.

Frankfurt - Während der Corona-Pandemie, als Partys und private Treffen eingeschränkt waren, ging auch der Konsum von Alkohol, Zigaretten und Cannabis unter Jugendlichen in Frankfurt zurück. Dieser Trend scheint sich mit dem Aufheben der Schutzmaßnahmen im vergangenen Jahr wieder aufgehoben zu haben. Wie die Stadt Frankfurt mitteilte, kam eine jährliche Schulbefragung der Frankfurter Goethe-Universität unlängst zu dem Ergebnis, dass die Abstinenzquote, die 2020 noch bei einem von Höchstwert 45 Prozent gelegen hatte, im vergangenen Jahr auf 36 Prozent gefallen ist. Nur gut ein Drittel der Jugendlichen gab damit an, im Vormonat der Befragung weder legale noch illegale Drogen konsu­miert zu haben.

„Die Studie hat die Vermutung bestätigt, dass Jugendliche wieder mehr Alkohol oder Cannabis konsumieren, sobald Corona-Schutzmaßnahmen wegfallen und sich wieder mehr Gelegenheiten zum Feiern und Freunde treffen bieten“, kommentierte Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) das Ergebnis. Auch für Dr. Bernd Werse, Leiter des Centre for Drug Research an der Goethe-Universität, ist der Rückgang der Zahlen in den vergangenen Jahren auf die Pandemie zurückzuführen. Insbesondere der Konsum von Alkohol und Cannabis scheine bei Jugendlichen besonders stark an gemeinsame Gelegenheiten geknüpft zu sein – die Konsumraten stiegen nach der Zeit der Kontaktbeschränkungen besonders deutlich an, erklärte er gegenüber der Presseabteilung der Stadt Frankfurt. „Die nächsten Jahre werden zeigen, welche Rolle die Pandemie für die Prävalenzraten tatsächlich gespielt hat, zumal der Konsumtrend gerade bei legalen Drogen schon vor Corona stark rückläufig war.“

Frankfurt: Alkohol bleibt die „Lieblingsdroge“ von Jugendlichen

Die Werte, die im Zeitraum zwischen November 2021 und April 2022 ermittelt wurden, entsprächen teilweise exakt denen aus dem Vor-Pandemie-Jahr 2019. 51 Prozent der befragten Jugendlichen gaben beispielsweise an, in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken zu haben. 36 Prozent erklärten, in diesem Zeitraum mindestens einmal betrunken gewesen zu sein. Dabei bleibe laut Dr. Artur Schroers, Leiter des Frankfurter Drogendezernates, insbesondere Alkohol die „Lieblingsdroge und auch die meist diskutierte Droge von Jugendlichen“. Dies zeige sich auch darin, dass die Angebote zur Alkoholsuchtprävention und Frühintervention stärker nachgefragt würden. Bis Ende des Frühjahrs wolle das Drogendezernat eine neue Strategie bezüglich der Prävention von Alkohol aufstellen, erklärte Schroers.

Angesichts der möglichen Legalisierung von Cannabis durch die Ampel-Koalition in Berlin steht die Droge derzeit besonders im Fokus der Frankfurter Präventionsarbeit. 17 Prozent der befragten Schüler gaben bei der Untersuchung der Goethe-Universität an, in den vergangenen 30 Tagen mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben.

Überraschend sei für die Forschenden auch die deutliche Zunahme beim Konsum von Lachgas gewesen, schreibt die Stadt Frankfurt. Dieser sei von sieben auf 13 Prozent gestiegen. Die Frankfurter sähen dieses Phänomen auch im Stadtbild: „Leere Sahnekartuschen, aus denen die legal in Supermärkten und Kiosken erhältliche Substanz inhaliert wird, liegen vermehrt als Müll in Parks und auf der Straße.“ Die beliebteste illegale Partydroge von Frankfurter Jugendlichen ist wie in den beiden Vorjahren Kokain. Dieses werde vor allem in Verbindung mit elektronischer Musik konsumiert.

Demonstrationen für eine zügige Legalisierung von Cannabis
Ein Mann zündet sich einen Joint an. (Symbolbild) © Christoph Soeder/DPA

Jugendliche in Frankfurt klagen vermehrt über psychische Probleme

Angestiegen ist laut der Untersuchung des Centre for Drug Research in 2021 auch der Anteil von Jugendlichen in der Mainmetropole, die über psychische Probleme klagen. 24 Prozent der Befragten gaben an, in den zwölf Monaten unter nennenswerten psychischen Problemen gelitten zu haben. Dazu zählten vor allem Depressionen, Panikattacken, Angst- und Essstörungen. „Die Pandemie hat manche Jugendliche und jungen Erwachsenen hart getroffen. Mit dem stadtweiten Aktionsplan gegen Coronafolgen und einer stärkeren Verzahnung und Weiterentwicklung der vielfältigen, präventiven Angebote versuchen wir dem entgegenzuwirken“, sagt Gesundheitsdezernent Majer.

Das Durchschnittsalter der 1413 befragten Jugendlichen lag zwischen 15 und 18 Jahren. Im Vergleich zu anderen Großstädten zeigten sich bei den Ergebnissen laut Bernd Werse kaum Unterschiede. (nhe)

Der YouTube-Kanal „Stimme der Strasse“ lässt Obdachlose und Süchtige aus dem Bahnhofsviertel in Frankfurt zu Wort kommen. Die Geschichten sind schockierend – manche waren schon als Kind in der Drogenszene unterwegs. „Viele würden keinen einzigen Tag in den Schuhen dieser Menschen überleben“, sagt Youssuf, der Mann hinter dem Kanal.

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