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„Wir stehen auf der Straße“: Fischrestaurant Brauns macht dicht – wegen Mieterhöhung

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Frankfurt: Kult-Fischrestaurant Brauns muss wegen hoher Miete schließen
Ein letzter Teller mit lecker Backfisch und selbst gemachtem Kartoffelsalat. Thomas Tsalmas, Koch und Geschäftsführer, hat den Kampf um Brauns Fischrestaurant in der Großen Friedberger Straße verloren. Er muss Ende Februar schließen. © Rainer Rüffer

Backfisch, Heringsbrötchen und Fischsuppe waren in der Großen Friedberger Straße in Frankfurt sehr beliebt. Jetzt muss das Fischrestaurant Brauns schließen – weil die Miete extrem steigt.

Frankfurt – Vorne nordisch-kühles Blau-Weiß, hinten mediterran-lachsfarben. Dampfende Teller mit klarer Fischsuppe gibt es, Seelachs und Goldbarsch, Backfisch, Garnelen, Kabeljau, Matjes und Hering. So kennt man das Fischrestaurant Braun in Frankfurt. Thomas Tsalmas (60) ist Koch und Geschäftsführer. Er sagt: "In Griechenland gibt es ein Sprichwort, das sagt, dass Schaltjahre keine guten Jahre sind." Für ihn, seine Mitarbeiter und Stammgäste stimmt das wohl. "Viele Kinder aus Frankfurt haben hier gelernt, dass Fisch richtig lecker ist", sagt Tsalmas. "Ich habe einen Fehler gemacht, als das Haus verkauft wurde."

Fischrestaurant Brauns in Frankfurt schließt: 2007 wurde das Eckhaus verkauft

Sein Mietvertrag ist abgelaufen. Seit 55 Jahren gibt es in dem kühlen Lokal in Frankfurt fangfrischen Fisch. Mehr als 20 Jahre lang ist Tsalmas hier Franchisenehmer, Geschäftsführer und Koch. Brauns Fischgaststätten wurden 1926 in Bremen gegründet; bieten in Wiesbaden, Koblenz, Bingen, Osnabrück, Bremen und Hannover alles aus dem Meer. Tsalmas sagt: "2007 wurde das Eckhaus verkauft. Eine Zeitlang konnte ich mich und meine Mitarbeiter noch durchbringen. Seit 2012 ist die Miete jedes Jahr gestiegen und hat sich seither verdoppelt." Bis zum Oberlandesgericht hat er geklagt in der Hoffnung, bleiben zu können. "Wenigstens noch zehn Jahre lang." Den Prozess hat er verloren. Am 29. Februar ist Schlüsselübergabe.

Er streicht über die Tischläufer, blau-weißes Leinen, bedruckt mit Seepferdchen, Muscheln und Fischen. An der Wand hängen alte Seefahrerbilder und Nippes in weißen Netzen über dem Tresen. Tsalmas ist traurig. "Wir stehen auf der Straße. Messe- und Stammgäste werden uns nicht mehr finden." Ein Schild an der Glasscheibe verrät: Bis 29. Februar wird nur noch Inventar verkauft.

Fischrestaurant Brauns in Frankfurt macht dicht: „So ein Fischlokal gibt's doch gar nicht mehr“

"Wir kommen seit zehn Jahren jeden Mittwoch her, essen Backfisch und reden mit anderen Gästen. Das ist immer ein guter Treffpunkt gewesen. Es gab Rezept- und Gesundheitstipps, ordentlichen Schnaps und eine schöne Pause." Margit und Dieter B. schütteln den Kopf. "So ein Fischlokal gibt's doch gar nicht mehr. Wir sind hier eine richtige Nachmittagspausenfamilie geworden. Jeder kennt jeden", erzählen sie. Tsalmas berichtet, dass einige Gäste aus Frankfurt sogar geweint hätten, als er die schlechte Nachricht ins Schaufenster geklebt hat.

"Nicht zuletzt meine Tochter", sagt er ruhig. Auch sie hat bei Brauns mitgearbeitet und serviert. In großen Kesseln haben er, seine Frau und zwei Angestellte in riesigen Tendern die klare Fischsuppe zubereitet. Voller Garnelen, Seelachs und Kabeljau. Das ist jetzt vorbei. "Wie es weitergehen soll, weiß ich noch nicht."

Fischrestaurant Brauns in Frankfurt schließt – „Ich habe nicht richtig aufgepasst“

Der Koch wirkt sehr müde. Der Gerichtsstreit hat ihn Kraft gekostet, dazu die Hoffnung auf Erfolg und Gesundheit. Drei Tage nach dem Urteil Ende Januar musste er sich am Herzen operieren lassen. "Es ist einfach traurig. Der Vertrag ist ausgelaufen, weil ich 2007 nicht richtig aufgepasst habe."

Stammgäste klopfen dem Mann mit dunklen Augen und grau-schwarz melierten Haaren auf die Schulter. "Den tollen Fisch werden wir vermissen. Den Kontakt zu euch werden wir natürlich trotzdem halten", sagt ein junger Mann, der Seelachs isst. Tsalmas hofft darauf. Er würde gerne wieder ein Fischlokal betreiben. "Doch die Mietpreise in Frankfurt sind so hoch, dass es Betrug am Kunden wäre, die Kosten für das Essen so stark zu erhöhen, dass sie sich mit der Miete decken. Das will ich nicht", sagt er. Und schneidet frische Brötchen auf, legt Salat, einige Scheiben gekochtes Ei, Gurken, Tomaten und Seelachs hinein. Im Nu sind sie am Straßenschalter verkauft. Auch Matjes nach Hausfrauenart. Ein Gericht, bei dem Kinder gern mäkeln. "Nur am Anfang. Nach zwei Bissen wissen sie, was gut ist", sagt Margit B. "Das ist sehr traurig."

Von Sabine Schramek

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