Fleisch am Stiel - Neue Attraktion für Tiger im Zoo Frankfurt
Die neue Attraktion bei den Frankfurter Tigern verbessert die Lebensbedingungen im Gehege. Der Kurator des Zoos sieht indirekt auch Vorteile für Tiger in freier Wildlaufbahn.
Frankfurt - Wie beschäftigt man zwei, oder bald noch mehr, Sumatra-Tiger in Gefangenschaft? Immerhin durchstreifen die Tiere in freier Wildlaufbahn ein riesiges Areal und jagen dort ihren Beutetieren nach. Ein neues Hilfsmittel zur Fütterung soll das Leben für die beiden Tiger im Zoo Frankfurt anregender machen: ein sogenannter Feeding-Pole. Was genau ist das und welche Vorteile bietet es den Tieren?
Immerhin ist die Zoohaltung schon einen Schritt weiter als früher. Statt Raubkatzen, die immer dieselben Kreise in einem zu kleinen Gehege ziehen, gibt es im Frankfurter Zoo laut Website naturnah gestaltete Anlagen. Diese bieten den beiden Tigern Emas und Cinta Rückzugsmöglichkeiten vor den Besuchern, aber auch vor ihren Artgenossen. Die Tiere können sich also frei zwischen Innen- und Außenbereich bewegen. Natürlich haben sie noch immer keinen ganzen Dschungel, aber trotzdem relativ viel Platz.

Feeding-Pole im Zoo Frankfurt: Fünf Meter hoch in kürzester Zeit
In einem Punkt wird die Gefangenschaft aber sehr deutlich: Raubkatzen in der Wildnis jagen ihr Futter, im Zoo hingegen, werden sie gefüttert wie eine Hauskatze. Damit fehlt den Tieren eine Lebensaufgabe. Genau hier soll die Neuerung Abhilfe schaffen. Im Grunde genommen ist ein solcher Feeding-Pole, zu deutsch Fütterungspfahl, nichts anderes als der Name vermuten lässt: ein fünf Meter hoher Holzpfahl, an dem man einen Gegenstand hochziehen kann. Das kann Futter sein, oder ein Spielzeug. Zum besseren Halt für die Tiere ist er außerdem mit einem Seil umwickelt.
Schon seit 20 Jahren gibt es solche Pfähle, weiß der Kurator der Frankfurter Zoos, Dr. Johannes Köhler, der in einem Youtube-Video begeistert über die Neuerung seines Geheges informiert. Den ersten habe es in Glasgow gegeben, seit einiger Zeit würden immer mehr Zoos einen anschaffen. „Das ist einfach eine schöne Möglichkeit die Tiger mal dazu zu bringen ihr nicht unerhebliches Körpergewicht in kurzer Zeit 5 m hochzuziehen“, schwärmt Köhler.
Ein sicheres Vergnügen für die Frankfurter Tiger - und bald auch für die Zuschauer
Das Ganze habe einen Trainingsaspekt, würde aber natürlich auch Spaß bringen. „Es ist für die Tiere einfach interessanter und die sind auch mental, sage ich mal, einfach wacher, wenn sie sich ihr Futter nehmen, als wenn man es ihnen einfach hinschmeißt“, so Köhler. Und tatsächlich konnte eine Studie der Universität Glasgow, dem Ursprungsort der Idee, nachweisen, dass Feeding-Poles einen positiven Effekt haben. Eine Analyse des Skeletts konnte zeigen, dass Tiere, die ihr Futter selbst vom Pfahl holen müssen, im Schnitt ein viermal geringeres Arthrose-Risiko haben als andere Tiger in Zoos. Auch sind den Autoren der Studie keine ernsthaften Unfälle bekannt. Für die Tiger ist es also ein sicheres Vergnügen.
Im Moment befindet sich die Konstruktion in Frankfurt noch in der Testphase. Mit Lammfellen wird erprobt, wie die Tiger reagieren und wie sie mit dem Pfahl interagieren. In Zukunft soll das Spektakel auch für die Besucher des Zoos zu sehen sein. Dann soll es zu vorher angekündigten Zeiten Vorführungen geben. Für die Zuschauer bestimmt interessant, ist sich Köhler sicher. Außerdem seien die Frankfurter Tiger „Botschafter für die wilden Tiger draußen“. Der Kurator hofft, dass die Begeisterung für die Tiere im Zoo dem Naturschutz zuträglich sein wird.
Podcast „Hinterm Zoo geht‘s weiter“: Von Frankfurt nach Sumatra
Allen, die an Tigern und Naturschutz interessiert sind, empfiehlt Johannes Köhler den zoo-eigenen Podcast „Hinterm Zoo geht‘s weiter“, der sich eine ganze Folge lang den Tigern widmet. Und tatsächlich geht auch der Naturschutz hinter dem Zoo noch weiter. Bei jedem Eintritt, bezahle man einen „Naturschutz-Euro“, der die Arbeit der zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) unterstütze, so Köhler. Für ein Projekt der ZGF in Sumatra, das wildlebenden Tigern hilft, seien so allein im letzten Jahr 65.000 Euro zusammengekommen.
Auch wenn die Tiger dabei im Fokus der Arbeit stehen, kommt die Arbeit auch vielen anderen Arten zugute. Im Bukit Tigapuluh-Nationalpark, dem durch die Arbeit der ZGF unterstützten Gebiet, leben dem WWF zufolge Sumatra-Tiger, Sumatra-Elefanten und Sumatra-Orang Utans in einem gemeinsamen Lebensraum, was angesichts der fortschreitenden Entwaldung und Naturzerstörung im Land einen hohen Seltenheitswert hat. Johannes Köhler ist sich sicher, dass der Frankfurter Zoo somit wertvolle Arbeit für das Wohl von Tigern leistet, ob in Frankfurt oder Sumatra. (Tadhg Nagel)
Glück gehabt hat der Frankfurter Pinguin Posi. Er hatte einen Brillenbügel verschluckt, konnte jedoch durch eine not-Operation gerettet werden.