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Warten statt starten am Flughafen Frankfurt: „Wir sind gestrandet“

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Von: Thomas J. Schmidt

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Mit viel Geduld und noch mehr Süßigkeiten: Wie Lufthansa-Passagiere den Totalausfall erlebten. Geschichten aus aller Welt am Flughafen Frankfurt.

Frankfurt - Es war ein langer Tag am Frankfurter Flughafen nach der IT-Panne bei Lufthansa, Tausende von Fluggästen kamen nicht weg aus Frankfurt. „Wir sind gestrandet“, klagt Ahmed Hemissi. Seine Frau Amira hat einen Trauerfall in der Familie, in Tunesien. „Wir sind heute Morgen aus Hamburg gekommen. Die Landung hat noch geklappt, aber dann hieß es, dass der Flug nach Tunis gecancelt ist.“

Es geht auf 14 Uhr zu. Familie Hemissi ist seit sechs Stunden in Frankfurt. Um 9.30 Uhr haben sie sich noch eingecheckt nach Tunis, um dann um 10 Uhr zu erfahren, dass es nichts wird. Jetzt, am Rande der wirklich gigantischen Schlange vor den Schaltern 428 bis 499 im Terminal 1 des Flughafens, haben sie sich auf den Boden und auf ihr Gepäck gesetzt. „Wir warten auf Informationen“, sagt Ahmed. „Zum Glück ist unsere Tochter Sarah noch einigermaßen fröhlich.“ Trotz der Langeweile.

Am Nachmittag starteten wieder Flieger am Flughafen Frankfurt

So etwa 14 Uhr ist es, als langsam etwas passiert. Die ersten Landungen der Lufthansa tauchen wieder auf dem Screen auf. Etwa die LH 960 aus Glasgow, planmäßiger Abflug 10.30 Uhr, erwartete Abflugzeit 14 Uhr. Doch es wird noch weitere Stunden dauern, bis die LH 960 sich auf den 39-minütigen Flug nach Schottland macht.

Fünf Stunden und noch länger warteten einige Lufthansa-Passagiere vor den Informationsschaltern, manche waren danach so klug wie zuvor. Wohl viele Reisende kamen gestern gar nicht mehr weiter. Die Lufthansa verteilte jede Menge Süßigkeiten.
Fünf Stunden und noch länger warteten einige Lufthansa-Passagiere vor den Informationsschaltern, manche waren danach so klug wie zuvor. Wohl viele Reisende kamen gestern gar nicht mehr weiter. Die Lufthansa verteilte jede Menge Süßigkeiten. © dpa

Die Warteschlangen der Passagiere ziehen sich durch die Abflughallen des Terminals 1. Sie sind geschätzt 200 bis 300 Meter lang. Geduldig stehen die Gestrandeten in der Reihe. Drängeln ist eh sinnlos. Vorne geht es unendlich langsam weiter. Denn das Bodenpersonal der Lufthansa ist an der Grenze des Möglichen, so ganz ohne die Möglichkeit, online Flüge zu buchen.

Glasfaserkabel durch Bauarbeiten beschädigt - Passagiere in Frankfurt gestrandet

Ein Bagger hat bei Arbeiten an einer S-Bahn-Strecke vier Glasfaserkabel zerstört, die die Daten der Lufthansa vom Flughafen aus übertragen. So stoppte die Fluggesellschaft alle Landungen in Frankfurt - und wo keine Maschinen landen, können auch keine abfliegen. Alle Passagiere werden aufs Ende der Schlangen verwiesen. Vorne, in Hunderten Meter Entfernung, versuchen Service-Mitarbeiter, Auskunft zu geben. Zum Beispiel, wann der Ersatzflug geht und ob eine Buchung möglich ist.

Am Rande einer anderen Warteschlange haben es sich Familienangehörige dreier Generationen irgendwie halbwegs gemütlich gemacht - auf einem Trolley. Wilfried Gebhardt, seine Tochter Kathrin und seine Enkelin Jenny sind am Morgen aus Erfurt angereist. Jetzt stehen sie schon seit zwei Stunden in der Schlange - beziehungsweise, sie lassen stehen. „Wir haben noch einen Familienangehörigen, der das erledigt“, schmunzelt der Senior, den die Lebenserfahrung gelehrt hat, aus schlechten Situationen das Beste zu machen. Enkelin Jenny freut sich auf den Urlaub auf Mallorca. „Aber wahrscheinlich müssen wir in Frankfurt übernachten. Es ist nicht abzusehen, wann ein Flug geht.“

Lufthansa versorgt Passagiere mit Snacks am Flughafen Frankfurt

Es war Geduld gefordert, von allen. Die Fluggesellschaft hat etliche Gitterwagen entlang der Schlangen aufgestellt, gefüllt mit Süßigkeiten und Getränken. Viele Passagiere irren umher, suchen jemanden, den sie fragen könnten, finden niemanden oder werden ans Ende einer Schlange verwiesen.

Frederic aus Schweden ist mit seiner Familie wie viele auf dem Weg in den Urlaub. „Der Flug nach Phuket ist gestrichen“, sagt er. „Um 8.30 Uhr sind wir hier angekommen und stehen jetzt seit zwei Stunden in der Schlange zur Umbuchung.“ Der kleine Sohn Sam (3) schläft in einem Gepäckwagen, den die Familie irgendwo ausgeliehen hat, umgeben von Handgepäck und Süßigkeiten aus dem Lufthansa-Lager.

Heimweh nach sechs Wochen Thailand

Man braucht Nerven und Geduld. „Was ist denn hier los?“, fragt Sylvana Albus, die mit ihrem Mann Michael aus dem Sauerland gekommen ist. „Wir sind eben erst angekommen und versuchen herauszufinden, ob unser Flug ebenfalls abgesagt ist.“ Andere, wie Mathias Tardy und Lucie Matricom, wollen nur noch nach Hause. „Wir waren sechs Wochen in Thailand“, sagt Lucie. „Jetzt wollten wir in Frankfurt umsteigen auf die Maschine nach Grenoble, und sie ist gecancelt.“

Die beiden sind verliebt, es ist alles nicht so schlimm. Nach fünf Stunden Wartezeit, ohne zu wissen, wie es weitergeht, haben sich die beiden auf einer Sitzreihe am Rande von einer der Hallen hingepflanzt. „Ich würde jedes Flugzeug nehmen, das auch nur in die Nähe unserer Heimatstadt Lyon fliegt“, sagt sie. Doch bis jetzt seien die Aussichten nicht gut: „Wir werden wohl noch eine Nacht in Frankfurt an unseren Urlaub dranhängen.“ (Thomas J. Schmidt)

Doch wie ist der gestrige Mittwoch (15. Februar) am Frankfurter Flughafen abgelaufen? Im Live-Ticker zum Ausfall der IT am Flughafen kann dies nachvollzogen werden.

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