Dramatische Entwicklung in Frankfurt: Gewalt in Notaufnahmen nimmt weiter zu

Immer häufiger kommt es im Krankenhaus zu Gewalt durch Patienten. In manchen Notaufnahmen in Frankfurt herrscht ein regelrechter Ausnahmezustand.
Frankfurt – Sie suchen Hilfe – doch oft werden sie laut und ausfällig, manchmal gar gewalttätig: Patienten in der Notaufnahme. Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat eine Umfrage unter den Krankenhäusern gestellt. Gleich vorweg: Nur die Uniklinik führt eine gründliche Statistik. In den anderen Häusern werden die Vorkommnisse nicht gezählt.
Indizien sprechen dafür, dass das Phänomen zunimmt. So berichtet der Geschäftsführer des Bürgerhospitals und Clementine Kinderhospitals, Wolfgang Heyl: "Sind die Attacken von Gewalt begleitet, wird die Polizei umgehend hinzugerufen und ebenfalls ein Hausverbot ausgesprochen. Dies kommt derzeit etwa alle drei bis vier Wochen vor, in den Jahren zuvor war dies im Schnitt alle drei Monate der Fall." Exakte Zahlen hat er jedoch nicht ermittelt.
Frankfurt: Gewalt im Krankenhaus nimmt zu
Anders die Uniklinik. Das größte Krankenhaus Frankfurts hat binnen zwölf Monaten 544 Übergriffe von Patienten verzeichnet. Davon waren 101 körperliche Angriffe abzuwehren, 96 Patienten beschimpften das Personal. Die größte Gruppe, 347 Patienten, übte verbale Gewalt aus und war auch ansonsten aggressiv, nicht jedoch gewalttätig. Die Uniklinik hat die Übergriffe gezählt in der Zeit von März 2017 bis Februar 2018.
Im Katharinenkrankenhaus wurde ein Mitarbeiter körperlich attackiert. "Verbale Angriffe erfolgen, werden aber nicht erfasst", antwortete die Geschäftsleitung auf die entsprechende Frage des Magistrats. Ähnlich ist die Situation im Klinikum Höchst. Auch hier war der Geschäftsleitung ein Fall von Gewalt bekannt geworden. "Die verbalen Übergriffe überwiegen jedoch deutlich. Sie erfolgen nahezu täglich", war aus dem Klinikum zu hören.
Krankenhaus-Personal in Frankfurt in Gefahr
Wer sind die Leute, die auffällig werden? Der Magistrat stellte allen Krankenhäusern in Frankfurt die gleichen Fragen, darunter die, wie viele Angriffe einen sexualisierten Hintergrund hatten beziehungsweise frauenfeindlich waren, wie viele ausländerfeindlich oder rassistisch waren. Kein Krankenhaus hat diese Charakteristika erfasst - vielleicht, weil nachts in der Notaufnahme ganz andere Dinge zu beobachten sind.
Deutlich wird wiederum Wolfgang Heyl, der sich nicht an die Fragen des Magistrats hielt, sondern seine Beobachtungen frei äußerte. Abends und nachts in den Notaufnahmen sei es besonders schlimm. "Zum einen betrifft das alkoholisierte Patienten, zum anderen Patienten, die sich über lange Wartezeiten beschweren, oft Eltern mit Kindern. Das (bekannte) Problem besteht oft zudem darin, den die Notaufnahme aufsuchenden Patienten zu vermitteln, dass nur wirkliche Notfälle behandelt werden dürfen und keine Bagatellerkrankungen. Hier ergibt sich ein großes Konfliktpotenzial. Erstaunlich für mich, dass Patienten mit einem offensichtlichen Migrationshintergrund sich besonders aggressiv und mit nicht wiederholbaren Schimpfworten ihren Landsleuten gegenüber zeigen."
Heyl berichtet von Krankenhaus-Patientengruppen, die sich nicht immer "an geregelte Abläufe" hielten und bisweilen in großen Familienclans auftreten - mit Folgen auch für andere Patienten, die sich durch Lautstärke und schlechtes Benehmen gestört fühlten.
Krankenhäuser greifen zu Gegenmaßnahmen
Die Gegenmaßnahmen in den Krankenhäusern gehen bis hin zum "Panikknopf" in den Notaufnahmen der Uniklinik. Im Krankenhaus Bürgerhospital können die Hauptnachtwachen in den betroffenen Stationen und den Notaufnahmen aushelfen. "Das Team der Technischen Abteilung ist tagsüber umgehend erreichbar und lässt kräftige Männer herbeieilen", schildert Heyl.
Das Sicherheitsgefühl am Arbeitsplatz jedoch sei in den Notaufnahmen "nicht mehr gegeben." Die Agaplesion Frankfurter Diakoniekliniken schulen in "Kommunikation", "Deeskalation" und sogar "Selbstverteidigung".
Im Klinikum Höchst ist der Sicherheitsdienst besser erreichbar als früher und es wurde ein Notrufsystem installiert. Dieses wurde Anfang März 2019 in Betrieb genommen. Zudem wurden die Mitarbeiter "durch bauliche Maßnahmen besser gegen körperliche- und Spuckattacken geschützt". Die Uniklinik erstattete schon Strafanzeigen, die mangels öffentlichen Interesses aber nicht weiterverfolgt wurden.
Von Thomas J. Schmidt
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