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Eltern schlagen Alarm: Fehlende Ganztagsbetreuung in Frankfurt

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Von: Julia Lorenz

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Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ist geplant. Doch fehlende Betreuungsangebote in Frankfurt gibt es jetzt schon.

Frankfurt - Bald ist es wieder so weit: Jedes Jahr im Frühjahr schlagen besorgte Eltern Alarm, weil sie keinen Platz in der Nachmittagsbetreuung für ihr Grundschulkind bekommen haben. Dann schließen sie sich zu Initiativen zusammen, sammeln Unterschriften und machen sich selbst auf die Suche nach passenden Immobilien für Horte. Denn die Stadt Frankfurt kommt seit Jahren mit dem Platzausbau nicht nach. Das liegt einerseits an der wachsenden Zahl an Kindern, andererseits an fehlenden Grundstücken und Liegenschaften.

Doch die Zeit drängt: Im Sommer 2026 tritt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder in Kraft - zumindest schrittweise. Zunächst nur für Erstklässler, dann kommt jedes Jahr ein weiterer Jahrgang hinzu, sodass der Rechtsanspruch mit Beginn des Schuljahres 2029/30 für alle Grundschulkinder gilt. Bis dahin ist noch viel zu tun.

Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder in Frankfurt soll bald möglich sein

Frankfurt sieht sich aber gut vorbereitet für den Rechtsanspruch. „Die Stadt bereitet sich auf unterschiedlichen Ebenen und mit diversen Maßnahmen intensiv auf die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz für Grundschulkinder vor“, heißt es in einem jüngst veröffentlichten Magistratsbericht. Da an einigen Schulstandorten der Ausbau des Ganztags allerdings an den „eingeschränkten räumlichen Ressourcen“ scheitere, würden alle Grundschulen begangen und Raum-Potenziale ausgewertet.

„Das Staatliche Schulamt und das Stadtschulamt arbeiten Hand in Hand in der Beratung der Schulleitungen und der Ganztagsträger zu den Weiterentwicklungspotenzialen an den jeweiligen Schulstandorten“, heißt es in dem Magistratsbericht. „Hintergrund ist, dass ein integrierter Ganztag nicht zwischen dem Vor- und Nachmittag unterscheidet, sondern vom Kind aus gedacht, die passenden Räume für die Bedarfe der Kinder den ganzen Tag vorhalten soll.“ Sprich: Alle Räume in den Schulen sollen ganztägig und individuell genutzt werden können.

Grundschülerinnen malen in einem Kinderhort. Ab 2026 haben alle Erst- bis Viertklässler einen Anspruch auf Betreuung. FOTO: dpa
Grundschülerinnen malen in einem Kinderhort. Ab 2026 haben alle Erst- bis Viertklässler einen Anspruch auf Betreuung. © picture alliance/dpa

Mehr als 3000 Plätze sollen für eine Ganztagsbetreuung in Frankfurt geschaffen werden

Für alle Neubauschulen sei die Umsetzung des Programms „Pakt für den Ganztag“ (früher: Pakt für den Nachmittag) gesetzt. Aktuell bieten 22 Grundschulen und Grundstufen dieses Programm an. Der „Pakt für den Ganztag“ umfasst eine Betreuungsgarantie mit Angeboten von 7.30 bis 17 Uhr. Zudem stehen im Haushalt Mittel für jährlich 400 neue Hortplätze und 850 neue ESB-Plätze zur Verfügung.

Seit Stadträtin Sylvia Weber (SPD) im Jahr 2016 das Ressort Bildung übernommen hat, wurden nach Angaben ihres Dezernats 498 neue Hortplätze und 2585 zusätzliche Plätze in der Erweiterten Schulischen Betreuung direkt in den Schulen geschaffen. Insgesamt gibt es in Frankfurt für die mehr als 25 000 Grundschüler 9671 Hortplätze und 7532 Plätze in der Übermittag-Betreuung in der Schule. 139 Grundschüler werden von Tageseltern betreut. Alle Angaben beziehen sich auf die Erhebung am Stichtag 1. November 2021. Aktuellere Zahlen liegen nach Angaben des Bildungsdezernats noch nicht vor.

Pilotphase zur Ganztagsbetreuung für Grundschüler in Frankfurt läuft noch

Darüber hinaus bieten 19 Grundschulen, Grundstufen und Förderschulen das Ganztagsprofil 1 des Landes Hessens an. Zwölf Schulen können das Profil 2 und sechs Schulen das Profil 3 vorweisen. Um die Vielzahl der schon bestehenden Ganztagsangebote und Finanzierungsmodelle von Stadt und Land zusammenzufassen, wurde ein Gesamtkonzept Ganztag erarbeitet. Es soll ebenfalls zur Vorbereitung auf den Rechtsanspruch dienen. Derzeit läuft noch die Pilotphase. In der ersten Phase haben zwei Schulen teilgenommen, in der zweiten Phase neun.

Laut Magistratsbericht liegt die stadtweite Versorgungsquote mit einem Betreuungsplatz am Nachmittag bei 71,42 Prozent. „Damit hat die Stadt Frankfurt bereits eine gute Ausgangslage für den Ausbau“, heißt es in dem Bericht weiter. Die Inanspruchnahme von Plätzen bis 17 Uhr mit einer Belegungsquote von 94,5 Prozent zeige den hohen Bedarf sowie die Nachfrage seitens der Familien. Ein Hortplatz kostet gut 10 000 Euro pro Jahr, ein Ganztagsplatz etwa 10 500 Euro. (Julia Lorenz)

3500 Kita-Plätze bleiben zurzeit wegen Personalmangels in Frankfurt unbesetzt. Auch hier wächst die Kritik der Eltern.

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