Frankfurt: Südbahnhof sollte neuer Hauptbahnhof werden

Ein Experte und Ex-Bahn-Planer schlägt vor, dass der Südbahnhof zum neuen Hauptbahnhof Frankfurt ausgebaut werden könnte. Ein Fernbahntunnel sei in Frankfurt unnötig.
- Die Stadt Frankfurt plant den Ausbau vom Hauptbahnhof Frankfurt per Fernbahntunnel
- Ein Experte ist jedoch der Ansicht, dass ein Fernbahntunnel in Frankfurt nicht nötig ist
- Stattdessen solle man den Bahnhof Frankfurt Süd zum neuen Hauptbahnhof ausbauen
Frankfurt - Ein Fernbahntunnel für Frankfurt ist unnötig, ein Ausbau oberirdischer Strecken würde genügen. Davon ist Sven Andersen überzeugt. Der anerkannte Fachjournalist und pensionierte Eisenbahningenieur schlägt vor, den Südbahnhof zum neuen Hauptbahnhof Frankfurt* auszubauen. Besonders in Sachsenhausen müssten dafür aber wohl reihenweise Häuser abgerissen werden.
Für den wichtigsten Bahnknoten Deutschlands ist mehr Kapazität nötig. Da sind sich die Experten einig, zumal der Bund mit dem "Deutschland-Takt" die Fahrgastzahl im Fernverkehr bis 2030 verdoppeln will. Dafür will der Bund einen Fernbahntunnel unterm Hauptbahnhof Frankfurt graben. Durch die sieben Kilometer lange Ost-West-Röhre sollen fast alle ICEs und ICs fahren. Sie könnten wichtige Minuten gewinnen, um anderorts Anschlüsse herzustellen. Vor allem: Die Kapazität des Hauptbahnhofs würde steigen. Das ist wichtig, da der Rhein-Main-Verkehrsverbund viel mehr Regionalzüge anbieten möchte.
Experte: Nicht am Hauptbahnhof Frankfurt buddeln, sondern Frankfurt Süd ausbauen
"Es ist unbestritten, dass wir zwei zusätzliche Fernbahngleise und vier Bahnsteigkanten benötigen", sagt Sven Andersen. Er will diese aber nicht unterm Hauptbahnhof buddeln, sondern oberirdisch am Südbahnhof anbauen. "Billiger und in wesentlich kürzerer Zeit" realisierbar sei das. Andersen kennt sich aus: Er arbeitete bis zur Pensionierung 2001 bei der Bahn. Von 1984 bis 1992 kümmerte sich der Ingenieur für den Vorstand um "Produktionskostenoptimierung im Schienenpersonenfernverkehr".
Der Düsseldorfer meldet sich mit seinem Vorschlag aktuell in einem Beitrag der Fachzeitschrift "Bahn-Report" zu Wort. Er nimmt fundiert die Planungen für den "Deutschland-Takt" unter die Lupe und kommt zum Schluss, dass der Tunnel nicht notwendig sei. Vielmehr will Andersen sämtliche Fernverkehrszüge nur am Südbahnhof halten lassen. Dort können die Züge durchfahren, müssen nicht wenden. Wie alles von der Gleisinfrastruktur her funktionieren würde, zeigt er auf.

Frankfurt: Bahnhof Süd von neun auf zwölf Gleise erweitern
Den Bahnhof Süd will der Ex-Bundesbahndirektor von neun auf zwölf Gleise erweitern. Dafür müsste der Bahnsteig an Gleis 9 verbreitert und verlängert, dann weitere drei Gleise und ein weiterer Bahnsteig angebaut werden. Er habe sich das "vor Ort angeschaut", sagt der Fachmann. "Ich schätze, dass das geht." Die Gleise rückten dann "ganz direkt an die Wohnhäuser heran", Nebengebäude müssten aber weg. Ob das dann genügt? "Ich weiß nicht, ob man von den Häusern selbst etwas braucht", sagt der Fachmann. Das zu untersuchen "müsste jetzt Aufgabe von DB Netz" sein.
Abrisse dürften auch östlich des Südbahnhofs nötig werden. Dort muss laut Andersen ein fünftes Gleis südlich an die Eisenbahnstrecke angebaut werden. So starke Eingriffe lehnen Bahn und Stadt ab. Das haben Gerd-Dietrich Bolte von der Bahn-Infrastruktursparte DB Netz und Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) bereits deutlich gemacht.
Oesterling lehnt einen so umfangreichen Ausbau auch aus städtebaulichen Gründen ab. Wie das Bahnhofsumfeld Hunderttausende Fahrgäste am Tag zusätzlich vertrage, müsse die Stadt lösen, findet Andersen. Für eine große Taxi-Zufahrt zum Beispiel "müsste man etwas eingreifen" in den Gebäudebestand, sprich: weitere Häuser abreißen, vorzugsweise an der Mörfelder Landstraße. Den Hauptbahnhof-Verkehr auf zwei Bahnhöfe aufzuteilen lehnen Stadt und Bahn ebenso ab.
Sämtliche Regionalzüge sollen zum Süd- und Hauptbahnhof Frankfurt fahren
Andersen will lange Umsteigewege zwischen Fern- und Nahverkehr vermeiden, indem sämtliche Regionalzüge zu beiden Bahnhöfen fahren. Dafür müssten RE-Linien verknüpft werden, etwa von Fulda nach Mannheim oder von Koblenz in den Odenwald. Wie Andersen fordert auch die Initiative "Frankfurt 22" des Sozialwissenschaftlers Klaus Gietinger eine oberirdische Lösung.
Sie sei für 500 Millionen Euro realisierbar, sagt Gietinger. Sven Andersen kann keine Kosten für seine Ausbau-Idee nennen: "Darin bin ich nicht so firm." Er schätzt, dass der oberirdische Ausbau "deutlich drunter bleibt" unter den Fernbahntunnel-Kosten.
Ideen für den oberirdischen Ausbau gingen auf die 1930er-Jahre zurück, erklärt der Ingenieur. Sein Vorschlag basiere auf Bundesbahn-Ideen von 1960. "Da hätte ich eher drauf kommen können", sagt Sven Andersen. "Kopfbahnhöfe sind kontraproduktiv", betont er. "Ich verstehe nicht, warum man daran festhält."
Von Dennis Pfeiffer-Goldmann
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