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Traditionskneipe Heck Meck schließt: Nachfolge bekannt – doch das Haus steht zum Verkauf

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Stammgast Reiner Falk (l.) will das Kneipenschild in seinem Wohnzimmer aufhängen. Wirtinnen Michaela Schaar und Conni Rädler ist es recht.
Stammgast Reiner Falk (l.) will das Kneipenschild in seinem Wohnzimmer aufhängen. Wirtinnen Michaela Schaar und Conni Rädler ist es recht. © rüffer

Die Schließung des Heck Meck ist das Ende einer Ära und einer Kult-Kneipe in Bockenheim. Jetzt steht das Haus zum Verkauf.

Frankfurt – Eine hohe Leiter und Schraubendreher sind alles, was nötig ist, um das Heck Meck unsichtbar zu machen. Am Freitagmorgen (21. April) montieren Werbetechniker die großen Reklamen an geschwungenem Schmiedeeisen ab. Michaela Schaar, die Wirtin, die 37 Jahre lang hinter dem Tresen stand ist ebenso gekommen wie Conny Rädler, die so gerne gemeinsam mit Schaars Tochter Maxi die Kultkneipe weitergeführt hätte.

Was bleibt, ist ein Fotobuch, das ein Stammgast zum Abschied gemacht hat. Mit Bildern aus einer fröhlichen Zeit und vom Abschied, als so viele Leute vor der Kneipe standen, dass kein Auto mehr durchkam und sogar die Polizei kam. Die Männer mit dem Werkzeug sind verwundert, dass so viele Leute auch heute früh hier sind. „Wir wechseln oft Leuchtschriften aus oder stellen sie auf LED um, aber dass Wirte aufhören müssen, haben wir so noch nicht erlebt“, sagt einer von ihnen.

Heck Meck in Frankfurt schließt: Als Frieseneck fing alles an

Groß und in Weiß und Gold mit schwarzer schlichter Schrift sind die vier Leuchtschilder. Rund das Binding-Logo mit dem Adleremblem aus dem Jahr 1990 und eckig das Heck Meck Logo. Schaar lacht bei der Erinnerung an die Anfangszeiten. „Bevor wir es übernommen haben, hieß das Lokal Frieseneck. Der Name sollte nach dem Wunsch von Binding nicht geändert werden. Dann haben wir nachts mit Klebestreifen den neuen Namen angebracht, Binding hat es wieder überklebt. Manchmal stand dann auf einem Schild Frieseneck, auf dem anderen Heck Meck. Irgendwann blieb es dann bei unserem Namen.“

Wehmut macht sich breit. Die Stammgäste Reiner Falk und Zino, der Sohn von Rolf Täumer, der fünf Jahre lang im Heck Meck ein Kneipenquiz organisiert hat, sind gekommen, um den Schildern ein neues Zuhause zu geben. Falk, der bis er vor kurzem in Rente ging, mehr als 30 Jahre lang den Abenteuerspielplatz Günthersburgpark geleitet hat, wohnt in Bockenheim. „Ein Schild hänge ich mir ins Wohnzimmer, eines kommt zu einem Kumpel nach Güthersloh, der Kneipenfan ist und solche Schilder sammelt.“ Falls der Stadtteil einmal ein Museum bekommt, will Falk sein Schild dafür stiften.

Erstmal Bier und Apfelwein – „Essen stand an zweiter Stelle“

Alle sind sich einig, dass mit dem Heck Meck „wieder ein Stück Kultur und Tradition verloren gegangen ist“. Nur noch fünf Kneipen mit Zapfhahn gebe es in Bockenheim. Dr. Flotte, den Tannenbaum, die Volkswirtschaft, das Hesseneck und das Tabula Rasa. „Mit den enorm steigenden Mieten sterben Kneipen, in denen man einfach gemütlich sitzen und Leute treffen kann, aus“, ist Falk sicher.

„Bei uns wurde keine Speisekarte verteilt. Erstmal wurde Bier gezapft und Apfelwein ausgeschenkt. Essen stand an zweiter Stelle. Die Leute sollten sich wohlfühlen und nicht gedrängt werden. Mittlerweile ist der Kostendruck in Restaurants so groß, dass immer mehr nur noch Slots anbieten und die Gäste nach spätestens zwei Stunden wieder gehen müssen“, sagen Schaar.

Auf ihre Nachfolger sind sie nicht sauer. „Die Jungs im jetzigen Tonka können ja nichts dafür. Dass der Vermieter von ihnen die dreifache Miete abknöpft, ist viel schlimmer“, so Schaar, die demnächst auch zum Essen in das vegane Nachfolgerlokal gehen will. Sie habe ja jetzt mehr Zeit als Rentnerin. Rädler arbeitet bei der Kooperative in der Adalbertstraße bei Gramm genau und will dort jetzt versuchen, die Gastronomie auszubauen und auch abends zu öffnen.

Heck Meck in Frankfurt: Haus steht zum Verkauf

„Ich bin trotzdem furchtbar traurig, dass wir die Kneipe hier in der Friesstraße nicht weiterführen können. Es war einfach ein wunderbarer sozialer Ort für alle.“ Die neuen Pächter, die 3900 Euro Kaltmiete bezahlen müssen, dürften beunruhigt sein. Das Lokal steht in einem Immobilienportal weiterhin zum Verkauf. Für 1,25 Millionen Euro.

Daher überrascht es die ehemaligen Wirte nicht, dass die 4000 Unterschriften, die für den Erhalt des Heck Meck gesammelt wurden, beim Vermieter nichts bewegt haben. Die Schilder sind abmontiert und verladen, um als Erinnerung in Wohnzimmern als Leuchten zu bleiben. Alle sind traurig beim Blick auf die leeren Flächen an dem Gebäude aus dem Jahr 1900. „Jetzt ist endgültig Schluss hier.“ (Sabine Schramek)

In Frankfurt haben im Jahr 2022 mehrere Kneipen, Restaurants und Geschäfte schließen müssen.

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