Anbau des Bürgerhospitals: Im März beginnt der Betrieb

Knapp dreieinhalb Jahre benötigte der Anbau des Bürgerhospitals – nun soll der Betrieb im März beginnen. Rund 50 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, das mit 20 Millionen Euro vom Land Hessen gefördert wurde.
Es ist still im Neubau des Bürgerhospitals, in dem nach einer Bauzeit von knapp dreieinhalb Jahren Ärzte und Pfleger Patienten auf rund 8 800 Quadratmetern Nutzfläche versorgen können. Die Stille rührt nicht nur daher, dass die Arbeit auf den verschiedenen Stationen noch nicht begonnen hat. Vielmehr ist es die Isolierung mit einer achtfachen Fensterverglasung, die den Verkehrslärm von der Nibelungenallee sprichwörtlich „vor der Tür“ lässt.
Ruhig soll es sein für die Patienten, die dort künftig behandelt werden. „Der Umzug soll nach und nach erfolgen“, erklärt Marcus Amberger bei einem Rundgang durch das Haus. Er ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Bürgerhospital und Clementine Kinderhospital GmbH, die Träger beider Krankenhäuser ist.
Neubau Bürgerhospital: Neuer Zentral-OP
Sechsstöckig ist der Neubau, der an der Ecke Nibelungenallee/Richard-Wagner-Straße errichtet wurde. Neben einer besonderen Farbgestaltung für jede Etage fällt beim Rundgang auf, dass viel Wert auf natürliches Tageslicht gelegt wird – selbst in den sechs Sälen des ebenfalls neu errichteten zentralen Operationsbereiches sowie im Aufwachbereich im ersten Stockwerk. Jedes der Fenster hat einen Sichtschutz, so dass Einblicke von außen nicht möglich sind. Und wenn der Operateur lieber ohne Tageslicht im OP-Saal arbeiten möchte, kann er die eingebaute Technik nutzen, um die Fenster zu verdunkeln.
„Die Technik der OP-Säle ist auf dem modernsten Stand“, sagt Marcus Amberger. „Mit dem Neubau wurde der Zentral-OP von bisher fünf auf sechs Säle vergrößert.“ Künftig werden dort vor allem Fälle aus den Fachgebieten Allgemein- und Viszeralchirurgie, der Unfall- und Orthopädischen Chirurgie sowie der Endokrinen- und Kinderchirurgie operiert. Auch das am Bürgerhospital eingerichtete Orbitazentrum nimmt dort Eingriffe bei Erkrankungen der Augenhöhle vor.
Kaiserschnitt-Entbindungen: OP-Zahlen werden steigen
„Der Operationssaal 1 ist primär für Kaiserschnitt-Entbindungen reserviert“, sagt Amberger. Durch den neuen Zentral-OP sei eine Erhöhung an Operationen auf durchschnittlich 7000 bis 7500 Eingriffe pro Jahr geplant. Zum Vergleich beziffert er die bisherigen OP-Zahlen am Haus auf durchschnittlich 6500 jährlich. Der bisherige OP-Bereich im alten Gebäude soll weiterentwickelt werden für Augenoperationen, die immer schon getrennt vom Zentral-OP durchgeführt worden seien. Die Lüftungstechnik für die Räume der OP-Säle ist in der zweiten Etage untergebracht.
Im dritten Stockwerk befindet sich der neue Entbindungsbereich des Bürgerhospitals, das in Hessen die größte Klinik für Geburtshilfe ist und im vergangenen Jahr 3437 Entbindungen verzeichnen konnte. Auch dieser Bereich habe sich mit dem Neubau vergrößert, sagt Amberger. Statt wie bisher fünf gibt es sieben Kreißsäle sowie zwei Räume mit Entbindungswannen.
Damit trägt das Krankenhaus der seit vielen Jahren stetig steigenden Geburtenzahlen in seiner Frauenklinik Rechnung. Das Farbkonzept auf der Station ist Gelb und Weiß. In jedem Raum hängen Bilder mit floralen Motiven. „Behaglich soll es sein“, beschreibt der Geschäftsführer die Idee hinter dem Farb- und Gestaltungskonzept.
Im Bürgerhospital in Frankfurt sind Zwillinge schon an sich ein eher seltenes Phänomen. Aber Noel und Leon sorgen für eine besondere Überraschung.
Perinatalzentrum Level 1: Intensivmedizin für Neugeborene
Das gilt auch für die Station im vierten Obergeschoss, dem Intensivbereich für Neugeborene und Kinder – der sogenannten Neonatologie mit zusätzlich drei pädiatrischen Intensivzimmern für ältere Kinder. Das Bürgerhospital ist Perinatalzentrum der höchsten Stufe (Level1) und erfüllt damit die Voraussetzungen für die Betreuung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen.
Für Schwangere, bei denen eine Risikoschwangerschaft vorliegt oder es zu Komplikationen während der Geburt kommt, ist im fünften Stockwerk des Neubaus die Pflegestation der Geburtshilfe eingerichtet. Ganz oben schließlich befindet sich die Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte, in der die Geräte stehen, in denen die Instrumente steril – etwa vor dem Einsatz bei einer OP – gemacht werden. „Wir sind sehr stolz auf das, was neu entstanden ist“, erklärt Amberger.
Vom sechsten Stockwerk hat man einen guten Blick auf die Baustelle auf der gegenüberliegende Seite. Auf dem Grundstück stand einst das Gebäude des St. Marienkrankenhauses. Neben den Wohnungen, die derzeit gebaut werden, entsteht dort in den kommenden Jahren auch der Neubau des Clementine Kinderhospitals, das derzeit im Ostend seine Räume hat. Das Kinderkrankenhaus soll voraussichtlich Mitte 2023 dorthin umziehen.
Dort wo einst das Marienkrankenhaus stand, werden aktuell 236 Neubauwohnungen entstehen.